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14.10.2007

Kinder müssen beim Medienkonsum begleitet werden

(bjh) Schon vor seinem Vortrag im Kurpfalz-Gymnasium (KGS) wurde Gerald Hoelscher mit Fragen überhäuft. "Wie viele Stunden Fernsehen soll ich meinem Kind pro Tag erlauben?", fragten viele Eltern den Psychologen und Medienpädagogen. Bereits hier wurde deutlich, dass er keine Pauschallösungen im Gepäck hatte.

Die Kinder bei ihrem Medienkonsum zu begleiten und ihnen eine eigene Medienkompetenz zu vermitteln sei viel wichtiger als die Frage, ob sie ein paar Minuten mehr oder weniger in die Röhre gucken. Gewalt in den Medien sei "ein Thema, das uns bewegt", sagte Schulleiter Matthias Nortmeyer in seiner Begrüßung. Rund dreißig Eltern und Lehrer sahen das genauso und kamen zum "KGS-Forum", das sich mit dieser Frage beschäftigte. Mit dem Dossenheimer Gerald Hoelscher konnte dafür ein kompetenter Ansprechpartner gefunden werden, der sich seit seinem Studium mit Medienkonsum befasst und regelmäßig mit Kinder- und Jugendgruppen arbeitet.

In seinem Vortrag war er vor allem bemüht, den Zuhörern die Angst vor den Extremfällen zu nehmen, die sie aus den Schlagzeilen kennen. Weder mit Blutbädern in Schulen oder den so genannten "amerikanischen Verhältnissen" wollte er sich in seinem Vortrag beschäftigen. Vielmehr ging es ihm um die Alltagsprobleme, mit denen sich die überwiegende Mehrheit der Kinder und Jugendlichen auseinander setzen müssten. Ihre Gewalterfahrungen seien häufig, aber oft niederschwellig. "Rund die Hälfte der Zehn- bis 17-Jährigen in Baden-Württemberg ist schon einmal Opfer eines kleineren oder größeren Diebstahls geworden", berichtete er. Auch Mobbing und soziale Ausgrenzung, etwa durch Armut seien Gewaltformen, denen viele Kinder ausgesetzt seien. Gleichzeitig sei ihr Zugang zu Medien wie Fernsehen und Computer in den letzten Jahren stark gestiegen. Über 90 Prozent der 13-Jährigen hätten zudem bereits ein eigenes Handy.

Wenn Kinder durch Computerspiele oder Fernsehfilme gewalttätige Szenen konsumieren, bestünden verschiedene Risiken. Neben der Gewöhnung und Überforderung sei vor allem die Nachahmung ein Problem. Wer im Alltag seine Probleme mit Gewalt löse, dürfe damit nicht durchkommen und so zum Vorbild werden. "Das heißt für alle pädagogisch Verantwortlichen: Wir müssen hingucken und einschreiten", sagte er.

Mit "Gewalt in den Medien" fand bereits zum siebten Mal ein "KGS-Forum" zu einem aktuellen Thema statt. Elternbeiratsvorsitzende Susanne Wuwer-Belz, die das Forum initiiert hat, war sichtlich erfreut, dass sie mit Gerald Hoelscher einen Referenten begrüßte, der bereits viel Praxiserfahrung auf diesem Gebiet hat.

"Die Schule profitiert gleich mehrfach von dem ’Forum’", sagte Schulleiter Nortmeyer. Er selbst müsse als Deutschlehrer immer wieder erfahren, welche Konsequenzen die Mediennutzung habe. Neben Konzentrationsvermögen, Rechtschreibung und Textverständnis sei auch die Geduld, sich mit langen Texten auseinanderzusetzen, stark reduziert. Er und seine Kollegen seien deshalb sehr froh, Hinweise zum Umgang mit Medien erhalten zu haben.

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung