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18.10.2007

An der Planung hat sich nicht viel geändert

Von Carsten Blaue

Entweder der neue OEG-Bahnhof wird in Nord-Lage gebaut und die Unterführung wird geschlossen. Oder er wird in als "Süd-Variante" realisiert und die Unterführung bleibt auf. Das waren bisher die Alternativen, die die Rhein-Neckar-Verkehr GmbH der Stadt und dem Gemeinderat eröffnet hat. Die Verwaltung wird den Stadträten am kommenden Mittwoch jedoch nicht eine dieser beiden Optionen zur Entscheidung vorlegen, sondern quasi etwas von beidem: nämlich die südliche Lage des Bahnhofs und die Schließung der Unterführung. Das war eine der wenigen überraschenden Neuigkeiten, die die Bürger gestern bei der zweiten Info-Veranstaltung zur Zukunft des OEG-Bahnhofs im Haus der Feuerwehr hörten.

Durch die "Süd-Variante" entstünde im Norden des Bahnhofs eine größere Fläche, die man städtebaulich entsprechend attraktiver gestalten könne, sagte Bürgermeister Hansjörg Höfer in der knapp zweistündigen Veranstaltung. Hier darf man auf die Ideen des städtebaulichen Gutachterverfahrens gespannt sein, dessen Inhalte Stadtbaumeister Volker Rehberger ausführlich vorstellte. Fünf Büros würden sich in den nächsten vier bis sechs Monaten über die stadtplanerische Zukunft des gut 32 000 Quadratmeter großen Bahnhofsumfelds Gedanken machen und Aussagen treffen beispielsweise über die Struktur der künftigen Bebauung, der Grünflächen, der Parkplätze oder der Nutzung (Wohnen, Einzelhandel und Büros wären etwa zu je einem Drittel möglich).

Hatte Höfer noch vergangene Woche gesagt, dass die Zukunft der Unterführung Teil der städtebaulichen Planung sein soll, so sprach er sich gestern deutlich für deren Schließung aus. Auch die Mehrheit des begleitenden Arbeitskreises mit Vertretern der Fraktionen habe das so gesehen. Die RNV müsse den Bahnhof barrierefrei, also auch behindertengerecht bauen.

Entsprechend sei auch ein etwa zehn Meter breiter Fußgängerüberweg mit Ampeln über die B 3 auf Höhe des neuen Bahnhofs vorgesehen. Und wenn es diesen Überweg mal gebe, werde die Unterführung "nicht mehr so genutzt". Zudem könnten Schülerlotsen an der neuen Querung der B 3 für zusätzliche Sicherheit sorgen. Vor Monaten nannte Höfer den Erhalt der Unterführung als Schulweg noch "wünschenswert".

Nicht geändert hat sich allerdings die Planung des neuen Bahnhofs. Was Dr. Peter Raue von der RNV vorstellte, war im Grunde der gleiche Entwurf, der schon in der ersten Bürger-Info präsentiert wurde. Da stellte sich die Frage, wo denn die Anregungen, Forderungen und Wünsche der Parteien geblieben sind, die diese in ihren eigenen Info-Veranstaltungen formuliert hatten. Streitpunkte waren seinerzeit etwa der Standort der Bus-Halle und die angedachte Öffnung des Bahnhofs in Richtung B 3. In diesen Fragen gab die Planung nichts Neues her.

Architekt Thorsten Erl, Wissenschaftlicher Mitarbeiter des Lehrstuhls Städtebau und Entwerfen der Uni Stuttgart, empfahl in seinem Vortrag allerdings schlüssig, doch die vielen Wände, Barrieren und Grenzen längs des OEG-Areals zu beseitigen. Die B 3 müsse als "Straße in der Stadt, die Landstraße heißt" begriffen und integriert werden.

Ab kommender Woche wird sich Erl mit Studenten im Rahmen eines Wettbewerbs Gedanken über die städtebauliche Zukunft des OEG-Areals machen. Für die Verwaltung ist das die Einbeziehung "unabhängiger städtebaulicher Kompetenz".

Die Bürger hatten schließlich nicht mehr allzu viele Fragen. Hans-Jürgen Krieger plädierte als Geschäftsführender Schulleiter einmal mehr für den Erhalt der Unterführung. Er wisse nicht, wie der Bürgermeister darauf komme, dass sich die Mehrheit des Arbeitskreises für deren Schließung ausgesprochen habe. Nach Kenntnis des Protokolls sei ihm das neu. Außerdem sei das Thema Schülerlotsen nie mit den Schulen besprochen worden. Die bräuchte man überdies nicht, wenn die Sicherheitslage am neuen B 3-Überweg eindeutig sei. Für ihn, so Krieger, sei die Sicherheit von 800 Schülern ein hohes Gut. "Es gibt kein höheres Gut. Wir spielen nicht mit dem Leben", konterte Höfer.

Die Stimmung unter den Stadträten schien nach der Veranstaltung eher gedämpft zu sein. Erinnern konnte man sich in diesem Moment noch gut an die Worte von Alfred Burkhardt, Stadtrat der Freien Wähler, die übrigens gestern Abend als einzige gar nicht im Haus der Feuerwehr vertreten waren. In der RNZ vom 13. September hatte Burkhardt jedenfalls gesagt: "Wir können den Bahnhof nicht neu erfinden. Wenn wir uns verschließen, dann wird der neue Bahnhof gar nicht gebaut."

Auch Höfer wies darauf hin, dass die RNV den neuen Bahnhof nicht bauen wird, wenn der Gemeinderat nächste Woche keinen Beschluss fasst. Auf die Aussprache darf man gespannt sein.

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung