Schriesheim im Bild 2023

29.10.2007

B 3 liegt als „Wunde" im Herzen Schriesheims

Schriesheim. (keke) Was die Schrieshei-mer schon immer wussten: Ihr von der Strahlenburg überthrontes Städtchen stellt nicht nur das "Tor zum Odenwald" dar. Es liegt zugleich in einer abwechslungsreichen Kulturlandschaft, bietet gute Verkehrsanbindungen und ein hervorragendes Angebot an Dienstleistungen und Einkaufsmöglichkeiten.

"Nur bekommen auswärtige Autofahrer, die Schriesheim auf der Bundesstraße 3 passieren, davon leider herzlich wenig mit", fasste eine Studentengruppe des Städtebau-Instituts der Uni Stuttgart die Ergebnisse eines dreitägigen Workshops zusammen. Er hatte sich mit der städtebaulichen Zukunft der Weinstadt und den Möglichkeiten des OEG- Areals und seines Umfelds beschäftigt. Was die knapp 20-köpfige Studenten-gruppe und der sie betreuende wissen-schaftliche Mitarbeiter am Lehrstuhl Städtebau und Entwerfen, Thorsten Erl, am schnellsten geändert sehen wollen: das Image der Bundesstraße als "offener Wunde im Herzen Schriesheims". Die Durchfahrt durch die Stadt sowie der Umkreis der B 3 bedürften einer dringenden Überarbeitung.

Blickbeziehungen sollten als "Identitätspunkte" geschaffen werden, die Talstraße als "Tor in den Odenwald" bereits ab ihrer Einmündung in die B 3 eine neue Qualität erhalten. Dem Fremden müsse, beispielsweise durch Maßnahmen, die seine Durchfahrt verlangsamen, signalisiert werden, dass ihn etwas Besonderes erwarte. So könnten nach Vorstellungen der Studenten unter anderem die Ausweitung der "Schriesheimer Lampen" über die Altstadt Identität herstellen – oder eine "Perlenkette von Grün- und Freiräumen Richtung Altstadt". Als weitere Maßnahme schlagen die Workshopteilnehmer mehrere oberirdische Querungsmöglichkeiten über die B 3 vor. Von der Beibehaltung oder dem Bau weiterer Unterführungen wollen sie dagegen nichts wissen. Missfallen erregen zudem die OEG-Hallen, Wände und Mauern sowie die Richtung Weinheim vor dem Neubaugebiet angebrachte Lärmschutzwand. Diese behinderten die Sichtbeziehungen erheblich. Um der Stadt eine Einheit zu geben, kommt nach den Vorstellungen der Studenten dem angedachten neuen OEG-Bahnhof eine zentrale Bedeutung zu. Die Verantwortlichen sollten Quervernetzungen herstellen, um die getrennten Stadtteile aneinanderzukoppeln und direkte Wege herzustellen.

Darüber hinaus würde nach Meinung der Planer ein öffentlicher Stadtplatz die Identitätsfindung erleichtern. Als weitere Leitlinie schlagen die Studenten zudem eine noch umfassendere Öffnung des Kanzelbaches vor. Auch hierdurch könnten Menschen in die Altstadt geholt werden. Volker Rehberger vernahm Letzteres mit Wohlgefallen. Die vorgeschlagene Öffnung des Bachlaufes, so der Stadtbau-meister, sei im Gewässerentwicklungs-plan bereits vorgesehen. Er müsse offen sein und die Menschen in die Stadt hineinziehen, lautete die wichtigste Forderung an den neuen Bahnhof. Als Anknüpfungspunkt an die Umgebung müsse er schon zur Begrüßung der Ankommen-den Attraktivität ausstrahlen. Was in gleichem Maße für eine Einbindung der Schiller-, der Bahnhof- und der Theodor-Körner-Straße gelte. "Das Plangebiet und die darin liegende Qualität des öffentlichen Raums haben das Potenzial, zur Eintrittskarte und zum Schaufenster der Stadt zu werden", fasste Prof. Helmut Bott vom Städtebau-Institut der Uni Stuttgart die Ergebnisse zusammen. Man wisse um die aktuelle politische Diskussion in Bezug auf das Planungsgebiet und deren hohe emotionale Bedeutung, so Bott. Dennoch wolle man diese Frage vom Projektansatz her offenlassen und gehe die Sache aus unabhängiger Sicht an. Bürgermeister Hansjörg Höfer zeigte sich von der Professionalität der Arbeit überrascht und freute sich über die Lösungsansätze. Einiges davon werde mit Sicherheit Einfluss auf die Stadt haben und in die weitere Stadtgestaltung einfließen. Nach Abschluss der Arbeiten werden die Studenten Schriesheim Ende Februar erneut besuchen und dann ihre endgülti-gen Vorschläge präsentieren.

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung