Schriesheim im Bild 2023

28.06.2003

Die Anwohner haben genug Staub geschluckt

Schriesheim-Altenbach. (hö) Dieses Mal hatte Bürgermeister Peter Riehl einen besseren Stand als vor sieben Wochen. Recht entspannt diskutierten die Altenbacher mit dem Erz-Schriesheimer. Und der nahm sich in der Diskussion zurück und erging sich in Demut: Er wolle "nicht die Vergangenheit bewältigen", sondern "in die Zukunft blicken". Und doch blickte er erstmal in die düstere Zeit der heftigen Kabbelei zurück, indem er die Notwendigkeit der Kanalsanierung - "Ich habe selten eine so schwere Maßnahme in meiner Amtszeit erlebt" - referierte und die Entscheidungen der Verwaltung rechtfertigte.

Kurzum: Die Sanierung am Stück war der einzige Weg, alles andere sei, schon wegen der Landeszuschüsse, "nicht machbar gewesen". Als dann die Entscheidung gefallen war, sei es auch "absurd" gewesen, einen oft geforderten Bauzeitplan aufzustellen - er wäre nicht umsetzbar gewesen. Immer noch blieb die Versammlung ruhig. Vielleicht auch, weil Riehl seinen "Riesenfehler" eingestand. Seine Äußerung vom letzten Oktober, die Baustelle sei "bis zum Juni 2003 fertig" sei ihm oft genug um die Ohren gehauen worden. Immer noch blieb der Saal ruhig, vielleicht auch weil die Orts- und Gemeinderäte Kraus und Wolf fehlten, die Riehl in puncto Kanalsanierung zugesetzt hatten. Das Nichterscheinen seiner heftigsten Kritiker kommentierte Riehl mit den Worten: "Wenn die Luft raus ist, kommen sie nicht mehr."

Überhaupt nahm die Versammlung einen anderen Verlauf als noch vor sieben Wochen: Die Hauptstraßen-Anwohner forderten vehement, dass die halblegale Öffung der Hauptstraße wieder rückgängig gemacht werden soll. Galt in der Vergangenheit eher das Augenmerk einer teilweisen Öffnung der Verkehrsader, wurde der Spieß jetzt umgedreht: "Wir fressen Staub ohne Ende", klagten die Hauptsträßler, der stellvertretende Ortsvorsteher Bernd Minor verlangte eine komplette Sperrung, während dieser Bauabschnitt zwischen Ortsausgang und Ortsmitte fertig gestellt wird. Denn hier sind die wichtigsten Arbeiten abgeschlossen, jetzt käme die Straße samt Gully und Co. sowie Asphalt dran.

Diese Einmütigkeit zwang Riehl zum Umdenken: Zunächst hatte er sich darauf eingestellt, dass es die Altenbacher doch lieber hätten, wenn die südliche Hauptstraße halbseitig befahrbar wäre. Das wäre möglich gewesen: Auf der einen Seite wird gearbeitet, auf der anderen gefahren. Aber die Altenbacher befürchteten die Wiederkehr des Durchgangs- und Ausflüglerverkehrs. Die halbe Straße nur für Ortsansässige zu reservieren, ist nicht umsetzbar: Wer hätte es auch kontrollieren sollen? Der Ortspolizist darf nicht, die Polizei wird nicht. Und wenn abgesperrt wird, demontieren manche die Absperrungen. Ruhe gab es erst, seitdem ein Bagger die Zufahrt versperrt. Also blieb nur die Wahl "Entweder ganz zu oder offen für alle".

Diejenigen, die sich zu Wort meldeten, hatte seine Wahl schon getroffen: Während an diesem Bauabschnitt gearbeitet wird, bleibt die Hauptstraße gesperrt. Und Riehl steuerte rasch nach Rücksprache mit den Ingenieuren, der Baufirma, seinem Stadtbaumeister und Ortsvorsteher Alfred Burkhardt um und gab nach. Einziger Wermutstropfen: Es dauert eine Weile, bis die Straße hier fertig wird. Weil im Sommer kaum Teer produziert wird, dauert es wohl nach Rücksprache mit dem Baufirmachef Gerhard Dürrwang bis Ende August. Dafür will die Baufirma mit noch mehr Personal und mit Hochdruck arbeiten - schon ab übermorgen. Danach kommt auch eine innerörtliche Umleitung, um von der Kipp oder der Eich auf die neue Straße zu kommen. Die soll nur für Autos, möglichst Altenbacher Provenienz, reserviert sein, Laster bleiben tabu. Ob das durchsetzbar ist, bleibt offen. Und doch bekam Riehl, nachdem er den überraschenden Entschluss verkündet hatte, lebhaften Applaus. Auch Ortsvorsteher Burkhardt war zufrieden: "Wir haben immer gesagt, dass erst dann gefahren werden kann, wenn die Straße asphaltiert ist.

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung