Schriesheim im Bild 2023

07.07.2003

Wenn Bergleute eine Grube graben...

...dann können Besucher viel über 500 Jahre Bergbau in Schriesheim lernen - 18. Bergwerksfest an der Grube Anna-Elisabeth.

Von Sonja Horchler

Schriesheim. Am Samstag und Sonntag hat der Bergwerksverein Schriesheim auf dem Gelände der Grube Anna-Elisabeth das 18. Schriesheimer Bergwerksfest gefeiert. Und trotz gelegentlicher Schauer war das Fest gut besucht, was vor allem an dem bunten Programm gelegen haben dürfte, das sich der Bergwerksverein ausgedacht hatte.

Die "Schriesheimer Jagdhornbläser" bildeten am Samstag den musikalischen Auftakt, am Abend spielten "Branco und Ulla" auf. Am Sonntag umrahmte "Eugen Fallmann's Dixieband" einen Jazzfrühschoppen mit Weißwurst. Später sorgte die Band "BluePrint" für Unterhaltung. Auch für die Kinder war gesorgt: Neben Kinderschminken und Basteln von Luftballonfiguren gab es Vorführungen der Kinderzauberin Claudilina.

Am meisten fasziniert waren die Besucher aber von den Bergwerksführungen, die die Mitglieder des Bergwerkvereins das ganze Wochenende über durchführten. Dabei ging es bis 500 Meter in den Branich hinein, vorbei an der Heiligen Barbara, der Schutzpatronin der Bergleute.

Zwei Bergwerke aus zwei Zeitaltern
Zu sehen gab es gleich zwei Bergwerke aus zwei Zeitaltern: Im Mittelalter wurde in Schriesheim Silber abgebaut, im 17. Jahrhundert Eisenvitriol. Erstmals schriftlich erwähnt wurde das Werk im Jahr 1473. Allerdings muss es schon im 13. Jahrhundert durch die Raubritter von Strahl erschlossen worden sein, auf die auch die Strahlenburg zurückgeht. Bereits im 15. Jahrhundert war es dann aber sowohl mit dem Silberabbau, als auch mit den Raubrittern von Strahl wieder vorbei - Spanier und Portugiesen brachten billigeres Silber aus Lateinamerika nach Europa. Und so wurde die Mine im Jahr 1548 geschlossen.

Dass der Silberabbau nicht sehr effizient gewesen sein kann, zeigten die Mitarbeiter des Bergwerkvereins anhand von Originalschaustücken: Nur mit Hammer und einem kleinen Eisen bewaffnet waren die Bergleute im Mittelalter zu Werke gegangen. Voran kamen sie nur ein bis drei Zentimeter pro Schicht - und eine Schicht dauerte zwischen acht und zwölf Stunden. Dabei ging es den Bergleuten im Gegensatz zu den Bauern sogar recht gut: Sie waren keine Leibeigene und hatten einen guten Ruf, waren sie für die jeweiligen Bergwerksbesitzer doch ein Quell von großem Reichtum. Deswegen hatten sie richtige Arbeitsverträge, so etwas wie Gewerkschaften, eine eigene Gerichtsbarkeit und meistens "nur" acht-Stunden Tage.

Ab 1680 wurde in Schriesheim dann Eisenvitriol abgebaut, ein Stoff der leicht zerbröselt und bei dem man deshalb leichter voran kommt. Genutzt wurde Vitriol vor allem zum Färben von Kleidern und Leder, aber auch zur Desinfektion gegen die Maul- und Klauenseuche. Da Vitriol ziemlich giftig ist, ist der Bergwerksvorplatz, auf dem die Verarbeitung und die jährlichen Versteigerungen stattfanden, bis heute verseucht. Und so war auch der Abbau von Vitriol wenig erfolgreich, im Jahr 1817 wurde das Werk wieder geschlossen.

1985 hat der Bergwerksverein begonnen, die alten Schächte wieder freizulegen und begehbar zu machen. Die Idee kam den Mitgliedern, so der Vorsitzende und Mitbegründer Wilhelm Gassert, durch ein Buch mit dem Titel "Zwölfhundert Jahre Schriesheim". Darin beschrieb der Verfasser Dr. Hermann Brunn auf einem Duzend Seiten auch den Bergbau in Schriesheim. Das hat die Neugier der Vereinsmitglieder geweckt.

"Die Neugier ist unsere Antriebskraft. Wir fragen uns, wie weit gehen die Stollen denn wohl noch, was kommt hinter der nächsten Ecke, wie sieht das Originalbergwerk aus?", erklärte Wilhelm Gassert. Seit 1988 ist das Werk für die Öffentlichkeit zugänglich. Noch ist nicht alles begehbar, doch in den Sommermonaten, über Spezialführungen und bei Anlässen wie dem Bergwerksfest haben die Besucher die Möglichkeit, eine Menge über 500 Jahre Bergbau in Schriesheim zu lernen.

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung