Schriesheim im Bild 2023

22.08.2003

Warten auf die Burgunder

Der Schriesheimer Sören Messing spielt schon im zweiten Jahr bei den "Nibelungen" in Worms mit.

Jugend auf Zack
Schriesheim. (fr) Vor vier Jahren hat Sören Messing bei der Laientheatergruppe "Die Rebläuse" mit dem Schauspielern begonnen. Da war er elf Jahre alt. Heute ist er 15 und kommt nach den Sommerferien in die neunte Klasse der Kurpfalzrealschule. Seit zwei Jahren spielt er schon bei den Nibelungenfestspielen in Worms mit. Damit ist er seinem Traum, mit Schauspielen seinen Lebensunterhalt verdienen zu können, schon ein ganzes Stück näher gekommen.

Nachdem ihm die Arbeit bei den Rebläusen so viel Spaß gemacht hat, bewarb er sich zunächst beim Mannheimer Oststadttheater. Von dort kam keine Reaktion. Sörens Mutter hörte im Radio von einem Casting der Nibelungenfestspiele für Kinder. Das war um die Mittagszeit. Das Casting war für denselben Tag abends angesetzt. Auf dem schnellsten Wege fuhr Mutter Messing nach Hause, lud Sören in den Wagen und fuhr mit ihm nach Worms. Rund 80 Kinder waren vor Ort und Sören setzte sich mit 12 weiteren durch. Seit dem ist er mit Herzblut dabei.

In zwei Szenen ist Sören zu sehen: einmal als einer von Etzels Söhnen, und ein anderes mal begrüßt er die zurückkehrenden Burgunder. In dieser Szene muss er einen Mann freudig umarmen. Letztes Jahr verkörperte sein älterer Bruder diesen Mann. Diese Jahr fällt Thorsten Messing wegen einer Krankheit aus. "Jetzt muss ich einen anderen als meinen Bruder umarmen", meint Sören traurig.

Bei den Nibelungen Festspielen dabei zu sein fordert von dem Fünfzehnjährigen einen hohen Preis. Während der Proben und der Spielzeit muss er jeden Tag nach Worms. Seine Mutter fährt ihn. "Sie ist die Stütze meines Lebens. Ohne meine Mutter würde ich das alles nicht schaffen", wie Sören ohne Umschweife erklärt.

Was er bei den Nibelungenfestspielen gelernt hat ist Warten. "Aushalten und Warten", wie er das nennt. Im letzten Jahr, als die Truppe noch nicht so eingespielt war, kam es schon mal vor, dass Sören morgens um elf vor Ort war und abends unverrichteter Dinge wieder nach Hause fuhr. Angst, alleine auf der Bühne zu stehen und alle Blicke auf sich zu spüren, hat er nicht. "Das gehört dazu und diesen Kitzel brauche ich auch". Die Verbeugung zum Ende der Vorstellung ist für ihn das Größte. "Da hole ich mir alles wieder ab, was ich in der Vorstellung gegeben habe."

Nach seinem Erfolg bei den Nibelungenfestspielen im letzten Jahr, erhielt er dann auch eine Einladung vom Oststadttheater in Mannheim, bei dem er jetzt in einem Stück zu sehen sein wird. Auch die Volksbühne in Worms hat ihn für eine Inszenierung engagiert. Das ergibt knapp 30 Vorstellungen im Jahr. Da bleibt nicht viel Zeit für Privates.

"Meine Freunde verstehen das", meint Sören. Dass andere Jugendliche sich keine Gedanken um ihre Zukunft machen oder einfach nicht wissen was sie wollen, kann er sich gar nicht erklären.

Am 1. September hat er ein Vorsprechen an der Schauspielschule Wiesbaden. Dort waren alle ganz begeistert, als sie hörten was Sören schon so alles gemacht hat. Auf jeden Fall sollte es aber Theater sein: "Film kann ich mir nicht so richtig vorstellen." Letzte Woche hat er sich endlich getraut, sein großes Vorbild Mario Adorf um ein gemeinsames Foto zu bitten. An Adorf bewundert Sören dessen Präsenz. "Der strahlt wirklich was aus", sagt er. Um so eine Präsenz zu erlangen, lässt sich Sören einige Strapazen gefallen.

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung