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14.09.2003

Grüne für "Rebflurbereinigung light"

Stadträte: "Grundsätzlich dafür, aber nicht alles opfern, was der Kuhberg bietet" - Für Abstimmung
Schriesheim. (ron) Die Winzer der Stadt haben lange gewartet auf die Meinung der Grünen zum Thema Rebflurbereinigung. Seit gestern ist der Standpunkt offiziell. "Wir sind nicht grundsätzlich dagegen", so Stadtrat und Hobby-Winzer Hansjörg Höfer. Aber von einem kompletten Kahlschlag der Landschaft halten sie nichts und plädieren für eine Art "Rebflurbereinigung light".

Für Höfers Fraktionskollegin Gisela Reinhard wäre es sogar töricht, "wenn wir alles opfern würden, was der Berg bietet". Sie führt die Biotope der Trockenmauern auf, die zugewucherten Grundstücke "mit einer enormen Artenvielfalt an Pflanzen und Tieren", das Gehölz und Gebüsch. Seit Jahrhunderten habe sich die Kulturlandschaft des Weinbaus an die gegebenen Möglichkeiten der Natur angepasst, sagt sie. Und nicht umgekehrt. Und so soll es nach Ansicht der Grünen auch bleiben - eben nach einer schonenderen Neuordnung der Rebflur als es derzeit von den Winzern und der Rathausspitze angepeilt wird. In der öffentlichen Meinung hat Höfer oft die Befürchtung erfahren, "dass es bei uns hinterher genauso aussieht wie in Weinsberg". Der Grüne: "Das darf natürlich nicht passieren."

Die Grünen wehren sich dagegen, die Rebflurbereinigung schwarz oder weiß zu malen. Sie suchen den Mittelweg. "Wir haben Interesse daran, den Berg als Kulturlandschaft des Weinbaus zu erhalten", erklärte Höfer gestern in einem Pressegespräch, "denn schließlich soll der Weinbau auch weiterhin das Stadtbild prägen". Auch sei ihnen die Dringlichkeit beim Ausbau der Weinbergswege klar, betonte der Grüne. "Wir sind nicht dagegen, aber dafür, dass eine Bereinigung unter ganz bestimmten Kriterien abläuft", so Gisela Reinhard. Für sie sind zum Beispiel auch die brachliegenden Grundstücke zwischen den Rebflächen erhaltenswert, sogar "ökologisch besonders wertvoll".

Kritik äußerten die Grünen allerdings an der der bisherigen Vorgensweise der Winzergenossenschaft und vor allem der Stadtverwaltung. "Der Gemeinderat hat von dem Vorhaben offiziell noch gar nichts gehört", beschwerte sich Höfer und berichtete gleichzeitig, "von sehr verunsicherten Grundstücksbesitzern, die uns ansprechen". Vor allem die Rede von einer "Enteignung" habe für Entsetzen gesorgt. Im weiteren Prozedere will die Grünen-Fraktion am Ratstisch deshalb in jedem Fall eine Abstimmung unter den betroffenen Grundstückseigentümern bewirken.

Reinhard: "Und wenn dabei herauskommt, dass die Mehrheit eine Rebflurbereinigung nicht will, dann muss man es eben bleiben lassen, dann muss das Bedürfnis nach einem neuen Wegebau anders befriedigt werden". Und Höfer ergänzt: "Wir sehen unsere Aufgabe darin, den Kleineigentümern dabei zu helfen, dass sie nicht unter die Räder kommen, dass nicht nur einige große Weingüter ihren Nutzen haben und die Kosten gleichzeitig auf allen Schultern verteilt werden".

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung