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21.06.2013

Bei Schriesheims Polizei folgt Bachmann auf Krischke

Von Carsten Blaue

Schriesheim/Hischberg. Der Name des ehemaligen Schriesheimer Polizeipostenleiters Klaus Krischke fiel gestern Morgen im kleinen Sitzungssaal des Rathauses nicht. Und doch war er gegenwärtig, wenn Bürgermeister Hansjörg Höfer von einer "nicht ganz einfachen Situation" in den vergangenen 15 Monaten sprach oder Polizist Bernd Hegmann von einer "nicht einfachen Zeit". Krischke war während des Mathaisemarktes 2012 in das Heidelberger Polizeirevier Mitte versetzt worden, weil er sich in Uniform am Stand der RNZ für Werbung hatte fotografieren lassen. Die Polizei sah eine Verletzung der Neutralitätspflicht und leitete ein Disziplinarverfahren ein. Der Posten wurde seinerzeit kommissarisch von Sabine Müller übernommen und die Leitungsposition neu ausgeschrieben. "Die Bewerberlage war eindeutig", so der Leiter der Polizeidirektion Heidelberg, Bernd Fuchs. Die Wahl fiel auf den bisherigen Dienstgruppenleiter beim Polizeirevier Weinheim, Dirk Bachmann.

Aufgrund "der Faktenlage", betonte Fuchs, hätten auch das Regierungspräsidium und der Personalrat der Polizei keine Probleme mit der Ernennung des 52 Jahre alten Polizeihauptkommissars gehabt. Dieser wurde gestern von Fuchs im Rathaus in sein Amt eingeführt und das auch im Beisein von Hirschbergs Bürgermeister Manuel Just. Schließlich ist der Schriesheimer Posten auch für die Nachbargemeinde zuständig.

Fuchs wünschte sich, dass mit dem gestrigen Tag auch ein Schlussstrich unter die "Causa Krischke" gezogen wird. So musste man es verstehen, wenn er sagte: "Ich wäre froh, wenn das Tagesgeschäft Einzug halten könnte. Damit haben wir genug zu tun." Ruhe soll einkehren im sechsköpfigen Posten, nachdem die Schriesheimer Bürgerinitiative "pro Krischke" lange und vergeblich um dessen Rückkehr nach gekämpft hatte. In dieser Zeit ließ sich Sabine Müller nicht beirren. Die Polizeioberkommissarin habe im Posten ausgleichend gewirkt, die Beamten seien durch sie zusammengerückt, so Höfer. Der Bürgermeister wörtlich: "Sie hat sehr gut mit ihren Männern zusammengearbeitet." Und dabei einen hervorragenden Eindruck hinterlassen sowohl in der Öffentlichkeit als auch im Polizeiposten selbst, lobte Fuchs.

Unvergessen bleibt etwa, wie klar und offensiv Müller die Gewalt- und Alkoholproblematik beim diesjährigen Mathaisemarkt benannte und die Bereitschaft forderte, hier nach Lösungen zu suchen. Das vielleicht größte Lob zollte ihr Bernd Hegmann: "Wir haben uns unter deiner Leitung sehr wohl gefühlt."

Müller war schier sprachlos. Sie habe viele Erfahrungen in Schriesheim gesammelt. Man habe in "schwerer Zeit gut zusammengefunden." Müller kehrt nun ins Weinheimer Revier zurück, wo sie ab 1. Juli Dienstgruppenleiterin wird. Zurück in den Schichtdienst also, der für Bachmann jetzt endet. Ihm gab Müller mit auf den Weg: "Es wird dir hier gefallen, Dirk. Die Herausforderungen sind da."

Schriesheim ist für Bachmann ein nicht ganz unbekanntes Pflaster. Mit dem Mathaisemarkt hat er berufliche Erfahrung, und auch im Posten arbeitete er schon einmal vier Wochen lang. Nach 30 Jahren Streifendienst beginne für ihn und seine Familie nun ein neuer Lebensabschnitt, sagte Bachmann in seiner kurzen Ansprache. Nacht- und Wochenenddienste würden wegfallen. Daran würden seine Familie und er sich erst gewöhnen müssen. Die Erfahrungen des Schichtdienstes wolle er nicht missen. Dieser habe ihn geprägt. Viele Erlebnisse hätten ihn hier "emotional beschäftigt". In der Verarbeitung seien Gespräche mit Kollegen hilfreich gewesen. Überhaupt seien gegenseitiges Vertrauen und ein ehrlicher Umgang im Polizeidienst unverzichtbar.

Die Entscheidung, sich für die Leitungsstelle in Schriesheim zu bewerben, sei ihm zwar letztlich nicht leicht gefallen, so Bachmann: "Aber es war an der Zeit, dem Schichtdienst 'Adieu' zu sagen." Dafür gab es gestern die Begrüßung in Schriesheim, einen herzlichen Empfang. Bachmann solle in der Stadt auch ein bisschen heimisch werden, erhoffte sich Höfer. Verwaltung und Polizei hätten hier ein enges Verhältnis. Schließlich arbeitet man auch unter einem Dach. Polizeipersonalrätin Christiane Eiermann wünschte Bachmann "ein glückliches Händchen" in der Zusammenarbeit mit den Kollegen.

In deren Namen begrüßte Hegmann den neuen Postenleiter mit den Worten: "Willkommen im Club." Und eine kleine Vorwarnung gab er seinem neuen Chef auch gleich mit auf den Weg: "Wir Schriesemer sind manchmal etwas anders." Dass das nichts Schlechtes sein muss, wird Bachmann sicher schnell merken.

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung