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03.07.2013

Höfers Bewerbung: "Ein Bürgermeister ist immer im Wahlkampf"

Von Carsten Blaue

Schriesheim. Er kam auch dieses Mal mit dem Fahrrad, um seine Bewerbung abzugeben. Doch anders als vor acht Jahren fuhr Hansjörg Höfer nicht gleich um Mitternacht zum Rathaus. Der Bürgermeister ließ fast die ersten 14 Stunden der Bewerbungsfrist verstreichen, die am Samstag um 0.01 Uhr begann, bevor er seinen braunen DIN A 4-Umschlag zum Verwaltungssitz brachte, adressiert an den Gemeindewahlausschuss. Damit ist Höfer jetzt auch offiziell Kandidat für die Bürgermeisterwahl am 1. Dezember. Und im Unterschied zum Jahr 2005 tritt er dieses Mal als Amtsinhaber an. Auch insofern sei das Gefühl bei der Abgabe seiner Unterlagen ein anderes als damals, sagte er vorgestern.

Die Einreichung seiner Bewerbung vor acht Jahren könne er noch genau beschreiben, so Höfer: "Das war ein prägendes Erlebnis. Es war mitten in der Nacht, und es war Winter. Heute ist es zwar auch ein bedeutender Moment für mich, und die Spannung ist da. Aber es ist eben doch eher ein formaler Akt." Außerdem sei die Ausgangslage ja eine andere: "Meine Chancen wurden damals ganz anders gehandelt. Vor acht Jahren galt es als ausgemacht, dass ein anderer Bürgermeister wird." Höfer nannte den Namen nicht, aber er meinte Peter Rosenberger, den Kandidaten von CDU, Freien Wählern und FDP.

Der erste Wahlgang hatte damals kein eindeutiges Ergebnis gebracht. Rosenberger lag knapp zehn Prozentpunkte vor Höfer. Die Kandidaten Volker Arras, Erwin Leuthe und Karlheinz Würz erlitten klare Niederlagen und bewarben sich nicht erneut. So musste seinerzeit der Urnengang am 18. Dezember 2005 die Entscheidung zwischen Höfer und Rosenberger bringen. Höfer schaffte die Sensation und gewann mit ganzen 102 Stimmen Vorsprung. Er holte 50,62 Prozent. "Ich will alle zu Siegern machen", sagte der neue Bürgermeister in der Stunde seines Erfolgs auf den Stufen des Rathauses.

Und heute? "Ich habe in den vergangenen sieben Jahren gute Arbeit geleistet, und ich möchte das nach der Wahl weitere acht Jahre tun. Davon will ich die Wähler überzeugen." Auf die Frage, wann für ihn der Wahlkampf richtig beginne, sagte Höfer: "Das hat seine Eigendynamik, aber ein Bürgermeister ist eigentlich immer im Wahlkampf." Gleichwohl werde die heiße Phase wohl erst nach der Bundestagswahl eingeläutet.

Dass die Grünen als Höfers politische Heimat nicht mehr ganz so geschlossen hinter ihm zu stehen scheinen wie im Wahlkampf 2005 stört Höfer dabei nicht. In diesen Reihen gebe es zwar Lücken: "Aber diejenigen, mit denen ich gesprochen habe, werden mich unterstützen." Außerdem verstehe er sich sowieso als "unabhängiger Kandidat".

Als solcher werde er das Gespräch mit allen Gemeinderatsfraktionen suchen - obwohl CDU und Freie Wähler selbst auf Kandidatensuche sind und die SPD wenig Lust auf die Unterstützung eines Bewerbers und schon gar keine auf einen eigenen Kandidaten hat. Dass Höfer nicht direkt mit den Ortsvereinen der Parteien und Wählervereinigungen spricht, obwohl diese bei Fragen der Kür und Unterstützung von Kandidaten schließlich das bedeutendste Wörtchen mitzureden haben, macht für den Bürgermeister Sinn: "Ich denke, das muss man trennen. Auch weil ich mit den Fraktionen im kommunalpolitischen Alltag zu tun habe."

Ihnen möchte Höfer seine Schwerpunkte der nächsten Jahre vorstellen und im Gegenzug deren politische Zielsetzungen erfragen, wie er sagte. So werde er sein Programm für eine nächste Amtszeit erarbeiten. Wenn Höfer bei der Grünen Liste vorspricht, dürfte es eventuell zunächst Klärungsbedarf geben. Denn die Gemeinderatsfraktion tut nicht erst in den vergangenen Monaten ziemlich viel dafür, um mit dem Bürgermeister nicht in einen Topf geworfen zu werden.

Dem Bürgermeister ist das nicht entgangen: "Sicher gab es da Anträge, die mir politisch und auch vom Zeitpunkt her nicht gefallen haben." Doch das konnte Höfer am Samstag nicht mehr vertiefen. Er musste los. Das Sommerfest des Kindergartens "Römerstrolche" wartete.

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung