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04.07.2013

Tunnel sprengt Löcher in Finanzen des Vereins

Schriesheim. (sk) Der Bau des Branichtunnels hat nicht nur für die Anwohner direkte Auswirkungen, sondern auch für das Bergwerk. Während an Wochentagen die Sprengungen für die Tunnelröhre stattfinden, hat der Bergwerksverein nämlich in Abstimmung mit dem Bergamt die Führungen durch die Grube "Anna Elisabeth" eingestellt.

Nur an Wochenenden und außerhalb der Sprengzeiten kann man den Stollen besichtigen. Eine Entscheidung, die für den Trägerverein erhebliche finanzielle Einbußen bedeutet. "Uns fehlen von vorne herein 3500 Besucher", schätzt Vereins-Schatzmeister Herbert Machatschek. Wegen der Arbeiten am Stollen und an den Gebäuden ein Risiko: "Alles, was wir einnehmen, geben wir nämlich sofort wieder aus", sagt der Kassier.

Deshalb habe er im Frühjahr beschlossen, dass "wir jetzt ganz schnell was machen müssen." Zusammen mit Gattin und Vereinsvorsitzender Jutta Machatschek und ihrem Stellvertreter Götz Schmitt wurde ein Schreiben verfasst, mit dem sich der Verein um eine Förderung bewarb. Adressat war die H+G-Bank- Stiftung, die ehrenamtliches Engagement unterstützt. "Wir dachten schon, dass wir zu spät dran sind", erinnert sich Machatschek, der das Schreiben im April dieses Jahres gleichwohl abschickte. Nur fünf Tage später kam die Spendenzusage über 4800 Euro.

"Ohne das Geld hätten wir unsere Baustelle einstellen müssen", sagt Schmitt. Jetzt ist eine wichtige Anschaffung möglich: Eine Schmutzwasserpumpe, die gebraucht wird, um den Tagschacht weiter "abzuteufen". Dieser Schacht, vermutet Curt Full, führt zu einem weiteren, tiefer gelegenen Stollen. Er sei allerdings seit Jahrhunderten "abgesoffen". "Zum letzten Mal wurde die Grube um 1805/1806 mit Plänen erfasst", berichtet der Vereinsbeirat. Full hofft, einen alten Förderstollen zu finden: "Er würde aber wohl in die heutige Bebauung der Talstraße hinein reichen."

Mittlerweile haben die "Bergwerksgrawwler" bei ihren Arbeiten eine Tiefe von sieben oder acht Metern erreicht und fördern dabei in erster Linie Schlamm und Geröll zu Tage. Die Arbeit ist für die Helfer deshalb mühsam, weil die alte, mehr als einen Zentner schwere Pumpe immer in den Stollen geschleppt werden muss und zudem nicht die Leistung bringt, die eigentlich erforderlich wäre.

Dass die Bewerbung um die Förderung erfolgreich war, hat für Stiftungsvorstand Bernhard Carl gute Gründe. "Dem Verein geht es um die Erhaltung eines Kulturguts. Er leistet eine wichtige Arbeit und ist eine bedeutende lokale Einrichtung. Entscheidend für uns war auch die Summe des ehrenamtlichen Engagements", betont er. Nebenbei erwähnen Machatscheks noch weitere "Baustellen": Etwa einen Hang hinterm Haus, der wegen der morschen Holzbalken abzurutschen droht. "Das könnte 15 000 Euro kosten", bemerkt Machatschek, der bereits Angebote eingeholt hat. Nebenbei ist auch im Sudhaus und dem Museumsraum immer etwas zu tun: Informationen, die bei den Besuchern von der Stiftung auf fruchtbaren Boden fallen. Fast das gesamte Kuratorium ist zur Spendenübergabe gekommen, angelockt von dem Versprechen einer einstündigen Bergwerksführung. Unter Führung von Dietrich Wutzler geht es ins Bergwerk, was mit Voranmeldung auch mal außerhalb der Öffnungszeiten möglich ist.

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung