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17.09.2015

Kurpfalz-Gymnasium Schriesheim: Direktor Matthias Nortmeyer verabschiedet

Der "Mann, der sich Matthias nannte" - Bewegende Worte, festliche Beiträge

Der Bürgermeister (r.) verabschiedete Matthias Nortmeyer nicht direkt in den Ruhestand, sondern zunächst für ein "Sabbatjahr". Foto: Dorn

Von Stephanie Kuntermann

Schriesheim. In den letzten zehn Jahren erlebte man Matthias Nortmeyer oft als Redner: Der Direktor des Kurpfalz-Gymnasiums (KGS) sprach vor Abiturienten und Fünftklässlern, bei Schulfesten oder der Mensa-Einweihung. Bei seiner gestrigen Verabschiedung sprachen erst einmal andere, und dabei musste der scheidende Direktor vermutlich das eine oder andere Mal schlucken.

Etwa, als Konrektor Hans-Peter Kohl über 50 Ehrengäste begrüßte: Leiter anderer Schulen, Stadträte, Bürgermeister, Amtsleiter und pensionierte Lehrkräfte. Oder als Nicolas Dornblüth für die SMV sprach und dankte für die gute Atmosphäre an der Schule. Deren Leiter habe sich selbst zum Wohle seiner Schüler oft Unannehmlichkeiten bereitet, sagte der Jugendliche und verabschiedete Nortmeyer mit schlichten Worten, die diesen sichtlich bewegten: "Es war uns eine Freude, mit Ihnen hier an dieser Schule zu sein."

Martina Pfeifer zitierte einen Lehrerkollegen, der sagte: "Den Norti werd’ ich richtig vermissen". Dass der sich schon mal spontan ins Klassenzimmer stellte, um jemanden zu vertreten und sich für jeden Zeit nahm, charakterisierte ihn als Menschen mit "Verständnis für die kleinen Schwächen, aber auch die großen Freuden". Nortmeyer habe auch vieles mitgemacht, etwa den Sponsorenlauf: "In einer knackigen kurzen Sporthose."

Der Lauf blieb auch Bürgermeister Hansjörg Höfer in Erinnerung, der mit dem Direktor gemeinsam Runden drehte und Spendengelder für die Schule sammelte. Bei allen Kontroversen, die sich oft an Maßnahmen für das marode Schulhaus entzündeten, habe man doch ein "gutes Miteinander" gefunden. Dass Nortmeyer nicht direkt in den Ruhestand, sondern zunächst für ein "Sabbatjahr" verabschiedet wurde, nannte Höfer einen "lebensbejahenden Schritt".

Wie auch Dagmar Ruder-Aichelin, die dem Großvater eines 19 Monate alten Enkels viel Zeit für die Familie wünschte. Die Leitende Regierungsschuldirektorin erinnerte an die Jahre, in denen die Schule vor der Zweizügigkeit stand: "Jetzt ist sie stabil vierzügig." Und sei mit 850 Schülern gewappnet für die Zukunft. Der Schulleiter habe die Fäden mit Überzeugung und Tatkraft zusammengehalten, Visionen gelebt und die Schule zu einem Lern- und Lebensraum gemacht.

Ab 1980 Lehrer am Mannheimer Lessing-Gymnasium, ab 2001 in der Lehrer-Fortbildung tätig, trat Matthias Nortmeyer 2005 die Rektorenstelle am KGS an und übte sie, so Ruder-Aichelin, mit viel Engagement, Langmut und dem notwendigen Quäntchen Humor aus. Schwerpunkte seien die Demokratie-Erziehung sowie sozial integrative Programme wie "Lion’s Quest" gewesen. Nortmeyers Ladenburger Amtskollege Günter Keller lernte ihn als zuverlässigen, fairen, pflichtbewussten "Teamplayer" kennen. Die "zugewandte und herzliche Art", mit der der Direktor Dinge vorangebracht habe, imponierte auch Ekkehart Grünig vom Verein der Freunde des KGS. Unter Nortmeyers Regie seien neue AGs wie Spanisch oder Schach ins Leben gerufen, Möbel für das Foyer angeschafft und Orchesterfreizeiten finanziert worden.

Die launigste Rede des Nachmittags kam von Elternbeiratsvorsitzender Ulrike von Eicke und Polwitz, die sich erinnerte, gemeinsam mit dem Schulleiter auf dem Mathaisemarkt-Umzugswagen gestanden zu haben: sie mit Bauarbeiterhelm, er im Blaumann mit Bierflasche. Dazu das Motto des Wagens: "Eine Stadt, zwei Ruinen." Er habe enthusiastisch allen jungen Frauen mit Kinderwagen gewinkt und gesagt: "Das ist meine zukünftige Klientel!" Den Blaumann habe er bald gegen die Cordjacke getauscht - "die kommen wieder in Mode" - und sie mit einer unglaublichen Kompetenz und Wortgewandtheit beeindruckt. Immer im Sinne der Schul-"Ruine" und der Schüler.

Die, genauer gesagt die Sechstklässler, erfreuten ihren "Chef" mit einem selbst gedichteten Lied auf einen "Mann, der sich Matthias nannte", außerdem trugen Schulorchester und zuletzt die Bigband zur Gestaltung der Feier bei.

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung