Schriesheim im Bild 2023

27.12.2003

Reporter bei den Hirten auf dem Feld

Kinder spielten die Weihnachtsgeschichte: Stimmungsvolle Gottesdienste in der evangelischen und katholischen Kirche - Gotteshäuser gut besucht.

Von Stephanie Werner

Schriesheim. Woran denken die meisten Menschen heute, wenn sie an Weihnachten denken? Endlose Schlangen an den Kassen, Menschenmassen im Einkaufsrummel oder möglichst teure Geschenke? Dass Weihnachten aber eigentlich eine ganz andere Bedeutung hat, das vermittelten die Gottesdienste der evangelischen und katholischen Kirchengemeinden in Schriesheim und den Ortsteilen.

Bei der Kinderkrippenfeier war die katholische Kirche bis auf den letzten Platz besetzt - schließlich gehört an Weihnachten der Kirchenbesuch ja einfach dazu. Das Thema des Gottesdienstes erläuterte Gemeindereferentin Iris Reinhardt: "Wie lerne ich mit Angst umzugehen, und wie kann mir der Glaube dabei helfen?". Mit dieser Thematik beschäftigte sich auch das liebevoll gestaltete Krippenspiel der Kindergottesdienstkinder: "Benjamin findet wieder Mut". Benjamin lebt in Jerusalem, zur Zeit des römischen Kaisers Augustus. Zwei Jahre zuvor hatten ihn Soldaten beim Spielen überrascht, dabei beschmutzte er aus Versehen einen von ihnen, der den Jungen daraufhin schwer verletzt und bewusstlos zurück ließ. Seitdem hat Benjamin Angst, unter Menschen zu stehen und vergräbt sich im Haus seiner Eltern.

Doch eines Tages klopfen ein Mann und eine Frau an die Tür: Es sind Josef und Maria, die eine Herberge suchen. Benjamins Eltern stellen ihren Stall zur Verfügung, in dem Jesus geboren wird. Im Gespräch mit Maria und beim Anblick des Kindes fasst Benjamin neuen Mut. "Gott will, dass du lebst, und du sollst dich nicht vor dem Leben verstecken", sagt Maria zu dem Jungen, und hilft ihm damit über seine Angst hinweg. Auch die Kindergottesdienstkinder der evangelischen Kirchengemeinde Ost hatten sich ein schönes Krippenspiel ausgesucht: Die Weihnachtsgeschichte in die heutige Zeit versetzt - im Blickpunkt der Medien. Ein Fernsehsprecher begrüßte die Kirchenbesucher zu den "Bethlehemer Nachrichten". Er berichtet von dem Erlass des Kaisers Augustus und schaltet "live" zu seiner Außenreporterin, die die Wirte der Gasthäuser über freie Zimmer in der Stadt ausfragt. Da kommen Josef und Maria auf der Suche nach einer Herberge in Bethlehem an, und die Reporterin verfolgt die Suche der beiden. Dann, humorvoll umgesetzt, "ein Auszug aus dem Konzertprogramm des Bethlehemer Chors" auf dem "Sender" - ein Lied der Gemeinde.

Die Szenen wurden zuerst in der Mitte der Kirche und dann erst vorne am Altar gespielt, um allen Besuchern gute Sicht zu ermöglichen.

Natürlich ist ein Reporter auch bei den Hirten auf dem Feld vor Ort. Er beschreibt die Szene, wie der Engel zu den Hirten spricht, und deren Reaktion. Auch die drei Weisen aus dem Morgenland bleiben nicht verschont und werden vom Reporter interviewt. Die Geschichte endet mit dem entscheidenden Satz des Reporters: "Was würden Sie tun, wenn heute Abend ein junges Paar mit einer schwangeren Frau bei Ihnen an der Haustüre klingelt"? Darüber sollte man einmal nachdenken, um die Situation der Weihnachtsgeschichte wirklich zu verstehen.

Die Christvesper in der evangelischen Kirche wurde vom Kirchenchor und den Altbläsern mitgestaltet. Pfarrerin Eva Beisel beleuchtete die Weihnachtsgeschichte ebenfalls von einer neuen, ungewohnten Seite: Bei einer Befragung der Konfirmanden war herausgekommen, dass Weihnachten für die meisten Zusammensein mit der Familie bedeutet. In der Bibel sehen Maria, Josef und Jesus aus wie eine glückliche Familie, aber war es wirklich so? Hatte Maria nicht eigentlich ganz andere Pläne, als schon so früh ein Kind zu bekommen? Hatte Josef nicht eigentlich vor, Maria zu verlassen, anstatt Jesus ein Vater zu sein? Und war Jesus nicht ein Kind wie jedes andere, das Schutz und Liebe braucht? Eigentlich kein großer Unterschied zu einer Familie von heute, und doch: "Maria und Josef haben nichts anderes gemacht und wurden froh".

"Papa, vielleicht hat das Christkind schon alle Plätzchen aufgegessen", meint ein kleiner Junge ungeduldig zu seinem Vater. Höchste Zeit, endlich nach Hause zu gehen und die vielen bunten Geschenke auszupacken - das gehört schließlich auch zu Weihnachten. Mit den Weihnachtsgottesdiensten ging die Fenster-Adventskalender-Aktion zu Ende, an der sich viele engagierte Schriesheimer beteiligt hatten.

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung