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22.05.2017

Schriesheims Alt-Bürgermeister Riehl wird 75 "Ich hätte es nicht geschafft, wegzuziehen"

Alt-Bürgermeister und Ehrenbürger Peter Riehl wird am heutigen Samstag 75 Jahre alt - Zum öffentlichen Empfang wird er mit Krücken erscheinen

Von Frederick Mersi

Schriesheim. 32 Jahre lang war Peter Riehl Bürgermeister in Schriesheim, mit seinem Abschied aus der Kommunalpolitik vor elf Jahren wurde ihm die Ehrenbürgerwürde verliehen. Am heutigen Samstag feiert Riehl seinen 75. Geburtstag, zu dessen Anlass Bürgermeister Hansjörg Höfer um 11 Uhr zu einem öffentlichen Empfang vor dem Rathaus eingeladen hat. Im RNZ-Geburtstagsinterview spricht der Jubilar über seine Gesundheit, hohle Sprüche und seine Wünsche für die Zukunft.

Herr Riehl, sind Sie froh, dass es heute einen großen Empfang gibt, oder hätten Sie lieber im kleinen Kreis gefeiert?

Ich wollte keinen größeren Empfang mit ausgewählten Gästen und Honoratioren, also im Rathaus oder in der Mehrzweckhalle. Dazu gibt es keinen Grund. Das hätte ich nicht mitgemacht - und es hätte blöd ausgesehen, wenn der Bürgermeister eingeladen hätte und ich nicht gekommen wäre. Da hat Herr Höfer den Vorschlag gemacht, dass wir einen Empfang für alle vor dem Rathaus machen. Das ist etwas, was mir sehr gut gefällt und worauf ich mich freue.

Sie werden dann mit Krücken am Rathaus erscheinen. Wie kam es dazu?

Ich bin vor sieben Wochen gestürzt, habe mir dabei Hüfte und Oberschenkelhalsknochen gebrochen. Das wurde zunächst erfolgreich operiert, und ich konnte nach sieben Tagen wieder nach Hause. Später gab es dann große Probleme, und ich musste noch mal für sieben Wochen in ein anderes Krankenhaus. In dieser Zeit wurde ich sechsmal mit Vollnarkose operiert.

Eine lange Zeit - wie geht es Ihnen jetzt?

Mir geht es gut, aber ich muss lernen, langsam wieder die Glieder in Ordnung zu bringen - durch Gymnastik und Massage. Aber ich freue mich, dass ich nach dieser langen Zeit wieder ein bisschen nach draußen und unter Leute kommen kann. Meine Frau hat mich während dieser sieben Wochen praktisch aufrechterhalten und unterstützt mich sehr stark. Aber sie passt auch auf, dass ich nicht zu schnell zu viel mache.

Fällt es Ihnen schwer, kürzerzutreten?

Nein, ich sehe das vollkommen ein. Aber ich muss mich daran gewöhnen. Jede Sekunde woanders zu sein, das geht nicht mehr. Da heißt es, die Sachen mehr zu genießen als bisher. Ich schaffe das, und Familie und Freunde haben dafür Verständnis.

Wie sieht das bezüglich der Kommunalpolitik aus?

Ich habe mich da schon immer zurückgehalten. Als ich damals aufgehört habe, habe ich zu meiner Frau gesagt: Ich probiere es, und wenn ich doch wieder anfange, dann ziehen wir weg. Meiner Meinung nach habe ich das dann auch sehr gut gepackt: Ich habe zur Politik nichts gesagt und keine Ambitionen mehr gehabt.

Wenn es so weit gekommen wäre, wohin wären Sie dann am liebsten gezogen - rein hypothetisch, natürlich?

Ich hätte es nicht geschafft, wegzuziehen. Ich glaube nicht, dass mir das gelungen wäre. Es gibt ja keinen Ort, wo ich lieber wohnen würde. Das war halt so ein hohler Spruch, wenn auch damals vielleicht sogar ernst gemeint.

Wenn Sie auf Ihre lange Tätigkeit in der Kommunalpolitik zurückschauen, gibt es dann ein Ereignis, an das Sie sich besonders gern zurückerinnern?

(zögert) Eine der herausragenden Erinnerungen ist natürlich die Verwirklichung des Branichtunnels. Aber es hat so viele einzelne Projekte auf der sozialen Ebene gegeben, bei Themen wie der Altenbetreuung oder den Kindergärten. Das sind Dinge, an die ich mich gern erinnere, und wo ich voller Dankbarkeit feststellen darf, dass die Bürger mich dafür noch schätzen. Das nach elf Jahren immer noch in Schriesheim und darüber hinaus erleben zu dürfen, macht mich stolz und zufrieden.

Gibt es auch etwas, was Sie im Rückblick lieber anders gemacht hätten?

Wenn ich jetzt "Nein" sage, klingt das überheblich. (lacht) Die Umgestaltung der Bismarckstraße zwischen Talstraße und Bahnhofstraße hätte ich gern noch gemacht. Aber sonst... (zögert) ...gibt es nichts, was ich bereue.

Was wünschen Sie sich für die Zukunft?

Vor allen Dingen, dass ich wieder komplett gesund werde. Das wünsche ich mir auch für meine Frau und meine Schwiegermutter - jetzt 91 Jahre alt - die mir beide ganz toll helfen. Und für Schriesheim wünsche ich mir, dass es die bevorstehenden Aufgaben, wie zum Beispiel die Schulsanierung, lösen kann, dass die finanzielle Situation besser wird, und dass die Politik für die Menschen da ist.

Info: Zu Peter Riehls 75. Geburtstag findet heute ab 11 Uhr ein öffentlicher Empfang vor dem Rathaus statt.

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung