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31.01.2018
Von Carolina Paul
Schriesheim. Dünne Nebelschwaden liegen am Samstag über den nassen Straßen. Hin und wieder biegt ein Auto am Ende des Schlittwegs in den Feldweg ein. Auf dem Aussiedlerhof Nummer sieben kommen sie zum Stehen, auch ein paar Fahrradfahrer stellen ihre Räder rechts neben dem offenen Scheunentor ab. Vom jungen Ehepaar mit norddeutschem Kennzeichen bis hin zum erfahrenen Jäger nehmen sie alle am Gehölzschneidekurs der Volkshochschule und des Obst-, Wein- und Gartenbauvereins teil.
Manche besitzen ein großes Feldgrundstück, andere wollen sich an diesem kühlen, grauen Tag für die einfache Gartenpflege weiterbilden. Zwei Männer haben vorsorglich ihre eigenen Sägen mitgebracht und warten nun zusammen mit den 24 anderen Teilnehmern auf den Beginn des Theorieunterrichtes von Jutta Becker. In ihrer Scheune hat sie bereits einen großen Tisch mit verschiedenen Hölzern von unterschiedlichen Obstbäumen aufgebaut, um den sich die Teilnehmer in einem Halbkreis verteilen.
"Warum schneiden wir überhaupt unsere Bäume?", stellt Becker die erste Frage. Schnell kommen die richtigen Antworten von den Teilnehmern: "Damit er gesunde Früchte trägt", "damit der Baum gut wächst". Viele haben schon in den Vorjahren an dem Kurs teilgenommen, sind also mit den Grundlagen vertraut. Die nächste Information ist aber für die meisten neu: "Das Wachstum eines Baumes hängt nicht mit der Stammlänge beim Kauf zusammen, sondern mit der sogenannten Unterlage", erklärt Becker. Die Wurzel entscheide, wie groß der Baum später werde. "Wenn Sie eher was Kleineres haben wollen, sagen Sie in der Baumschule, dass es bitte eine Pflanze mit schwacher Unterlage sein soll", erläutert sie. Einige schreiben sich das gleich in ihre Notizbücher. Auch Wetter, Klima, Boden und Insekten seien beim Wachstum entscheidend.
Besonders wichtig für die Teilnehmer ist aber der Teil, der jetzt kommt: die "Baumansprache", die Beurteilung des Obstbaumes von außen. Welche Obstart ist es? Was soll an dem Baum gemacht werden? Ist er krank? Wie alt ist das Holz, das die Früchte tragen soll? Diese Fragen sollte sich jeder stellen, bevor er eine Säge oder gar Axt in die Hand nimmt.
Bei den Ästen unterscheidet man in erster Linie zwischen einjährigem und zweijährigem Holz. Älteres Holz verkahlt mit der Zeit, trägt also im Frühjahr keine Knospen. Becker hält ein Stück Birnenholz in die Luft und zeigt auf kleine Ballen, die aus dem Holz wachsen: "Die Blütenknospen sind dicker, die Blattknospen dünner." Im Laufe des Frühjahres wird das deutlicher, wenn die Blüten kommen: "Schneiden Sie ruhig auch erst dann, wenn sie es nervlich so lange aushalten", scherzt Becker. Ein "Ausnahme-Obst" ist dabei die Quitte: Sie trägt nur am diesjährigen Holz.
Bevor die Lehrlinge sich am Apfelbaum von OWG-Vorsitzendem Thomas Buchwald versuchen dürfen, klärt Becker schnell das Verhältnis von Trieb- zu Fruchtwachstum des Baumes. "Das ist ganz leicht. Je mehr Triebwachstum besteht, desto weniger Früchte gibt‘s", so Becker. Beeinflussen kann man das durch Schnitt und Jahreszeit: Schneidet man im Sommer, bremst man das Triebwachstum, da der Baum dann weniger Nährstoffe über den Winter einlagern kann. Die werden für neue Triebe im Frühjahr benötigt.
Draußen am Apfelbaum darf dann der erste Freiwillige auf der wackligen Leiter in die Krone steigen. Gerade hat er gelernt, wie man eine schöne Rund-, Hohl- oder Spindelkrone schneidet, und so greift er sicher nach dem ersten Ast, den die unten stehenden Teilnehmer absegnen. "Die Knospen sitzen am zwei- und mehrjährigen Holz", ruft Becker ihm noch schnell zu, bevor er den Ast absägt.
Gehölzschneidekurs in Schriesheim: Weil Holz nicht gleich Holz ist
Gartenbau-Ingenieurin Jutta Becker erklärte die Grundlagen des Schneidens und Sägens an Obstbäumen - Bunt gemischte ZuhörerschaftVon Carolina Paul
Schriesheim. Dünne Nebelschwaden liegen am Samstag über den nassen Straßen. Hin und wieder biegt ein Auto am Ende des Schlittwegs in den Feldweg ein. Auf dem Aussiedlerhof Nummer sieben kommen sie zum Stehen, auch ein paar Fahrradfahrer stellen ihre Räder rechts neben dem offenen Scheunentor ab. Vom jungen Ehepaar mit norddeutschem Kennzeichen bis hin zum erfahrenen Jäger nehmen sie alle am Gehölzschneidekurs der Volkshochschule und des Obst-, Wein- und Gartenbauvereins teil.
Manche besitzen ein großes Feldgrundstück, andere wollen sich an diesem kühlen, grauen Tag für die einfache Gartenpflege weiterbilden. Zwei Männer haben vorsorglich ihre eigenen Sägen mitgebracht und warten nun zusammen mit den 24 anderen Teilnehmern auf den Beginn des Theorieunterrichtes von Jutta Becker. In ihrer Scheune hat sie bereits einen großen Tisch mit verschiedenen Hölzern von unterschiedlichen Obstbäumen aufgebaut, um den sich die Teilnehmer in einem Halbkreis verteilen.
"Warum schneiden wir überhaupt unsere Bäume?", stellt Becker die erste Frage. Schnell kommen die richtigen Antworten von den Teilnehmern: "Damit er gesunde Früchte trägt", "damit der Baum gut wächst". Viele haben schon in den Vorjahren an dem Kurs teilgenommen, sind also mit den Grundlagen vertraut. Die nächste Information ist aber für die meisten neu: "Das Wachstum eines Baumes hängt nicht mit der Stammlänge beim Kauf zusammen, sondern mit der sogenannten Unterlage", erklärt Becker. Die Wurzel entscheide, wie groß der Baum später werde. "Wenn Sie eher was Kleineres haben wollen, sagen Sie in der Baumschule, dass es bitte eine Pflanze mit schwacher Unterlage sein soll", erläutert sie. Einige schreiben sich das gleich in ihre Notizbücher. Auch Wetter, Klima, Boden und Insekten seien beim Wachstum entscheidend.
Besonders wichtig für die Teilnehmer ist aber der Teil, der jetzt kommt: die "Baumansprache", die Beurteilung des Obstbaumes von außen. Welche Obstart ist es? Was soll an dem Baum gemacht werden? Ist er krank? Wie alt ist das Holz, das die Früchte tragen soll? Diese Fragen sollte sich jeder stellen, bevor er eine Säge oder gar Axt in die Hand nimmt.
Bei den Ästen unterscheidet man in erster Linie zwischen einjährigem und zweijährigem Holz. Älteres Holz verkahlt mit der Zeit, trägt also im Frühjahr keine Knospen. Becker hält ein Stück Birnenholz in die Luft und zeigt auf kleine Ballen, die aus dem Holz wachsen: "Die Blütenknospen sind dicker, die Blattknospen dünner." Im Laufe des Frühjahres wird das deutlicher, wenn die Blüten kommen: "Schneiden Sie ruhig auch erst dann, wenn sie es nervlich so lange aushalten", scherzt Becker. Ein "Ausnahme-Obst" ist dabei die Quitte: Sie trägt nur am diesjährigen Holz.
Bevor die Lehrlinge sich am Apfelbaum von OWG-Vorsitzendem Thomas Buchwald versuchen dürfen, klärt Becker schnell das Verhältnis von Trieb- zu Fruchtwachstum des Baumes. "Das ist ganz leicht. Je mehr Triebwachstum besteht, desto weniger Früchte gibt‘s", so Becker. Beeinflussen kann man das durch Schnitt und Jahreszeit: Schneidet man im Sommer, bremst man das Triebwachstum, da der Baum dann weniger Nährstoffe über den Winter einlagern kann. Die werden für neue Triebe im Frühjahr benötigt.
Draußen am Apfelbaum darf dann der erste Freiwillige auf der wackligen Leiter in die Krone steigen. Gerade hat er gelernt, wie man eine schöne Rund-, Hohl- oder Spindelkrone schneidet, und so greift er sicher nach dem ersten Ast, den die unten stehenden Teilnehmer absegnen. "Die Knospen sitzen am zwei- und mehrjährigen Holz", ruft Becker ihm noch schnell zu, bevor er den Ast absägt.
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