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07.02.2018

Rotwein-Wanderung Schriesheim: Rotwein gegen Kälte

Rotwein-Wanderung Schriesheim: Rotwein gegen Kälte

Das Wetter war Dauerthema – Teilnehmer und die Gastronomen ließen sich den Spaß nicht verderben

Von Carolina Paul

Schriesheim. Alle Blicke wandern plötzlich zum Himmel. Mit dem letzten Ton der Jagdhornbläser, die die siebte Rotweinwanderung am Sonntag am Alten Rathaus eröffnen, dringen vereinzelte Sonnenstrahlen durch die Wolkendecke und lassen auf besseres Wetter hoffen. Zum ersten Mal werde zur Wanderung im Februar Schnee fallen, hat die Vorsitzende des veranstaltenden Verkehrsvereins, Irmgard Mohr, in ihrer Rede prognostiziert. An ihre Worte wird man sich später auf der Strecke noch erinnern.

Aber jetzt geht es erst einmal durch die Heidelbergerstraße und über den Kehlweg in die Weinberge. Die meisten haben schon ein Gläschen Rotwein in der Hand oder besser gesagt um den Hals, am Startpunkt gab es am Stand des Verkehrsvereins Glas-Trage-Täschchen. "Wir lassen uns nicht abschrecken", so Bürgermeister Hansjörg Höfer - und meint ebenfalls das Wetter. Dieses Motto haben sich viele zu Herzen genommen. Mit dicken Wanderstiefeln, Winterjacken, Mützen und Handschuhen ausgerüstet, läuft gerade eine Frauengruppe auf die zweite Station vom Weingut Rosenhof und dem Restaurant La Perseria Mashti zu. Chili con Carne und Hähnchencurry mit Basmatireis stehen auf der Speisekarte.

Die Regenschirme, damit der Wein nicht verwässere, wie der Bürgermeister am Alten Rathaus noch scherzt, können spätestens am Stand vom Rosenhof eingepackt werden. Von hieraus genießen einige Wanderer den Blick über die Stadt und halten für einen Moment inne. Es ist fast magisch, wie die dünne, schmelzende Schneedecke für ein paar Sekunden in der Sonne glitzert.

Auf der nächsten Etappe vom Weingut Jäck und dem Restaurant Strahlenberger Hof bis zum Stand des Wirtshauses im Mühlenhof und Forschner‘s im Schützenhaus erinnert man sich wieder an die Warnung von Irmgard Mohr: "Es könnte glatt sein." Und das ist es auch. Es quietscht, als die Wanderer einen Fuß vor den anderen setzen. Die Augen sind konzentriert auf den Boden gerichtet. Am Stand vom Wirtshaus und Schützenhaus angekommen, schafft eine grüne, rutschfeste Matte Abhilfe. Duftende Lamm- und Wild-Burger lassen die Herzen höherschlagen und passen gut zum vollmundigen Rotwein.

Aber nicht jeder auf der Strecke trinkt Wein, manche genießen auch einfach nur das gute Essen, die netten Unterhaltungen und die gute Luft. Gegenüber der Winzergenossenschaft beim Weingut Wehweck wird es dann richtig gemütlich, ein brennender Drahtkorb verschafft den Rastenden Wärme. Es gibt genug Platz zum Stehen oder Sitzen, der Geruch von frischgebrühten Kaffee strömt in die Nasen, lädt zum längeren Verweilen ein. Sollte nachmittags der große Andrang kommen, hat Philipp Wehweck mit zwei Ausschankwagen vorgesorgt.

Etwas weiter den Weg entlang hat sich die Winzergenossenschaft mit dem blauen Foodliner von Bernd Müller platziert. An einem Stehtisch hört man lautes Gelächter, bevor der große Truck die Aufmerksam auf sich zieht. Innen drin steht Bernd Müller am Grill und bereitet wohl gerade einen Burger mit Rotweinzwiebeln oder deftige Rösti-Stangen mit Knoblauchsoße vor. Die ersten Tester sitzen schon am Tisch und lassen es sich schmecken.

Die vorletzte Station ist jetzt nicht mehr weit, die asphaltierte Straße macht das Laufen angenehmer. Das Weingut Bielig und Forschner’s im Schützenhaus haben sich den gegärten Traubensaft zum Vorbild genommen und bieten Rotweinkuchen und Linzertorte an.

Manche Wanderer laufen weiter, ihr Ziel ist das Restaurant von Jürgen Opfermann in der Schillerstraße. Auch hier gibt’s Rotweinkuchen - und man sitzt im Warmen. Man muss indessen nicht alle Stationen ablaufen. Manche bleiben, wo es ihnen gefällt, die Menschen verteilen sich über die Weinberge.

Unten am Alten Rathaus läuft wieder eine größere Gruppe junger Menschen los, von weitem nähern sich weitere Rottweinpilger. Es fällt kein Schnee mehr - und vielleicht kommt ja noch die Sonne hervor.

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung