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19.07.2018

Wie eine 79-Jährige zur Fernsehköchin wurde

Wie eine 79-Jährige zur Fernsehköchin wurde

Annemarie Thoma ist am Donnerstag mit ihren Krautwickeln bei SWR-Sendung "Oma kocht am besten" zu sehen

Wollte eigentlich nie im Fernsehen kochen: Annemarie Thoma wurde wegen ihrer Enkelin und ihren Krautwickeln von einem fünfköpfigen Team mit der Kamera begleitet. Foto: Dorn

Schriesheim. (fjm) Annemarie Thoma sitzt im Wohnzimmer ihrer Drei-Zimmer-Wohnung, lächelt und fasst sich mit dem Zeigefinger an die linke Schläfe. Ganz glauben kann die 79-Jährige immer noch nicht, dass sie am Donnerstagabend im Vorabend-Fernsehen kocht.

"Ich habe früher so Sachen wie ,Das perfekte Dinner‘ gesehen", sagt sie und lacht. "Und ich habe mir dabei gedacht: ,Im Fernsehen kochst du nie‘." Dennoch ist sie ab 18.45 Uhr für eine halbe Stunde in der SWR-Sendung "Oma kocht am besten" zu sehen.

Schuld daran sind ihre Enkelin Marlen Schneider und Annemarie Thomas Krautwickel. "Meine Enkeltochter macht alles mit", sagt Thoma über die Idee, bei der Sendung mitzuwirken. Und Marlen Schneider erinnerte sich noch gut an das Lieblingsessen aus ihrer Jugend: Krautwickel mit "Kartoffelstampf", zum Nachtisch "Kirschenmichel".

Das gab es oft, wenn Marlen nach dem Unterricht im Kurpfalz-Gymnasium zu ihren Großeltern in den Fensenbäumen ging. Die Eltern, Susanne und Jürgen Schneider, leiteten damals das Restaurant "Strahlenberger Hof" und hatten dementsprechend wenig Zeit. Für die Sendung versuchte die inzwischen 29 Jahre alte Ärztin Marlen Schneider, mehr als zehn Jahre später ihre Leibgerichte nachzukochen - ohne Rezept.

Teilweise zumindest mit Erfolg, wie Thoma anmerkt: "Ich muss sagen: gar nicht so schlecht, für einmal essen und dann nachkochen." Mit dabei war nicht nur Thomas Ehemann Günter, sondern auch ein fünfköpfiges Fernsehteam.

Gedreht wurde zwei Tage bei Enkelin Marlen in Biedenkopf nahe Marburg und zweieinhalb Tage in Schriesheim. "Da war unsere Wohnung ganz schön überfüllt", sagt Thoma und lacht. Es sei aber eine tolle Erfahrung gewesen. Das findet auch Ehemann Günter: "Die Leute kamen als Fernsehteam und gingen als Freunde." So viel sei bei ihnen sonst selten los.

Trotzdem ist das Ehepaar sehr aktiv, fährt regelmäßig Fahrrad, geht wandern oder hält sich auf dem Hometrainer in der eigenen Wohnung fit. Beide sind früher regelmäßig bei Marathonrennen angetreten und kamen in weniger als drei Stunden ans Ziel. "Als Hausfrau hatte ich genügend Zeit zum Trainieren", sagt Annemarie.

Auch zum Kochen nahm sie sich Zeit, immerhin dauert die Zubereitung ihrer Krautwickel rund zwei Stunden. "Das war damals noch üblich", sagt Ehemann Günter fast entschuldigend. Annemarie ergänzt lachend: "Wenn Du gekocht hättest, wären wir verhungert."

Das Krautwickel-Rezept hat sie von ihrer Mutter bekommen. "Aber aufgeschrieben hatte ich mir das nie." Erst fürs Fernsehteam des SWR tat sie das - um sicherzugehen, dass in der Sendung auch alles stimmt. "Das Rezept war aber nie ein Geheimnis, jeder macht seine Krautwickel eben anders", sagt Annemarie Thoma. Doch die 79 Jahre alte Schriesheimer Hessin macht sie eben besonders gut.

Info: "Oma kocht am besten - Krautwickel und Kirschenmichel", heute Abend, 18.45 Uhr, im SWR-Fernsehen.

HINTERGRUND
Krautwickel-Rezept

Zubereitungszeit: etwa zwei Stunden

Zutaten: 1,5 Pfund Weißkohl, ein Pfund Rinderhackfleisch, ein altbackenes Brötchen, zwei Eier, eine Zwiebel. Gewürze: Pfeffer und Salz, Paprika, Muskat und Kümmel.

Zubereitung: Das altbackene Brötchen einweichen und ausdrücken, alle Zutaten (bis auf den Weißkohl) gut vermengen. Den Weißkohl blanchieren ("ein bisschen Natron dazugeben"), bis sich die Blätter ablösen. Die Mischung mit Blättern und mit Bindfaden umwickeln ("Dann gehen die Rouladen nicht kaputt").

Die Rouladen fest anbraten ("Eine Soße mache ich nicht, das ist schon so sehr saftig"), dann warm stellen. Das restliche Kraut zerstückeln und anschließend mit einem Löffel Kümmel in der Rouladenbrühe zu Schmorkraut verarbeiten. fjm

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung