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20.07.2018

Verwaltung setzt weiter auf den Wiesenweg

Freie Wähler schlagen Alternativstandort für Obdachlosenunterkunft am Ladenburger Fußweg vor – Kein Vertrauen in Übergangslösung

Von Frederick Mersi

Schriesheim. Trotz einer Alternative hält die Stadtverwaltung am Standort Wiesenweg für weitere Obdachlosen-Unterkünfte fest. Das geht aus den Unterlagen für die Gemeinderatssitzung am Mittwoch, 25. Juli, hervor. Die Fraktion der Freien Wähler (FW) hat schriftlich drei Grundstücke am Ladenburger Fußweg als Alternativstandort vorgeschlagen, diesen lehnt die Verwaltung aber ab: Der Vorschlag sei teurer, mit mehr Aufwand verbunden und dauere länger.

Denn von den drei Grundstücken gehört nur eins der Stadt, bei den anderen beiden müssten erst die Eigentumsverhältnisse geklärt werden. Außerdem müssten für eine Obdachlosenunterkunft Wasser- und Kanalisationsleitungen dorthin gelegt werden, der bestehenden Container-Einheiten am Wiesenweg sind dagegen bereits angeschlossen. Zudem sei es möglich, dass für den Ladenburger Fußweg erst ein neuer Bebauungsplan festgelegt werden muss. Das würde die Planung einer Unterkunft in die Länge ziehen.

Stattdessen will die Verwaltung vier weitere Container-Einheiten am Wiesenweg einrichten, was Verantwortliche des benachbarten Tennisclubs kritisieren: Sie würden künftig ihr Gelände gern erweitern, um Platz für die wachsende Jugendabteilung zu schaffen. Aus diesem Grund sind auch die Freien Wähler von den Argumenten der Verwaltung nicht überzeugt: "Ich kann das nachvollziehen, aber wir wollen die Vereine schützen", sagt Fraktionschef Heinz Kimmel.

Da auch der Bau einer Sozialunterkunft unterhalb der Grube Anna-Elisabeth unter anderem wegen der Sanierung des Kurpfalz-Gymnasiums auf der Kippe steht, schlagen die Freien Wähler einen Holzbau am Ladenburger Fußweg vor. Dieser könne bei steigendem Bedarf erweitert werden. Davon, dass die Container am Wiesenweg nur eine Übergangslösung zur Unterbringung von Obdachlosen sein sollen, sind die Stadträte nicht überzeugt: "Das bedeutet in Schriesheim gleich zehn oder 20 Jahre", fürchtet Kimmel.

Auch die Fraktion der Grünen Liste sieht die Erweiterung der Unterkunft im Wiesenweg kritisch, sie befürchten durch die isolierte Lage einen Ghetto-Charakter am Stadtrand. "Wir stehen dem Antrag der Freien Wähler durchaus positiv gegenüber", sagt Fraktionschef Christian Wolf. "Das ist zwar nicht die ganz kurzfristige Option, aber sie ist möglich." Zumal der Standort am Ladenburger Fußweg bereits im Jahr 2016 bei der Suche der Findungskommission nach Unterkünften für Geflüchtete im Gespräch war. "Wenn es bei der Realisierung Hindernisse gibt, muss die Verwaltung eben einen Weg finden, damit umzugehen", meint Wolf.

Damit zeichnet sich im Gemeinderat ein ähnliches Stimmungsbild ab wie noch vor zwei Monaten, als das Thema auf Antrag der SPD-Fraktion von der Tagesordnung genommen wurde. "Wir sind der Meinung, dass sich die Entscheidungen mit dünnen Mehrheiten häufen", sagte Fraktionssprecher Sebastian Cuny damals. Die SPD wolle in diesem Fall kein Mehrheitsbeschaffer sein. Wie sich seine Fraktion dieses Mal entscheiden werde, konnte Cuny gestern auf Anfrage nicht sagen: "Wir werden das erst einmal in unserer Fraktionssitzung am Montag beraten."

Fest steht nur: Die Stadt Schriesheim braucht weitere Unterkünfte für Obdachlose, denn aktuell sind alle Plätze belegt. Laut zuständigem Gerichtsvollzieher stehen drei weitere Zwangsräumungen bevor, die Betroffenen müsste die Stadt dann von Gesetzes wegen unterbringen - notfalls in Gasthäusern oder Pensionen.

Info: Sitzung des Gemeinderats, Mittwoch, 25. Juli, 18 Uhr, Großer Sitzungssaal des Rathauses.

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung