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08.09.2018

Delegations-Besuch: Schriesheimer Wald war Neuland

Delegations-Besuch: Schriesheimer Wald war Neuland

Sechsköpfige Delegation aus Burkina Faso war mit Förster Michael Jakob unterwegs - Nachhaltiges Wirtschaften als Ziel

Vom Fachmann lernen: Revierförster Michael Jakob (3.v.r.) erklärte seinen Besuchern Baumsorten, ihren Ursprung und Alter. Auch die Gefahr von Waldbränden war bei der gestrigen Tour ein Thema. Foto: Dorn

Von Carolina Paul

Schriesheim. Hohe Nadel- und Laubbäume, frische Luft und erdiger Boden, das verbinden viele mit dem Begriff "Wald" in Deutschland. Für die Delegation des Ladenburger Partnerschaftsvereins aus Garango in Burkina Faso war das Neuland, im wahrsten Sinne des Wortes. Gemeinsam mit Uschi Haverkate, Guido Golba, Herbert Felbek, Alexander Spangenberg, Ulla Roßkopf, Karin Saßmann sowie Ingo und Stefanie Kuntermann besuchten die sechs Gäste den Schriesheimer Wald, begleitet von Revierförster Michael Jakob.

Mit dem Auto ging es in Richtung Wilhelmsfeld zum Hesselbrunnen, wo die Gäste ihre ersten Schritte in den Wald machten. In Garango wachsen zwar auch kleine Wäldchen, aber keine in Schriesheimer Größenordnung. Der Untergrund in Garango ist sandige Erde. 30 bis 50 Meter hohe Bäume würde man dort vergeblich suchen, ein entspannter Spaziergang im Wald wäre vermutlich undenkbar. Im Busch sind giftige Schlangen, Spinnen und wilde Tiere eine große Gefahr, der die meisten Bewohner lieber aus dem Weg gingen, sagte Bildhauer Jean-Luc Bambara. Größere Waldflächen seien nur in den drei großen Nationalparks zu finden, außerhalb würden vor allem Savannen das Landschaftsbild prägen, sagte Ingo Kuntermann, der im Januar nach Garango gereist war.

Nicht nur die Tierwelt unterscheidet die beiden Länder stark, sondern auch die Nutzung des Waldes. Während in Deutschland die Holzproduktion, der Schutz und die Erholungsfunktion des Waldes im Vordergrund stehen, wie Jakob erklärte, ist es in Burkina Faso laut Kuntermann schlichtweg der Holz- und Landbedarf der Bevölkerung, der groß ist. Nachhaltigkeit steht dabei noch nicht im Mittelpunkt, doch das Land beginnt umzudenken und neue Programme zu entwickeln. Die Führung durch den Forst sollte deshalb neben einem Stück deutscher Tradition, auch die Waldbewirtschaftung und den Aufbau des Waldes näher bringen.

Außer Künstler Jean-Luc Bambara war nämlich keines der sechs Delegationsmitglieder jemals in einem anderen Land gewesen. Sie konnten sich vor der Reise also nichts unter deutschem Wald oder dem hiesigen Klima vorstellen und waren über manche Dinge verwundert. "Sie haben uns mal gefragt, wie lange unser Winter dauert", erzählte Stefanie Kuntermann. Sie habe ihnen daraufhin erklärt, dass momentan Sommer in Deutschland herrsche.

Auch während der Führung stellte die Delegation viele Fragen, die von Ingo Kuntermann aus dem Französischen übersetzt wurden. Séba Dabré fragte nach der Waldbrandgefahr in Schriesheim, er hatte im Fernsehen von den Bränden in Portugal gehört. Revierförster Jakob erklärte, dass Waldbrände möglich seien, es aber zum Glück noch keine gegeben habe. Dabré interessierte sich außerdem für die heimischen Baumsorten und woher diese ursprünglich stammen. Das war nicht nur für die Delegation aus Garango sehr lehrreich, sondern auch für die Ladenburger, die eine Menge über den Schriesheimer Wald erfuhren.

Einige Bäume seien schon über 300 Jahre alt, das Waldstück am Hesselbrunnen zähle aber gerade mal 80 bis 90 Jahre, so Jakob weiter. Von der aktuellen Wasserknappheit traute sich Jakob da kaum zu sprechen, angesichts der deutlich schlechteren Wasserversorgung in Burkina Faso. > weiterer Bericht auf Seite 6

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung