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30.09.2018

Infoabend am Donnerstag: Schriesheim soll zur Spielstadt werden

Infoabend am Donnerstag: Schriesheim soll zur Spielstadt werden

Bewegungspädagoge Rolf Schwarz erarbeitet mit Verwaltung ein Konzept für verschiedene Wohngebiete

"Wenn man das Potenzial ausschöpft, kann der Platz eine richtige Perle werden", sagt Rolf Schwarz über den Spielplatz in der Mozartstraße, der jetzt neu gestaltet wird. Foto: Dorn

Von Frederick Mersi

Schriesheim. Eigentlich gibt der Spielplatz in der Mozartstraße derzeit wenig Grund zur Freude: Ein Spielturm wurde dieses Jahr abgerissen, weil das marode Holz für Kinder zum Verletzungsrisiko geworden war. Die Anhöhe, auf der er stand, ist gesperrt. Doch Rolf Schwarz ist begeistert von dem Gelände: "Wenn man das Potenzial ausschöpft, kann der Platz eine richtige Perle für das Wohnquartier werden", sagt der Professor für Bewegungspädagogik an der PH Karlsruhe. Die Ideen dazu sollen auch von den Anwohnern kommen. Doch dabei soll es nicht bleiben: "Meine Vision ist, dass Schriesheim eine Spielstadt wird." Dafür arbeitet der dreifache Vater jetzt mit der Stadtverwaltung zusammen. Das Projekt im Überblick:

Was ist das Ziel? Jedes Wohnquartier in Schriesheim soll langfristig über sogenannte Spielräume verfügen. "Das sind Orte, an dem alle Menschen, die in der Nachbarschaft leben, miteinander in Kontakt treten können", sagt Schwarz. Es geht also nicht um reine Kinderspielplätze, sondern um Treffpunkte für Jung und Alt. Für die Mozartstraße bedeutet das zum Beispiel, dass Jugendliche und junge Erwachsene bei der Neugestaltung stärker in den Fokus gerückt werden. Sie machen einen deutlich größeren Anteil an der Bevölkerung aus als kleine Kinder.

Was ist das Problem? "Manche Spielplätze wurden völlig am Bedarf vorbei geplant", sagt Schwarz. Er hat mit Daten des Ordnungsamts die Altersstruktur in den verschiedenen Stadtteilen mit dem Angebot der Spielplätze abgeglichen. Das Ergebnis: Gerade in der Altstadt haben Kinder und Jugendliche keine passenden oder gar keine Spielräume und suchen sich deshalb Alternativen. "Das können Schulhöfe sein oder der Wald, wenn die Eltern das zulassen", sagt Schwarz. "Aber die schlimmste und häufigste Alternative ist: Die Kinder bleiben zuhause." Wer heute geboren werde, verbringe 85 Prozent seines Lebens in geschlossenen Räumen. "Das ist nicht gut für eine gesunde Entwicklung", sagt Schwarz, der zu diesem Thema geforscht hat. Mit einem Konzept für die ganze Stadt soll sich das ändern.

Wer darf mitmachen? Jeder. Zuerst ist der Spielplatz Mozartstraße dran, das Geld für eine Umgestaltung hat die Stadt bereitgestellt. Am Donnerstag, 4. Oktober, gibt es ab 18.30 Uhr einen Infoabend im großen Sitzungssaal des Rathauses für alle Anwohner zwischen Rindweg, Mozartstraße und B 3. Nach einem Impulsvortrag von Rolf Schwarz können sich die Besucher einbringen, Fragen stellen und schriftlich festhalten, was am Gelände gut ist, was sie schlecht finden und welche Wünsche sie für eine Neugestaltung haben. "Wir wollen den Leuten klarmachen: Das ist Euer Ding - nicht aufgesetzt, sondern Ihr werdet richtig mitgenommen", sagt Schwarz.

Was sind die wichtigsten Kriterien? Schwarz betrachtet bei seiner Analyse die Altersstruktur der Bevölkerung in den Wohnquartieren, allerdings geht es auch um Erreichbarkeit und Zugänglichkeit der Plätze: Liegt der Spielplatz an einer Straße mit einem Tempolimit über 30 Kilometern pro Stunde? Gibt es sichere Querungsmöglichkeiten für Kinder? Wie weit sind die Fußwege bis zum nächsten Spielplatz? Auch die Größe des Areals spielt eine Rolle: "Jedes Kind braucht etwa 15 Quadratmeter zum Spielen", sagt Schwarz. Je älter das Kind, desto mehr Fläche wird benötigt. Wie der neue Spielraum am Ende konkret aussieht, hängt zu großen Teilen von den Ideen der Anwohner ab. "Es soll aber keine reine Ansammlung von Spielgeräten sein", so Schwarz.

Was kostet das Projekt? Für Kinderspielplätze hat die Stadt im laufenden Jahr 200.000 Euro bereitgestellt, der Großteil davon soll in die Neugestaltung des Spielplatzes Mozartstraße fließen. Rolf Schwarz erstellt sein Konzept ehrenamtlich: "Meine Kinder haben mich so lange gedrängt, bis ich was gemacht habe."

Wie lange dauert die Umgestaltung? "Erfahrungsgemäß geht so was, wenn wir schnell sind, innerhalb eines Jahres", sagt Schwarz. "Es kann aber auch bis zu zwei Jahre dauern." Nach dem Infoabend am 4. Oktober will Schwarz aus den Ideen der Anwohner mit einer Master-Studentin bis zum Jahresende ein Modell für den Spielraum Mozartstraße entwickeln, das dann wiederum den Anwohnern vorgestellt wird. Die können dann noch einmal Rückmeldung geben. Im Sommer 2019 könnte der neue Spielraum fertig sein. Das Gelände bleibt bis dahin in seinem aktuellen Zustand. "Wir machen uns aber auch Druck, damit da bald etwas passiert", versichert Schwarz. "Aber die Stadtverwaltung macht super mit, ich bin da guter Dinge."

Info: Infoabend zum Spielplatz Mozartstraße, Donnerstag, 4. Oktober, 18.30 Uhr, großer Sitzungssaal, Rathaus.

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung