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12.12.2018

Kurpfalz-Gymnasium Schriesheim: Anwohner und Eltern wollen Rodung stoppen

Gegner sehen Parkplätze als besseren Übergangsstandort - Gebäude könnte laut Stadt vierstöckig werden

Von Frederick Mersi

Schriesheim. Als der Pausengong ertönt, dauert es keine zwei Minuten, bis die ersten Grundschüler zwischen den Bäumen und Sträuchern umherlaufen. Ein Mädchen umarmt einen Stamm, die anderen Kinder mustern die Gruppe von Erwachsenen, die sich hinter dem Zaun an der Ecke von Hirschberger und Max-Planck-Straße versammelt hat. Sie wehren sich gegen die Rodung des Erdwalls, auf dem die Kinder auch am Montagvormittag spielen.

Dort will die Stadt ein Übergangsgebäude für das Kurpfalz-Gymnasium (KGS) errichten. Bis zu 800 Schüler könnten im Sommer 2019 in den Neubau in Modulbauweise oder aus Containern umziehen, um die Sanierung des Gymnasiums zu ermöglichen. "Wir sind auch nicht gegen die KGS-Sanierung an sich", sagt Anwohnerin Ingibjörg Schwarze. "Aber wir halten diesen Standort für nicht geeignet."

Die Stadt plant laut Bürgermeister Hansjörg Höfer mit einer L-förmigen Fläche von 30 mal 50 und 20 mal 30 Quadratmetern, teilweise könnte das Gebäude vierstöckig gebaut werden. "Das ist eine Zumutung", findet Wilhelm Müller, dessen Weinstube direkt gegenüber liegt. "Von Wohnqualität kann hier dann keine Rede mehr sein", sagt auch Anwohner Hans Rufer. Zumal das Gebäude nicht nur während der Sanierung stehen bleiben solle.

Das bestätigt Höfer später im Rathaus zumindest teilweise: "Ich will das nicht ausschließen." Man könne das Gebäude auch bei künftigen Sanierungen nutzen. "Aber wenn sich herausstellt, dass wir während der KGS-Sanierung vier Geschosse brauchen, werden die oberen das erste sein, was wir danach zurückbauen."

Von der begrünten Spielfläche für die Grundschüler würde aber nichts übrig bleiben. "Dabei müssen die Kinder in der Ganztagesbetreuung bis 16 Uhr hier sein und haben hier ihren Platz, auf dem sie toben können", sagt Martina Grohmann, Mutter einer Zweitklässlerin. Gerade im Sommer sei das schattenspendende Grün wichtig: "Einige Kinder haben geweint, als sie erfahren haben, dass die Bäume verschwinden sollen."

Die Elternschaft an der Kurpfalz-Grundschule sei bei dem Thema aber nicht einer Meinung, sagt Beiratsvorsitzende Katrin Coch. "Ich habe versucht, in den Gesprächen herauszuhören, was die Mehrheit will. Aber ich weiß nicht, wie die Verteilung aussieht." Gemeinsam wünsche man sich vor allem, dass das Vorhaben sorgfältig geplant wird. "Viele kritisieren, dass die Arbeiten so kurzfristig beginnen sollen", sagt Coch. "Es herrscht manchmal das Gefühl, das Ganze sei nicht wirklich durchdacht."

Diese Befürchtung äußern auch die Anwohner und Eltern am Montag. "Das Ganze sollte noch mal geprüft werden", findet Ingibjörg Schwarze. Sie sieht in dem Areal der Parkplätze an der Hirschberger Straße einen besseren Standort. "Das wäre auch für die Schüler angenehmer", so Schwarze. "Und sicherer", ergänzt Müller. "Dort hätten wir nicht genug Platz für 800 Schüler", entgegnet Höfer. "Wir haben das vorher eingehend geprüft." Die Nordhälfte der Fahrradständer müsse dann weichen - und ein Teil der Hirschberger Straße mitgenutzt werden.

Stattdessen will die Stadt den Innenhof als Außenbereich für die Grundschule aufwerten. "Man muss dort auch für Beschattung sorgen, zum Beispiel mit einem Sonnensegel", so Höfer. Zudem werde überlegt, ob ein Grünbereich, auf dem jetzt noch ein Teich liegt, mitgenutzt werden könne. "Das wird aber erst in einem halben Jahr der Fall sein", sagt Grohmann.

Schon am Donnerstag könnten aber die Bagger rollen, falls der Gemeinderat am Mittwochabend in seiner Sitzung ab 18 Uhr dafür grünes Licht gibt. Die ersten Baufahrzeuge waren bereits auf dem Schulhof - allerdings nicht wegen des Erdwalls, so Höfer: "An den Baumstämmen am Balancierpfad haben Eisenmuttern herausgeschaut, das war ein Verletzungsrisiko. Wir wurden aufgefordert, das zu entfernen - und das haben wir getan."

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung