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02.03.2019

Stadt übernimmt vorerst Kosten für Auflagen in ihren Räumen

Vereine werden ein Jahr lang bei Veranstaltungen in städtischen Gebäuden entlastet - Dann soll ein gemeinsam entwickeltes Konzept greifen

Von Frederick Mersi

Schriesheim. Robert Long zieht die Augenbrauen hoch: "Das hört sich doch sehr vernünftig an", sagt der Vorsitzende des Tennisclubs, als er am Donnerstag von der Entscheidung des Gemeinderats vom Vorabend erfährt. Einstimmig beschließt das Gremium nach einem abgeänderten Antrag der Grünen Liste (GL), dass die Stadt Schriesheim für ein Jahr alle Kosten bei Vereinsveranstaltungen in städtischen Räumen übernehmen soll, die durch Sicherheitsauflagen entstehen. Währenddessen soll ein transparentes Konzept zu den Vorgaben ausgearbeitet werden.

Im Mai 2018 war die GL mit ihrem Antrag auf Kostenübernahme noch gescheitert, das damals gewünschte Konzept zum Thema Sicherheit bei Vereinsveranstaltungen wurde letztlich entgegen des Ratsbeschlusses ohne ehrenamtliche Vertreter vom Liegenschaftsamt entwickelt. Dann sagte der MGV Liederkranz seine Prunksitzung in der Altenbacher Mehrzweckhalle unter Verweis auf durch Auflagen gestiegene Kosten ab, was offenbar auch im Gemeinderat die Mehrheitsverhältnisse änderte.

Es gebe bei diesem Thema keine einfache Lösung, betonte Bernd Molitor, der den Antrag ursprünglich gestellt hatte. Viele Vereinsvertreter hätten auch Verständnis für die Haltung der Stadtverwaltung. "Aber die Auflagen bedeuten einen Aufwand, den die Vereine nicht mehr leisten können." Daher habe seine Fraktion eine Kostenübernahme vorgeschlagen. Die Idee, diesen Mechanismus auf ein Jahr zu begrenzen, kam als Kompromissvorschlag vonseiten der SPD. "Wir können diesen Weg ausprobieren", sagte Molitor am Mittwoch.

Michael Mittelstädt von der CDU signalisierte ebenfalls Zustimmung. Man werde versuchen, innerhalb dieses Zeitraums einen "Gleichklang" zu finden. Durch die Kostenübernahme dürfe keine Ungleichbehandlung von Vereinen entstehen. Bernd Hegmann von den Freien Wählern ging dagegen noch viel weiter: "Eigentlich sollte diese Regel viel früher greifen - zum Beispiel bei der Hallenmiete und Bühnenteilen."

Gabriele Mohr-Nassauer (SPD) betonte zwar, dass Auflagen wie Sicherheitspersonal oder geprüfte Bühnenteile keine Schikane der Stadt seien. Die Kosten dafür dürften aber nicht auf die Mitgliedsbeiträge der Vereine umgelegt werden. "Es ist jetzt unabdingbar, dass man sich an einen Tisch setzt", so Mohr-Nassauer. "Die Vereinsvertreter waren da auch sehr offen." Ein solches Treffen fand bereits am 21. Februar statt, allerdings waren dazu nicht alle Vereine eingeladen worden, sondern nur diejenigen, die häufig städtische Gebäude für ihre Veranstaltungen nutzen.

"Ich habe nur von anderen davon gehört und bin letztlich trotzdem hingegangen", sagt Tobias Heising, Zweiter Vorsitzender des Baseballclubs Raubritter. "Aber wir brauchen Grundlagen, um zu entscheiden, ob wir Feiern überhaupt veranstalten können."

Trotz des positiven Signals aus der Gemeinderatssitzung bleibt Jürgen Busch, Vorsitzender des Turnvereins 1883, bei diesem Thema skeptisch: "Es wird wohl dabei bleiben, dass man jede Veranstaltung weiterhin einzeln betrachten muss. Ich habe keine große Hoffnung, dass eine einheitliche Richtlinie zusammenkommt."

Es gehe allerdings ganz allgemein darum, nun eine gemeinsame Lösung für die gestiegenen Kosten durch Sicherheitsauflagen zu finden, sagt Tennisclub-Vorsitzender Long - und wiederholt in diesem Zusammenhang den Wunsch einiger Vereinsvertreter nach einem eigenen Ansprechpartner bei der Verwaltung: "In einem kleinen Ort mit so vielen Vereinen wäre das sicher kein Fehler. Dann wäre das Ganze vielleicht auch nicht so eskaliert."

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung