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20.10.2020

Die Maskenpflicht ist ungeliebt, wird aber umgesetzt

Die Maskenpflicht ist ungeliebt, wird aber umgesetzt

Bisher halten sich alle Schüler an die neue Regelung, im Unterricht Mund-Nasen-Schutz zu tragen. Kritik kommt aber von Weinheimer Eltern.

Auch im Werner-Heisenberg-Gymnasium in Weinheim tragen die Schüler jetzt Masken im Unterricht – trotz der Bedenken mancher Eltern. Foto: Dorn

Bergstraße/Neckar. (mank/krs/web) Seit dem gestrigen Montag gilt die erweiterte Maskenpflicht an allen weiterführenden Schulen in Baden-Württemberg. Das bedeutet: Alle Schüler und Lehrer müssen nun auch während des Unterrichts im Klassenzimmer eine Mund-Nasen-Bedeckung tragen – bisher nur auf den Wegen im Schulgebäude und im Pausenhof. Nur zum Essen und Trinken dürfen die Alltagsmasken abgenommen werden. Wie klappt das in den Schulen der Region? Die RNZ hörte sich um – und die Bilanz am "Tag 1" der neuen Regelung: Es klappt verhältnismäßig gut. Lediglich am Werner-Heisenberg-Gymnasium in Weinheim gibt es einige Diskussionen mit den Eltern.

> Schriesheim: Nach Auskunft der Leiterin der Kurpfalz-Realschule, Petra Carse, halten sich alle an die neue Regelung. "Wir haben sehr verständige Schüler." Die Lehrer machen schon seit Schuljahresbeginn eine intensive Pausenaufsicht im Hof, da dort auch Maskenpflicht besteht. "Wir haben zusätzlich am Ende jeder Doppelstunde eine Viertelstunde Pause zum Essen und Trinken eingerichtet – ohne Alltagsmaske natürlich." Jeder Schüler sitzt dann an seinem Platz. "Aber für alle Schüler ist die Maskenpflicht im Unterricht sehr anstrengend." So sei der Sprachenunterricht durch das Tragen der Mund-Nasen-Bedeckung erschwert. In der Realschule sei in den letzten Wochen intensiv das Fernlernen geschult worden, berichtet Carse, "sodass wir auf Klassenschließungen wegen Quarantäne vorbereitet sind und dann Fernunterricht machen können".

"Seit die Maskenpflicht über E-Mail-Verteiler und per Durchsage verkündet wurde, habe ich nur vereinzelt von Problemen gehört – es gab aber eine Reihe von positiven Reaktionen", berichtet der Leiter des Kurpfalz-Gymnasiums, Hans-Peter Kohl. Die große Mehrheit der Schüler hält sich gut an die Regeln. Wer seine Mund-Nasen-Bedeckung vergisst oder verliert, kann im Sekretariat Ersatz bekommen. Allerdings werde die Maskenpflicht zum Beispiel bei Klassenarbeiten von den Schülern als Einschränkung empfunden. "Wir gehen aber hoffentlich sehr menschlich mit der Problematik um – wer sich durch die Maske nach längerem Tragen unwohl fühlt, soll sich bei der Lehrkraft melden. Auch für die Lehrer ist es eine Herausforderung, mit Maske zu unterrichten und den Alltag zu meistern, auch im Lehrerzimmer – und für alle sonst an der Schule tätigen Menschen ebenso, sagt Kohl. "Auf der anderen Seite halte ich es für wichtig, die neue Verordnung ernst zu nehmen. Wir sind wirklich froh, dass bisher noch keine Klasse in Quarantäne musste – und hoffen, dass das noch eine Weile so bleibt." Das heißt aber auch: "Wir sind auch auf die Mitarbeit und Umsicht unserer Schüler weiter angewiesen."

"Ich bewundere die Kinder", sagt Wolfgang Metzger, der Leiter des privaten Heinrich-Sigmund-Gymnasiums (HSG). "Alle tragen die Alltagsmaske, ohne zu murren – natürlich auch die Lehrer." Das HSG ist eine Ganztagsschule, die Belastung der Schüler und Lehrer sei durch das lange Maskentragen groß. "Aber ich bin über die Umsetzung der Schüler und Lehrer, über die Solidarität und die Kooperation der Eltern mehr als erfreut." Aber die neue Maskenpflicht sei an der Grenze des Zumutbaren – das fordert alle Beteiligten sehr.

> Ladenburg: "Die Maskenpflicht besteht jetzt eben im Unterricht", sagt der Schulleiter der Merian-Realschule (MRS) Stefan Baust pragmatisch. Nach seinem ersten Eindruck am Montag halten sich die Schüler an die neue Regel "Eine richtige Verweigerung haben wir hier nicht." Baust hofft, dass die dritte Pandemiestufe bald aufgehoben werden kann. "Klar, der Infektionsschutz geht vor, aber Unterricht lebt eben auch von Mimik", sagt der Schulleiter. Zusätzliche Maßnahmen habe man an der MRS nicht ergriffen. "Wir haben ein Hygienekonzept seit Beginn des Schuljahres", so der Rektor. "Die Maskenpflicht ist eine Herausforderung, aber wir sind zuversichtlich, dass wir in ein paar Wochen wieder in einen Zustand ohne Masken im Unterricht kommen können", gibt er sich optimistisch. Baust setzt auf Kommunikation und hofft, dass gemeinsames Handeln zum Infektionsschutz beiträgt.

Am benachbarten Carl-Benz-Gymnasium sieht es ähnlich aus. Schulleiterin Hannelore Buchheister sagt: "Die Maskenpflicht jetzt auch im Unterricht ist für uns alle natürlich gewöhnungsbedürftig, aber wir setzen um, was das Ministerium sagt." Zusätzliche Maßnahmen hat auch sie mit Verweis auf das geltende Hygienekonzept nicht verhängt. "Wir haben das Lüften angepasst, sodass nicht mehr permanent Durchzug ist." Einige Schüler seien schon mit großen Schals oder kleinen Decken gekommen. Für diese Woche waren auch Tagesausflüge geplant, doch die dritte Pandemiestufe hat dieser Planung nun einen Strich durch die Rechnung gemacht.

> Weinheim: Am Werner-Heisenberg-Gymnasium geht es kontroverser zu. Zwar betont Oberstudiendirektorin Gabriele Franke, Leiterin des größten Gymnasiums der Stadt, dass die überwiegende Mehrheit von Schülern und Eltern die neuen Regelungen sehr gut mitträgt. Allerdings machten sich einige Eltern auch große Sorgen um ihre Kinder und die gesundheitlichen Auswirkungen des stundenlangen Maskentragens. Franke räumt durchaus ein, dass es kein Spaß ist, den Mund-Nasen-Schutz über längere Zeiträume hinweg vor dem Gesicht zu haben. Sie hat in einem Brief an die Eltern aber auch zu verstehen gegeben, dass sie keine wissenschaftliche, medizinische oder gar politische Diskussion führen kann. "Wenn wir alle nur das Wenige tun, was wir tun können, dann machen wir das einzig Richtige", so Franke im RNZ-Gespräch.

Sie habe bereits im unmittelbaren Vorfeld der seit Montag geltenden Maskenpflicht im Unterricht darum "gebeten", den Mund-Nasen-Schutz durchgehend zu tragen. Ihr gehe es dabei um Vorsicht und gegenseitige Rücksichtnahme, gerade im Hinblick auf Lehrer und Schüler mit zum Teil schweren Vorerkrankungen, die Covid-19 möglicherweise härter treffen würde als andere. Daher ihre Bitte: "Lassen Sie uns zusammen helfen, dass wir gesund bleiben und Unterricht machen können. Das hilft uns allen!".

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung