Schriesheim im Bild 2023

09.12.2020

So sieht es bei den Weihnachtsferien in Schulen und Kindergärten aus

Schüler ab Klasse 8 haben am 21. und 22. Dezember Fernunterricht - Erst- bis Siebtklässler werden betreut - Kindergärten: Ab 23. Dezember frei

Schriesheim. (mank) Vorgezogene Weihnachtsferien in Deutschland – aber nicht in Baden-Württemberg: Das Kultusministerium hat vor Kurzem beschlossen, dass der erste Ferientag wie geplant der 23. Dezember ist, aber für die beiden Schultage davor gibt es Änderungen: Am Montag und Dienstag, 21. und 22. Dezember, erhalten Schüler ab Klasse 8 Fernunterricht, für die Erst- bis Siebtklässler ist dagegen Präsenzunterricht vorgesehen. Mit dem nächsten "Aber": "Die Präsenzpflicht ist an diesen beiden Tagen ausgesetzt, sodass Eltern ihre Kinder zuhause lassen können." So könnten die Tage vor Weihnachten für die Minimierung der Kontakte genutzt werden, schreibt das Kultusministerium.

Für die Ferienregelung der Kitas sind dagegen die Träger verantwortlich – also bei vielen Kindergärten die Stadt Schriesheim. Die RNZ hat sich bei einigen Schulen und der Stadtverwaltung umgehört.

Am privaten Heinrich-Sigmund-Gymnasium (HSG) ändert sich durch die neue Regelung nichts: Hier wurden schon zu Schuljahresbeginn zwei bewegliche Ferientage auf diese beiden Tage gelegt. Dies erklärte Veruschka Metzger, die die Schulverwaltung am HSG leitet. An Baden-Württembergs Schulen gibt es in diesem Schuljahr vier bewegliche Ferientage und drei unterrichtsfreie Tage, die jede Schule festlegen kann.

Für Hans-Peter Kohl, den Schulleiter am Kurpfalz-Gymnasium, stellt die neue Regelung eine "größere Hürde dar als eine einheitliche Regelung", denn Präsenz- und Fernunterricht parallel müssen organisiert werden. "Bisher können wir nicht abschätzen, wie viele Schüler der Klassen fünf bis sieben an den beiden letzten Schultagen vor Ort sein werden. Wir erfragen das gerade und werden dann entsprechend planen."

Für die älteren Schüler sei der Fernunterricht gut vorbereitet worden, so Kohl. Erst vor Kurzem hätten alle Schüler und Lehrer weitere Schulungen zur Lernplattform "Moodle" absolviert. Wo es organisatorisch machbar ist, wird Video-Unterricht für die höheren Klassen stattfinden, ansonsten erhalten die Schüler Material über "Moodle". Allerdings müssen nun Klausuren verlegt werden, die ursprünglich am 21. oder 22. Dezember vorgesehen waren – denn Klassenarbeiten oder Klausuren können weiterhin nur im Präsenzunterricht geschrieben werden. Für alle Schüler wird es am letzten Schultag eine abschließende Klassenlehrerstunde geben: in der Schule beziehungsweise online.

Klassenarbeiten müssen an der Kurpfalz-Realschule nicht verschoben werden, erklärt der stellvertretende Schulleiter Daniel Schmitt: "An den letzten beiden Tagen waren keine Klassenarbeiten mehr geplant." Auch er sieht den Fernunterricht gut vorbereitet. Die Realschule nutzt für Chats und Videokonferenzen die Plattform "MS Teams", ebenso können dort Aufgaben klassenweise eingestellt werden, erklärt Schmitt. "Zu Beginn des Schuljahres wurden Lehrer und Schüler geschult, und der Ablauf wurde geübt." Die Hinweise zum Fernlernunterricht sind auch auf der Homepage der Realschule zu finden. "In einem Elternbrief erfragen wir die Anwesenheit der Klassen fünf bis sieben", so Schmitt. Eltern sollen ihre Kinder dann schriftlich abmelden.

Auch von der Kurpfalz-Grundschule erhalten die Eltern einen Brief zur Abfrage der Anwesenheit, erklärt Sascha Barembruch, der stellvertretende Schulleiter. Unterricht in der Schule erhalten dann die Kinder, deren Eltern das wünschen. "Und wir bereiten gerade für alle Schüler ein Weihnachtsheft vor: mit Rätseln, Bastelanleitungen und weiteren Überraschungen", sagt Barembruch. Dieses Heft erhalten alle spätestens am Freitag vor den Ferien. "Zusätzlich stellen wir Wiederholungsaufgaben und Knobeleien für jede Klasse auf unserem digitalen Schwarzen Brett ‚Padlet‘ bereit."

In den städtischen Kindergärten und im Kinderhaus Altenbach beginnen die Weihnachtsferien am 23. Dezember, der letzte Ferientag ist der 4. Januar 2021. "Dies war schon zu Beginn des Jahres so geplant, wir werden daran nichts ändern", berichtet Robert Eszterle, der im Hauptamt für die Kitas zuständig ist. Die 24 Schließtage der Kindergärten pro Jahr werden mit den Elternbeiräten im Vorfeld abgestimmt, die Eltern haben die Ferienregelung mitgetragen. "Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist uns wichtig", betont Eszterle. Eine wochenlange Schließung der Kitas über die Ferien hinaus – wie während der ersten Welle der Corona-Pandemie – soll vermieden werden, um die Eltern nicht wieder vor Betreuungsprobleme zu stellen.


Wieso die zwei Tage weniger Weihnachtsferien gerade die Lehrkräfte an Grundschulen ärgern
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Von Micha Hörnle

Neckar-Bergstraße. Das war ein Schock am Dienstag vor einer Woche, als Grundschullehrerin Tina Schmidt (Name geändert) im Lehrerzimmer erfuhr, dass Kultusministerin Susanne Eisenmann die verlängerten Weihnachtsferien gekippt hat – obwohl eine Woche zuvor die Ministerpräsidenten und die Kanzlerin das Gegenteil verkündet hatten. "Ganz ehrlich: Ich habe geheult", sagt die junge Frau, die an einer Schule im nördlichen Rhein-Neckar-Kreis unterrichtet. Damit war sie nicht allein, fast im gesamten Kollegium "gab es einen Aufschrei".

Denn die um zwei Tage längeren Weihnachtsferien wären ihrer Meinung "eine schöne Geste gewesen, dass auch die Lehrer zu ihren Familien gehen können". Im Grunde ging es dabei um die Frage, ob die Schulen die beweglichen Ferientage – also ein Kontingent von schulfreien Tagen, die genutzt werden können, um die Ferien zu verlängern – nun für Weihnachten verbraten werden dürfen. Und das lehnten die meisten Schulleitungen ab, man braucht sie ja noch für den Rest des Schuljahres. Insofern hatten viele Lehrer auf eine bundeseinheitliche Regelung – und damit auf die Entkoppelung von den beweglichen Ferientagen – gehofft.

Dabei kommt Schmidt weniger auf mehr freie Tage an, sondern sie will eigentlich mehr Zeit für die Selbstisolation vor dem Weihnachtsfest mit ihren Familien, schließlich haben Lehrer im Moment wohl die mit Abstand meisten Sozialkontakte im Lockdown. Da Schmidt fächerübergreifend in allen vier Klassenstufen unterrichtet, kommt sie wohl mit gut 160 Kindern samt ihren dazugehörigen Haushalten zusammen. Und ganz ohne Folgen blieb das für sie nicht: Denn Ende Oktober infizierte sie sich selbst mit dem Coronavirus, sie und ihre Klasse kamen in Quarantäne: "Ich nehme an, dass ich es von der Schule habe", denn im Moment habe sie, auch da sie alleine lebt, kaum andere Kontakte – zumal die Arbeit sie im Moment auffrisst.

Insofern ist sie sich sicher: "Ich habe niemanden infiziert." Sie selbst hatte, bis auf den Verlust des Geruchssinns, keine größeren Symptome, aber sie macht sich gerade um ihre Eltern, die tief im Odenwald leben, große Sorgen: Beide sind chronisch krank und gehören damit zur Risikogruppe. Zwar wurden auch sie negativ getestet, aber nun kommt ja Weihnachten – einige der wenigen Gelegenheiten, sich zu sehen. Und konsequentes Abstandhalten ist bei diesem Fest für sie keine Option.

Und gerade deswegen wären für Schmidt ein paar mehr Ferientage vor dem Fest wichtig gewesen, allein schon, um ein bisschen mehr Puffer für die Selbstisolation zu haben, um dann ihre Familie sehen zu können. Auch damit sieht sie sich nicht allein: "Auch andere Lehrer haben kranke Verwandte und wären auch die Ferienverlängerung angewiesen."

Was Schmidt im Moment am meisten ärgert: Die Eltern haben die Wahl, ob sie ab dem 18. Dezember ihre Kinder zu sich nehmen – oder in die Betreuung schicken. Die Lehrer im Prinzip nicht. Natürlich müssen nicht alle antreten, um die Kinder in dieser Zeit zu betreuen, aber ihr geht es ums Prinzip: "Die Eltern dürfen frei entscheiden, wir aber nicht." Sie findet, dass auch Lehrer mal in diesen ganzen Fragen gehört werden. Das fängt schon damit an, dass hybrider Unterricht – also halb per Internet, halb in Präsenz – an Grundschulen kein Thema ist. Dabei habe man im ersten Lockdown mit diesem System keine schlechten Erfahrungen gemacht – zumal ja auch die Lerngruppen kleiner waren. Und nicht zuletzt: "Es gibt auch Grundschüler, die Angst vor einer Ansteckung haben."

Im Moment sei der Frust bei vielen Lehrern groß. Schmidt berichtet: "Bei uns liegt der Klassenteiler bei 28, dann kamen mit Corona die Digitalisierung und die Umstellung auf die rollierenden Systeme, das ständige Lüften und keine Pausen mehr. Masken wurden auch nicht gestellt, die gibt es nur an weiterführenden Schulen. Und obendrauf haben wir ein marodes Schulgebäude, immer mehr Bürokratie – und dann auch noch kaum Ansehen in der Gesellschaft." Im Moment hätten ihre Kollegen "eine hohe Burn-out-Rate, im Moment sind alle am Limit". Denn war der Stress schon vor Corona groß, ist die Situation jetzt nicht mehr auszuhalten: "Sind wir Lehrer denn keine Menschen, sondern nur noch Sklaven der Gesellschaft", fragt sie. "Immer nur geht es um die Elternlobby, aber wo bleibt die Fürsorge für die Lehrer?".

Insofern war das Entsetzen in großen Teilen der Lehrerschaft, als sie die Kunde von der abgesagten Ferienverlängerung erreichte, nur der letzte Tropfen, der das Gemütsfass zum Überlaufen brachte; die Weihnachtsfeiertage wären eine der wenigen Gelegenheiten gewesen, mal wieder durchzuschnaufen und Kraft zu tanken.

Schmidt erklärt: "Das war eine emotionale Sache, da ist alles herausgebrochen, denn wir haben das Gefühl, dass im Moment alles auf unsere Kosten geht." Denn: "Im Moment habe ich das Gefühl, nur noch für die Schule zu leben, denn seit Ostern haben wir praktisch keine Ferien mehr." Wenn das so weitergeht, sieht die junge Frau schwarz: "Ich habe das Gefühl, die verheizen gerade ihr Personal."

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung