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14.12.2020

A5-Lärm in Schriesheim: Das Verkehrsministerium macht alle Hoffnungen zunichte

A5-Lärm in Schriesheim: Das Verkehrsministerium macht alle Hoffnungen zunichte

Für Winfried Plesch (r.) und Fröchweg-Anwohner wurde die A5 nach ihrer Sanierung deutlich lauter. Foto: Dorn
Auch der Lärmschutzbeauftragte des Landes sieht keine Chance auf eine Schutzwand oder ein Tempolimit. Die Grenzwerte sind nicht erreicht.

Schriesheim. (hö) Auch das Landesverkehrsministerium macht den A5-Anwohnern keinerlei Hoffnung, dass sich etwas ändern wird. Eigentlich hatte sich Winfried Plesch an den baden-württembergischen Lärmbeauftragten, den Offenburger Grünen-Abgeordneten Thomas Marwein, gewandt, um ihn darauf hinzuweisen, dass es nach der Sanierung der Autobahn im Frühjahr lauter sei als zuvor und entsprechende Maßnahmen – beispielsweise eine Lärmschutzwand oder wenigstens eine Geschwindigkeitsbeschränkung – verlangt. Nun ließ der über das Verkehrsministerium antworten – und in großen Teilen ist die Antwort der Stuttgarter Behörde wortgleich mit dem, was die RNZ vom Regierungspräsidium vor über drei Wochen als Antwort erhielt.

Demnach liegt die berechnete (und nicht etwa gemessene) Lärmbelastung entlang der Autobahn deutlich unter den Grenzwerten, die eine Schallschutzwand notwendig machen würden. Dabei, so das Verkehrsministerium, habe man neuere Verkehrszahlen von 2019 zugrunde gelegt und sogar die Wirkung der Betongleitwände untersucht – die machen die A5-Anwohner für die höhere Lärmbelastung verantwortlich, weil sie den Schall in die Fensenbäume reflektieren. Demnach liegen die Werte für dieses Wohngebiet bei knapp über 55 Dezibel am Tag und knapp über 50 Dezibel in der Nacht, erst ab 64 Dezibel tagsüber und 55 nachts müssten die Behörden mit Maßnahmen reagieren. Um diese Werte zu erreichen, so das Verkehrsministerium, "müsste sich der Verkehr gegenüber 2019 mehr als verdoppeln, was aufgrund der Leistungsfähigkeit des derzeitigen Ausbaustandards kapazitätsbedingt absehbar nicht eintreten wird".

Die Konsequenz: "In Folge sind im Rahmen der Lärmsanierung unter den aktuellen Rahmenbedingungen leider weder zusätzliche aktive Schallschutzmaßnahmen wie Lärmschutzwälle oder -wände noch passive Maßnahmen an einzelnen Gebäuden möglich."

Zudem bezweifelt das Ministerium – wie bereits schon vorher das Regierungspräsidium –, dass es für die Fensenbäume-Bewohner nach der Sanierung tatsächlich lauter geworden sei: Erstens sei die Schallwirkung der Betonplanken "rechnerisch nicht mehr nachweisbar", und zweitens wurden bei der Sanierung Waschbetonplatten (wenn auch kein Flüsterasphalt) verwandt, die den Lärm um zwei Dezibel vermindert hätten. Und so lehnt man auch den Abbau der Betongleitwände ab – zumal sie auch aus Gründen der Verkehrssicherheit errichtet worden sind: Fahrzeuge gelangen durch sie nicht mehr auf die Gegenfahrbahn, auch Motorradfahrer werden nun besser geschützt, weil die bisherigen Metalleitplanken oft zu schweren Verletzungen führten.

Auch ein Tempolimit zwischen dem Heidelberger und dem Weinheimer Kreuz lehnt das Ministerium ab: Denn auch hier liegen die Grenzwerte von 70 Dezibel am Tag und 60 Dezibel in der Nacht deutlich über dem, was lärmmäßig in den Fensenbäumen errechnet wurde – insofern seien die Voraussetzungen dafür hier nicht gegeben, zumal eine Geschwindigkeitsbegrenzung zu Fahrzeitverlusten führen und somit der Verkehrsfunktion der Autobahn beeinträchtigen würde.

Und so schließt die Antwort aus dem Verkehrsministerium: "Uns ist bewusst, dass die Lärmsituation für Sie leider auch weiterhin unbefriedigend ist. Aus den vorgenannten Gründen und unter den aktuellen Rahmenbedingungen können wir jedoch leider keine Maßnahmen vorsehen, um Abhilfe zu schaffen."

Da Plesch die Antworten – wenn auch aus der Feder des Regierungspräsidiums – bereits aus der RNZ kannte, meinte er nur: "Leider wie erwartet."

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung