Schriesheim im Bild 2023

19.02.2021

Altenbacher Jugendtreff, die Zweite

Nach 13 Jahren Pause wagt die Stadt wieder einen Anlauf. Doch es gibt auch Kritik aus dem Ortschaftsrat.

Von Micha Hörnle

Schriesheim-Altenbach. Es ist ja nicht so, dass es nie einen Jugendtreff im evangelischen Gemeindehaus gegeben hätte: So etwas war schon mal vor über zehn Jahren da – und nun wagt die Stadt einen neuen Anlauf. Bei der jüngsten Ortschaftsratssitzung ging es um die Pläne von Bürgermeister Hansjörg Höfer, zwei Räume für die Jugendarbeit anzumieten.

Das fiel alles zusammen mit einer rekordverdächtigen Geschwindigkeit, mit der das für die Kirchengemeinde zu groß gewordene Gemeindehaus neu genutzt werden soll. Zentral ist dabei das neue Café im Erdgeschoss, für das sich nicht nur ein Förderverein gegründet hat, sondern dem die Stadt auch etliche Morgengaben mitgegeben hat: Verzicht auf die eigentlich fällige Stellplatzablöse (44.000 Euro) und Antrag auf Aufnahme in das Landesprogramm "Entwicklung Ländlicher Raum" – erst unlängst wurden knapp 47.000 Euro bewilligt. Die geschätzten Umbaukosten liegen bei 120.000 bis 130.000 Euro. Ein Teil des Finanzierungskonzepts war offenbar auch, dass die Stadt zwei Räume für die brachliegende Jugendarbeit im Ortsteil anmietet. Sowohl beim Café wie auch beim neuen Jugendtreff fühlte sich der Ortschaftsrat übergangen.

Immerhin gibt es nun Pläne für diese beiden Räume: Demnach sollen sie für mindestens 40.000 Euro umgebaut werden: Aus der bisherigen Teeküche sollen zwei Toiletten werden (15.000 Euro); der kleinere der beiden Räume erhält eine Küchenzeile (5000 Euro); um den Schall nach oben zum Gemeindesaal zu dämpfen, soll eine neue Decke eingezogen werden (10.000 Euro); hinzu kommen Malerarbeiten (5000 Euro) und neues Mobiliar (5000 bis 10.000 Euro). Bereits im ersten Halbjahr soll mit dem Umbau gestartet werden. Außerdem rechnet die Stadtverwaltung noch mit Personalkosten, denn der Jugendtreff soll ja auch von einer Fachkraft betreut werden (11.5000 bis 14.5000 Euro im Jahr).

Zugleich sollen diese Räume auch noch zeitweise, zwischen 12 und 14 Uhr, als Hort (oder vielmehr im Rahmen der "Verlässlichen Grundschule) genutzt werden, denn die bisherige Betreuung der Grundschüler im Kinderhaus ist nicht optimal für die dortigen Abläufe.

Im Ortschaftsrat trafen diese Pläne auf ein zweigeteiltes Echo. Während Suzanne Epp (Grüne Liste) fand, dass dieser Jugendtreff "längst überfällig" und "gut angelegtes Geld" sei – zumal das Kinderhaus entlastet und dem Gemeindehaus neue Impulse gegeben würden –, ärgerte sich Karl Reidinger (CDU), dass der Ortschaftsrat erst so spät über diesen neuen Jugendtreff informiert wurde. Und er fand es ein bisschen happig, dass die Stadt 45.000 Euro in Räume investiert, die noch nicht mal ihre eigenen sind.

Karin Malmberg-Weber (SPD) bestritt nicht, dass für die Altenbacher Jugend etwas getan werden müsse. Aber sie hätte gern "ein Konzept für die Jugendarbeit vor der Anmietung der Räume" gehabt und fragte, wieso bei dem Treff nicht die Kinder und Jugendlichen einbezogen worden seien. Und überhaupt: Könnte nicht auch die Musikschule oder die Volkshochschule diese beiden Räume mitnutzen? Für Reidinger keine gute Idee: "Das wäre für das Café doch eher störend."

Malmberg-Weber, Reidinger und auch Carsten Junghans (Freie Wähler) hatten auch noch Fragen, was die pädagogische Fachkraft, die die Jugendlichen betreuen soll, angeht: Ist das eine feste Person, oder arbeitet sie auf Stundenbasis? Für Reidinger muss da unbedingt ein Jugendsozialarbeiter ran – und so ist es wohl auch vorgesehen, wie Höfer bestätigte: "Eine feste Person auf Stundenbasis für Altenbach."

So ähnlich war es ja auch früher schon beim alten Jugendtreff im Keller: 2007 – damals war Jana Burwitz Schriesheims Jugendsozialarbeiterin – wurde der Treff eingerichtet und war freitags geöffnet. Burwitz betreute die Jugendlichen zwischen 15 und 27 Jahren, die dort zusammen kamen. Schon ein Jahr später häuften sich die Klagen über Vandalismus. Die Einrichtung stand vor der Schließung, sodass sogar Ende April ein Runder Tisch einberufen wurde. Auch der konnte die Schließung nicht aufhalten – allerdings kam die weder durch Schmutz und Randale als vielmehr durch den Weggang von Burwitz im Herbst 2008. Die hatte schon im April 2008 die Folgen des Jugendtreff-Endes vorausgeahnt, als sie fragte: ""Was passiert, wenn gar nichts mehr da ist?"

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung