Schriesheim im Bild 2023

18.03.2021

Ursenbacher Kapelle ist wohl nicht mehr zu retten

Da der Untergrund zu instabil ist, nutzten alle Sanierungsanstrengungen nichts. Ein Neubau würde mindestens eine halbe Million Euro kosten.

Von Micha Hörnle

Schriesheim-Ursenbach. Die Ortsteile haben ein Problem mit ihren Friedhofskapellen – sie sind marode. Während in Altenbach eine Mini-Sanierung – vor allem der Austausch der nicht mehr funktionierenden Toiletten – geplant ist, könnte die Halle in Ursenbach auf längere Sicht sogar neu gebaut werden. Denn das Anfang der sechziger Jahre in viel Eigenarbeit errichtete Gebäude hat "massive Risse", wie Ortsvorsteherin Inge Pfrang auf der letzten Ortschaftsratssitzung berichtete, es war die erste nach einem Jahr Pause. Die Risse kommen einerseits vom instabilen Baugrund, andererseits führt der einzige Zugang zum Friedhof durch die Halle. Kurz: Es muss etwas getan werden.

Bürgermeister Hansjörg Höfer wollte an diesem Abend "keine fertige Planung präsentieren und über Geld reden", sondern einen Startschuss für eine Diskussion geben: "Für was brauchen wir die Kapelle?" Denn die Zahl der Beerdigungen sei überschaubar, und die Gottesdienste finden zwischen Volkstrauertag und Pfingsten im Dorfgemeinschaftshaus statt. Höfer kann sich vorstellen, die schlichte Halle "zu mehr zu benutzen als für Beerdigungen", beispielsweise für kulturelle Veranstaltungen – das hätte sie alleine wegen ihrer landschaftlich reizvollen Lage verdient.

Karina Mayer vom Bauamt erklärte, wieso sich ihrer Meinung nach die Sanierung des Gebäudes nicht lohnt – und das liegt am Untergrund. Alle Arbeiten, zuletzt 2012, hätten nichts gebracht, die Setzrisse lassen sich dadurch nicht stoppen. Deswegen hatte sie sich Gedanken über einen möglichen Neubau aus Holz ("muss nicht so aussehen") gemacht – inklusive einer Toilette (gibt es bisher noch nicht) und zwei Nebenräumen. Gut wäre außerdem, wenn man die sehr schmale Zufahrt verbreitern und Parkplätze schaffen würde. Das hat seinen Preis: 300.000 Euro für die neue Halle – ohne Bodenuntersuchung, um die man aber nicht herum kommen wird –, 100.000 Euro für den neuen Weg samt Parkplatz und noch mal 115.000 Euro für einen Kanalanschluss (samt Pumpwerk), den es auch noch nicht gibt – also alles in allem deutlich mehr als eine halbe Million Euro. Doch bevor mit irgendwelchen Planungen begonnen werden kann, muss sie mit den Behörden abklären, welche Eingriffe das Landschaftsschutzgebiet, in dem die Kapelle (und eigentlich ganz Ursenbach) liegt, überhaupt verträgt. Wenn das abgeklärt sei, könne man eine erste Planungsrate in den Haushalt – wenn auch nicht den aktuellen – einstellen, frühester Baubeginn wäre 2023, so Mayer. In der mittelfristigen Finanzplanung von Kämmerer Volker Arras ist ein Kapellenneubau allerdings nicht enthalten.

Ortschaftsrätin Imke Felden erinnerte daran, wie sehr die Ursenbacher an der Kapelle hängen: "Das ist ein wunderbarer Ort mit einem wunderbaren Licht durch die Buntglasfenster." Doch gebe es wohl für das Gebäude "leider keine Zukunft". Ja, ein Neubau sei teuer, aber "wir sollten keine Diskussion darüber aufkommen lassen, ob sich ein Neubau lohnt. Das wäre ein Armutszeugnis und eine schallende Ohrfeier für die Erbauer". Felden forderte: "Die Kapelle darf nicht verschwinden, sie prägt das Ortsbild mit. Verschwindet sie, verschwindet auch der Friedhof." Schließlich sei hier Helmut Fath (1929 bis 1993), der berühmteste Sohn des Dorfs und Ehrenbürger beerdigt; regelmäßig würden Motorradfahrer anhalten. Außerdem seien die Gottesdienste gut besucht, Pfarrer Hans Behrendt habe "eine enge Bindung an Ursenbach". Man könne einen Neubau auch viel breiter nutzen als die bisherige Kapelle – von Bibel-Wochenenden über Konfirmanden-Gottesdienste bis hin zu Auftritten des Sängerchors. Felden regte zudem an, die evangelische Kirche um Unterstützung für einen Neubau anzufragen und einen Verein zum Erhalt der Kapelle zu gründen.

Gerlinde Edelmann, Ursenbacher Stadträtin für die Grüne Liste, regte eine kostensparende Lösung für den teuren Kanalbau an. So sollte Mayer eine abflusslose Grube oder Komposttoiletten prüfen. Außerdem bestehe ja die Gefahr, dass der Kanal trocken fällt, weil er nicht regelmäßig gespült werde. Mayer sagte eine Prüfung zu – und dann beschloss der Ortschaftsrat einstimmig, die Planungen für einen Neubau aufzunehmen.

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung