Schriesheim im Bild 2023

21.12.2005

„Schlagworte helfen da nicht mehr“

Bürgermeister Peter Riehl im RNZ-Interview über die kommunalpolitischen Veränderungen nach der Wahl seines Nachfolgers Hansjörg Höfer
Schriesheim. (cab) Wie bewertet Bürgermeister Peter Riehl die Wahl Hansjörg Höfers zu seinem Nachfolger mit dem Abstand von zwei Tagen zum Wahlabend, der für den amtierenden Rathauschef nicht den Ausgang nahm, den er sich wünschte? Und wie schätzt er Schriesheims kommunalpolitische Zukunft ein? Wir sprachen gestern mit Peter Riehl im Rathaus.

Herr Riehl, Sie haben am Wahlabend gesagt, dass jetzt in Schriesheim eine Richtung eingeschlagen werde, die nicht mehr Ihre ist. Interpretieren Sie das Wahlergebnis so, dass die Richtung, in die Sie Schriesheim gelenkt haben, von den Bürgern nicht mehr mitgegangen wird?
Ich sehe es so, dass Schriesheim wirklich in eine neue Zukunft und eine neue Richtung geführt wird. Das sagen die Grünen ja selbst auch so. Hier herrscht einfach eine andere Auffassung, als es meine ist.

Was wird sich kommunalpolitisch unter dem Bürgermeister Hansjörg Höfer verändern?
Die bisherige Mehrheit im Gemeinderat ist jetzt die Opposition. Schlagworte helfen da nicht mehr, sondern die harte Arbeit an der Sache. Es wird eine neue Arbeitsweise im Gemeinderat geben. Das wird kein leichter Prozess. Ein Nein der geschwächten Mehrheit am Ratstisch wird sich an den Sachthemen orientieren und darf nicht von Missgunst geleitet sein. Eine Ablehnungshaltung macht keinen Sinn.

Was meinen Sie mit „neuer Arbeitsweise“?
Die Grünen werden versuchen, ihre Auffassung von Stadtgestaltung, Lebensqualität und bürgerlichem Zusammensein durchzubringen. Das ist keine Kritik an der Art. Sie wird sich aber stark von meinen Zielen unterscheiden.

Sie fürchten also keine Blockadehaltung vor allem von CDU und Freien Wählern?
Sie werden weiterhin Sacharbeit betreiben und vielleicht etwas mehr auf das Nein eines Herrn Schlüter achten, wenn es um Kürzungen im Haushalt geht. Hier sprach er ja oft gegen die eigene Fraktion und auch gegen die Verwaltung.

Rechnen Sie mit persönlichen Konsequenzen im bürgerlichen Lager?
Ich könnte es verstehen, hoffe es aber nicht.

Wie sehen Sie Schriesheims Zukunft?
Es wird ganz schwierig werden. Es wäre selbst für einen erfahrenen Verwaltungsmann wie mich schwierig geworden. Es wird sich herauskristallisieren, dass die Wahlkampfversprechen nicht gehalten werden können. In der Frage, wer was im Haushalt an welcher Stelle kürzt, wird es neue Prinzipien geben.

Werden alle führenden Kräfte in der Verwaltung unter Höfer weiterarbeiten?
Meine Amtsleiter sind jederzeit bereit, ihre bisher gute Arbeit fortzusetzen. Ich denke auch, dass Höfer die führenden Mitarbeiter achtet, sie arbeiten lässt und zugibt, dass er auf ihren Rat angewiesen ist. Jedoch war zuletzt das Verhalten eines Amtsleiters für das Klima in der erweiterten Verwaltungsspitze nicht glücklich.

Sie meinen Kämmerer Volker Arras?
Ich denke, dass ich mich klar genug ausgedrückt habe. Ich fühle mich für jeden Mitarbeiter verantwortlich und werde versuchen, die entstandenen Schäden wieder zu kitten.

Wie sieht es mit ein bisschen Abstand vom Wahlabend zurzeit in Ihnen aus?
Nicht gut. Ich habe Höfers Wahlkampf mit Anerkennung verfolgt. Ich nehme seine Erklärungen als Ziele so an, wie er sie sagt. Aber das Gesagte, die neue Richtung und Äußerungen wie: ‘Jetzt sind endlich die Wahren dran‘, das macht mir schon große Sorgen. Zumal man sich vor einem so prägenden Einschnitt in das Leben, wie er nun vor mir liegt, schon mit der Zukunft der Stadt beschäftigt. 32 Jahre Arbeit rund um die Uhr wären falsch gewesen, wenn in mir alles ablaufen würde, wie in einer fremden Uhr.



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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung