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Praxisnaher Unterricht: Die 10b des Kurpfalz-Gymnasiums erstellt Tastbuch
Schriesheim. (anzi) Nicht nur Theorie lernen die Schüler am Kurpfalz-Gymnasium in Schriesheim (KGS), sondern auch Praxis. Im Fall der Klasse 10b, die in einer Unterrichtseinheit des Biologieunterrichts über Bau und Funktion des Auges lernt, heißt das nicht nur ein Besuch in der Blinden- und Sehbehinderten-Schule in Ilvesheim am 19. Mai, sondern auch fühlen und erkennen, was es bedeutet, kein oder ein eingeschränktes Augenlicht zu haben.
Die Idee dazu hatte Tina Hillebrand, Referendarin am KGS, die unter anderem einen pädagogischen Artikel darüber schreiben wird. Gemeinsam mit zwei Kolleginnen von der Schloss-Schule in Ilvesheim, Susanne Lemke und Doris Schöne, hat sie dieses praxisnahe Projekt entwickelt.
So lernen die Schüler des KGS Blindenschrift lesen und auch schreiben. "Jeder von ihnen hat ein Namensschild in Blindenschrift angefertigt", ist Schulleiter Werner Rendel begeistert. Doch nicht nur Schrift, sondern auch Spiele und Unterrichtsmaterial aus der Blindenschule lernt die zehnte Klasse kennen. Zudem können sie durch Simulationsbrillen häufig auftretende Sehbehinderungen erleben. Mit diesen Eindrücken und Erkenntnissen sind die Schüler eine interessante Aufgabe angegangen: Sie setzten eine vorgegebene Geschichte in ein blindengerechtes Bilderbuch um. In diesem Tastbuch trifft ein kleiner Igel auf verschiedene Tiere und entdeckt unterschiedlichste Gegenstände, bis er am Ende bei einem zweiten Igel landet. Ein Fächerübergreifendes Projekt, denn nicht nur im Biologieunterricht, sondern auch in den Kunststunden waren die Schüler rund fünf Wochen lang am Basteln, Beraten und Ausprobieren. Und auch außerhalb des Unterrichts wurde weiter an dem Tastbilderbuch gearbeitet. "Die Schüler mussten sich in die Lage und Gefühlswelt einer blinden Person versetzen", so Rendel. "Eindeutige Tasteindrücke mussten herausgearbeitet und geeignete Materialien ausgewählt werden."
Auf Kartonagen haben die Zehntklässler Materialien wie Kunst- und Filzstoffe, Gumminoppen, als Igelstachel und Granulat, der als Sand gefühlt werden kann, angebracht. "Bei der Schlange war beispielsweise das Problem, wie kann sie sich klitschig anfühlen", macht Rendel die Arbeit deutlich. "Die Schüler haben sich dann auf die Schuppenhaut der Schlange konzentriert und diese mit Pailletten dargestellt".
Am 19. Mai wird die 10. Klasse dieses Werk den Kindern aus der 1. Klasse der Schloss-Schule schenken. Die Schüler des KSG lesen die Geschichte vor, während die Erstklässler die Bilder ertasten können. Zusätzlich gibt es für die Gymnasiasten an diesem Tag ein außergewöhnliches Mittagessen. Mit Augenkrankheiten simulierenden Brillen werden sie das Essen selbst kochen, den Tisch decken und gemeinsam essen. So können sie den Alltag und die entstehenden Schwierigkeiten eines sehbehinderten Kinds erfahren. Anschließend soll das Schulgelände der Sehbehinderten-Schule erkundet werden. "Es gibt dort eine Aschenbahn, die spezielle Hohlräume unter dem Bodenbelag hat. Dadurch ändert sich das Laufgeräusch wenn man die Bahn verlässt", erklärt KGS-Schulleiter Rendel.
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