Schriesheim im Bild 2023

12.05.2007

Das Krokodil hat eine Spinnenphobie

Das Krokodil hat eine Spinnenphobie

(nip) Was für ein Tier ist eigentlich ein Koala? Die Kinder in der Stadtbibliothek Schriesheim wissen es genau: "Ein Pandabär!" Hm, fast. Und was hat der Koala? "Einen Bauch", rufen die jungen Zuschauer des Theaterstücks "Renn, Possum, renn" ganz laut. Das stimmt. Und was noch? Heidi Callewaert, die Autorin des Stückes und Mitbegründerin des Weinheimer Theaters "PassParTu", das an diesem Nachmittag in der Bibliothek auftritt, lässt nicht locker. "Eine Brust", erklärt ihr Publikum. Auch das ist vollkommen korrekt.

Doch eigentlich ist der Koala kein Bär und auch kein Brust-, sondern ein Beuteltier, genauso wie das Wallaby und das putzige Possum. Callewaerts Geschichte spielt diesmal in Australien, wo sie selbst drei Jahre lang lebte. Das merkt man. Kenntnisse der Tier- und Pflanzenwelt fließen kindgerecht in dieses Erzähltheater ein – die Schauspielerin aus den Niederlanden (mit charmantem flämischen Akzent) spricht immer wieder mal englisch und lässt die deutsche Übersetzung gleich folgen. Spielerischer Sprachunterricht ist das und manchen Grundschülern ist Englisch auch gar nicht fremd; schließlich gibt’s das bereits ab der ersten Klasse.

In Australien leben erstaunliche Tiere, nicht nur das Wallaby und das Possum, sondern auch der Dingo, eine Art wilder Hund, Krokodile, der Lachende Hans (ein Vogel) und das Echidna, ein Ameisenigel, der Eier legt und seine Jungen aber säugt. Interessant.

Abgesehen vom Dingo, der in "Renn, Possum renn", die Rolle des Bösewichts spielt, sind Possum, Wallaby und Kookaburra (Lachender Hans) miteinander befreundet. Eine zauberhafte Geschichte über Zusammenhalt, Mut und skurrile Tierfiguren: Das verfressene Possum muss immer laut rülpsen, das Wallaby ist ziemlich taub, das Krokodil Vegetarier mit Spinnenphobie und der Lachende Hans kann nicht lachen, sondern nur einen merkwürdigen Jammerlaut hervorbringen. Der stachelige Ameisenigel ist zwar klein, dafür müffelt er aber drei Meilen gegen den Wind. Gut gegen Feinde, die naserümpfend einen großen Bogen um die Truppe machen.

Als das Possum in große Gefahr gerät und ringsumher der Busch in Flammen steht, müssen sich die Freunde beweisen. Keiner kann allein das Possum retten, sondern sie schaffen es nur gemeinsam.

Für die Dauer des Stücks, und somit eine Dreiviertelstunde lang, hingen die Kleinen ab vier Jahren an Callewaerts Lippen, hatten jede Menge Spaß an ihrer ulkigen Mimik, der witzigen Geräuschkulisse, die sie produzierte, und entdeckten immer wieder Neues auf dem selbst gemalten Bühnenrollbild von Ingrid und Thomas Zotz. Letzterer führte Regie.

Mit "Renn Possum renn" hat das Weinheimer Theater eine Abenteuergeschichte im Programm, die anregt und viel Raum für eigene Fantasien lässt. Ihr pädagogischer Inhalt ist kreativ verpackt und kommt ganz ohne Zeigefinger aus. Das ist Theater, wie Kinder (und Eltern) es mögen: bunt, witzig, frech und unterhaltsam.

Copyright (c) rnz-online

Autor: Rhein-Neckar-Zeitung