Schriesheim im Bild 2023

20.06.2007

„Was bringt Kinder dazu andere Menschen zu erschießen?"

„Was bringt Kinder dazu andere Menschen zu erschießen?"

(co) "Schau hin! Was deine Kinder machen": So heißen die Spots, die ARD und ZDF momentan in ihren Programmen zeigen. Gemeinsam mit anderen Partnern beteiligen sich die öffentlich-rechtlichen Sendeanstalten an der vom Bundesfamilienministerium ins Leben gerufene Initiave, deren Ziel es ist, die Öffentlichkeit für das Thema "Kinder und Medien" zu sensibilisieren.

Auch die Stadtverbände der CDU- Frauenunion aus Schriesheim, Dossenheim und Ladenburg machten sich zu diesem Thema, das auch auf dem Bezirksdelegierten-Tag in Bruchsal auf der Tagesordung steht, ihre Gedanken. "Was bringt Kinder dazu, mit der Waffe in der Hand in die Schule zu gehen und andere Menschen zu erschießen?", lautete die einleitende Frage von Gabriele Haupt, der Vorsitzenden des Schriesheimer Stadtverbandes.

Um herauszufinden, welche Motive junge Menschen bewegen und was getan werden kann, um blutige Massaker an Schulen und ähnliches zu vermeiden, hatten die Damen den Sprecher der CDU-Landtagsfraktion in Polizei-Fragen, Thomas Blenke, als Referenten zu ihrer Diskussion eingeladen. Der gebürtige Oggersheimer ist Mitglied der fraktionsinternen interdisziplinären Arbeitsgruppe "Kindermedienschutz" des Landtages und machte die Damen mit den wichtigsten Fakten rund um "Gewalt in den Medien" vertraut. Amokläufe an Schulen, wie sie in Erfurt und Emsdetten stattgefunden haben, seien das Ergebnis einer Entwicklung aus den USA, begann Blenke seine Einführung.

Die Täter seien passionierte Spieler von sogenannten "Ego-Shooter"-Spielen. Das sind Computerspiele, in denen die Jugendlichen in real wirkender Umgebung andere Menschen erschießen oder auf andere Weise töten. "Zentrale Fragen in dieser Angelegenheit sind die nach der Auswirkung solcher Spiele und der bestmöglichen Reaktion der Gesellschaft darauf", formulierte das Landtagsmitglied seinen Ausgangspunkt. Zwar sei nicht jeder "Counterstrike"-Spieler ein potenzieller Mörder. Aber wenn Jugendliche gegeneinander im Netz gewalttätig würden, sei die Schwelle der Akzeptanz schon überschritten, so Blenke. "Die Forschung hat gezeigt, dass die Medien junge Menschen beeinflussen". Auch aus diesem Grund sei er überzeugt, dass ein Verkaufsverbot der "Killerspiele" sinnvoll sei. "Damit setzten wir ein Zeichen, dass solche Spiele von der Gesellschaft geächtet sind." Die ausschließlich weibliche Diskussionsrunde schloss sich dieser Meinung an und forderte darüber hinaus mehr Aufklärungsarbeit: "Wir müssen die Eltern wachrütteln, damit sie reagieren", so der leidenschaftliche Appell einer der Frauen. Eine Lehrerin in der Runde gab zu bedenken, dass man mit den Eltern nicht mehr rechnen könne: "Die denken, dass die Lehrer für die Erziehung zuständig sind", wusste sie aus Erfahrung.

In einem Punkt waren sich alle einig: Damit Kinder nicht in die Welt der virtuellen Anonymität und Gewalt abrutschen, müssen sie das Gefühl haben, dass sich ihre Eltern für sie interessieren. "Man muss mit seinen Kindern sprechen und sich mit ihnen und ihren Hobbys beschäftigen", lautete der Rat einer Mutter. Kinder bräuchten Pflege. Um die Eltern aufzuklären und den Umgang der Kinder mit neuen Medien zu verbessern, hielt die Frauenrunde Informationsabende für Eltern für die richtige Lösung.

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung