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11.07.2007

Wacker: Hauptschule ist keine „Restschule"

(keke) Weißwürste mit Brezeln garnierten die "Tour d’Horizon" in Sachen Familien-, Schul- und Bildungspolitik von Kultusstaatssekretär Georg Wacker beim Politischen Sonntagsfrühschoppen der Schriesheimer CDU. Mit dem Heidelberger Bundestagsabgeordneten Dr. Karl A. Lamers und Ehrenbürger Peter Riehl besetzten darüber hinaus zwei weitere politische Persönlichkeiten den Stammtisch im "Schwarzen Adler".

Von Wacker schnell abgesteckt war die Position der Landesregierung in Sachen Bereitstellung von Kinderkrippenplätzen für unter Dreijährige. Der Bund hatte dafür einen Bedarf von rund 35 Prozent errechnet. Die von der Bundesregierung zugesagten vier Milliarden Euro zur Deckung der Betriebskosten würden nicht ausreichen, war Wacker skeptisch. Zudem treffe der errechnete Bedarf auf Baden-Württemberg nicht zu. Das Land werde aber vor Ort einen bedarfsgerechten Ausbau finanziell unterstützen. Bei der Frage eines "kostenfreien dritten Kindergartenjahres" oder "Pflichtjahres" befinde man sich in der Diskussion, verwies Wacker darauf, dass bei Letzterem vor allem verfassungsrechtliche Bedenken bestünden.

Wenn das Land das dritte Jahr gesetzlich verankere, müsse es die finanziellen Konsequenzen tragen. Was die Ganztagsschuldebatte angeht, habe die Landesregierung ein Verfahren gewählt, das der Bedarfslage vor Ort Rechnung trage, so Wacker.

Am Ende jeder Diskussion befinde der Schulträger in Abstimmung mit den anderen Entscheidungsträgern vor Ort darüber, ob eine Schule in eine Ganztagesschule umgewandelt werden soll. Der Bedarf werde jedenfalls nicht von oben aufgedrängt.

Profitieren vom Ausbau der Ganztagesschulen würden vor allem leistungsschwache Schüler sowie Jugendliche mit schwierigem sozialen Hintergrund, verwies der Abgeordnete zudem auf den pädagogischen Sinn des Nachmittagsangebots im Bereich der Grundschulen, das von 50 auf jetzt 350 Grundschulen ausgeweitet wurde. Bei den Ganztages-Hauptschulen sei das Angebot von 200 auf 400 Schulen verdoppelt worden.

Von der drohenden Schließung von Hauptschulen sei Schriesheim nicht betroffen, beruhigte Wacker. Klar sei aber, dass in Folge des demografischen Wandels, weiter zurückgehender Schülerzahlen und eines veränderten Übergangsverhalten im Rhein-Neckar-Kreis bis zum Jahre 2013 rund 17 Prozent weniger Schüler eine Hauptschule besuchen würden. Kooperationen mit anderen Schulen, ein verstärkter jahrgangsübergreifender Unterricht oder Schließungen blieben deshalb unausweichlich.

Eine klare Absage erteilte Wacker dem Ruf von SPD und Grünen nach Gesamt- oder "Basisschulen" mit gemeinsamem Unterricht aller Schüler bis zum neunten Schuljahr.

Wenn aus dem dreigliedrigen ein zweigliedriges Schulsystem gemacht würde, gäbe es im ländlichen Raum zwischen 30 und 40 Prozent weniger Schulstandorte. Bei Einführung der Basisschule seien sogar bis zu 50 Prozent der jetzigen Schulstandorte bedroht.

Den wenigsten bekannt sei, dass gut 40 Prozent aller Hauptschüler durch weiterführende Werkreal- oder Berufsfachschulbesuche den mittleren Bildungsabschluss erreichten, verwahrte sich Wacker entschieden gegen die Bezeichnung der Hauptschule als "Restschule".

Der geplante Zuschuss für die neue Mensa, die finanzielle Beteiligung des Landes an den Kinderkrippenkosten sowie die Chancen von Hauptschülern, einen Ausbildungsplatz zu bekommen, standen im Mittelpunkt der weiteren, vom CDU-Vorsitzenden Anselm Löweneck moderierten Diskussionsrunde.

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung