Schriesheim im Bild 2023

25.08.2007

Im Alter noch weltmeisterliche Leistungen

Von Jan Walenda

"Kennen gelernt haben wir uns bei einer internationalen Veranstaltungen im Jahre 1992. Die deutsche Leichtathletikmannschaft ging immer zusammen essen, da hat es bei uns dann irgendwie gefunkt", schwärmt Gerda Siebert, als sie ihren Lebensgefährten Arno Hamaekers anlächelt. Ihre gemeinsame Liebe zu der Sportart vereinte die zwei Neu-Schriesheimer. "Anfang des Jahres haben wir uns hier in Altenbach ein Haus gekauft", erzählt die sympathische Schwäbin der RNZ.

Gerda Seibert stammt aus Oberschwaben, mit Sport hatte sie in ihrer Jugend "außer dem Schulsport nicht so viel am Hut". Die 65-Jährige ist eher eine Leichathletik-Quereinsteigerin: "Über das Sportabzeichen kam ich da irgendwie rein. 1982 hat mich jemand dazu animiert, bei Kreismeisterschaften mitzulaufen." Beim 100-Meter-Lauf belegte die Grundschullehrerin auf Anhieb den dritten Platz, sie lächelt zufrieden, als sie von ihren Anfängen in der Seniorenleichtathletik erzählt.

Zwei Jahre später gewann sie die Württembergischen Seniorenmeisterschaften auf 100 Meter. Die 200 Meter hat sie dann 1987 "dazugenommen", trainierte mit Jugendlichen in Fürth. "In meiner Altersklasse war ich doch mehr die Einzelkämpferin, der nächste Seniorensportler lebte etwa 50 Kilometer entfernt." 1991 gewann sie dann mit der Seniorenmannschaft in Turku, Finnland, die 4 x 400-Meter-Staffel. National verbuchte sie zahlreiche Einzelsiege, zuletzt gewann sie Anfang des Jahres die 200 Meter in der Halle bei den Deutschen Meisterschaften in Düsseldorf. Den Bücherschrank im Wohnzimmer der beiden säumen etliche Pokale und Medaillen: "Irgendwann landeten sie nur noch in Kisten oder Schubladen", lacht Siebert.

Der 67-Jährige aus dem Gorxheimertal studierte Maschinenbau und Physik, war dann jahrelang als Versuchsingenieur und Testfahrer bei Audi tätig, bis zu seiner Pensionierung arbeitete er bei Freudenberg in Weinheim. Sein sportlicher Werdegang gestaltete sich ein wenig anders: Schon in seiner Jugend betrieb er Leichtathletik, bis 21 auch wettkampfmäßig. "Ich rannte damals die 100 Meter in 10,6 Sekunden. Das war eine sehr gute Leistung, ich gehörte allerdings nicht zu den Top-Leuten", so Hamaerkers. Nachdem er dann knapp 30 Jahre lang Sport nur in seiner Freizeit betrieben hatte, fand er 1988 bei der TSG Heidelberg den Weg in die Seniorenleichtathletik. "Von da an ging alles relativ flott", erinnert sich der Leistungssportler.

1990 wurde er zum ersten Mal Europameister. 1991 in Turku dann Weltmeister bei den 400 Meter Hürden, holte die Bronzemedaille im 100-Meter-Lauf und gewann mit der Mannschaft beide Staffeln: vier mal 100 Meter und vier mal 400 Meter. "Das war natürlich eine Wahnsinnsausbeute für eine Weltmeisterschaft. Es erregte schon ein wenig Aufsehen, weil mich niemand aus der Szene kannte und ich in solch extremen Disziplinen erfolgreich war", erinnert sich Hammaekers.

Die "späten Erfolge" führen die beiden aktiven Senioren auf ihre weniger aktive Jugend zurück. Das Geheimnis der guten Seniorensportler kennt Hammaerkers: "Bei den Senioren sind die Athleten gut, die in ihrer Jugend nicht zur absoluten Spitze gehörten." Über den Sport kamen sie zu Reisen um die ganze Welt: "Südamerika fehlt noch, dann haben wir alle Kontinente besucht", so Hammaekers.

"Sport verbindet" – das trifft auf die beiden sympathischen Senioren-Leichtathleten einfach zu. Die RNZ wünscht dem sportlichen Duo viel Glück für die Weltmeisterschaft im September in Italien.

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung