Schriesheim im Bild 2023

23.10.2007

„Schaden wäre für Stadt größer als für OEG"

Von Carsten Blaue

Zunächst kam für Bürgermeister Hansjörg Höfer die Schließung der Unterführung im Zuge eines möglichen Neubaus des OEG-Bahnhofs gar nicht in Frage. Mitte Oktober kündigte er an, dass im Rahmen des städtebaulichen Gutachterverfahrens für das Bahnhofsumfeld geklärt werden solle, ob man die Unterführung überhaupt noch braucht. Und in der Bürger-Info am 17. Oktober im Haus der Feuerwehr warb Höfer vehement für die Schließung der Unterführung. So kann’s gehen. "Die Fachleute haben mich überzeugt", sagte der Bürgermeister gestern. Noch einmal wollte er seine Argumente schildern, die für die Schließung sprechen – auch gerade nach der Reaktion der Elternvertreter der Schulen des Schulzentrums.

Höfers Argumente sind städtebaulicher, verkehrstechnischer, finanzieller und sicherheitstechnischer Natur. "Dass die Eltern Angst haben um ihre Kinder, verstehe ich. Uns wird ein sicherer Überweg über die B 3 gelingen." Falle die Unterführung weg, werde es zwei neue, barrierefreie Fußgängerüberwege mit Ampeln über die Bundesstraße geben, eine auf Höhe des Bahnhofs selbst, eine weitere auf Höhe der Mannheimer Straße. Dieser Überweg falle weg, sollte die Unterführung offen bleiben.

Für Höfer und Architekt Thorsten Erl, Wissenschaftlicher Mitarbeiter des Lehrstuhls Städtebau und Entwerfen der Uni Stuttgart, ist die Unterführung typisch für Verkehrsregelungen der Siebzigerjahre, die die Verkehrsteilnehmer von einander trennte. Heute denkt man offenbar anders: "Durch die Zusammenführung des Verkehrs wird die Sicherheit erhöht", weil etwa die Autofahrer langsamer fahren würden, so Höfer. Stadtplanerisch gewinne das Areal rund um den OEG-Bahnhof an Attraktivität, wenn die Unterführung nicht mehr gebraucht würde. Sie müsse zudem bei Zeiten saniert werden, und das koste Geld, dachte er an die Finanzen der Stadt. Der Gemeinderat wird morgen (19 Uhr, Rathaus) über die Zukunft der Unterführung entscheiden, und geht es nach der Verwaltungsvorlage, dann soll sie aus städtebaulichen Gründen geschlossen werden. Höfer will diese Entscheidung doch lieber jetzt: "Ich will mit klaren Vorgaben ins Gutachterverfahren gehen".

Auch die geplante Öffnung des Bahnhofs hin zur B 3 sprach Höfer an. Bleibe der jetzige Zaun "von der Passein bis zur Mannheimer Straße", dann nehme man keine Rücksicht auf Behinderte. Es bestehe durch den Bahnhofsneubau die Chance, auch das direkte Umfeld der B 3 umzugestalten. Vor und nach der neuen Busausfahrt sehe die Planung einen Grünstreifen vor, der die Gleise von der Bundesstraße trenne, so Höfer. Danach grenze ein niedrigerer Zaun die Gleise ab vom Fuß- und Radweg.

Der Gemeinderat werde über die Zukunft der Unterführung und die wohl vorläufige Lage des neuen Bahnhofs getrennt abstimmen, so Höfer. Sollte sich das Gremium nicht auf eine Lage festlegen und die Planung der Rhein-Neckar-Verkehr GmbH (RNV) für den neuen Nahverkehrsknoten quasi ablehnen, so werde der Bahnhof im Rahmen des zweigleisigen Ausbaus zwischen Schriesheim und Weinheim trotzdem barrierefrei umgebaut, so Höfer.

Der zweigleisige Anschluss nach Süden würde in einem Plangenehmigungsverfahren ohne Öffentlichkeitsbeteiligung realisiert, hatte die OEG in einem Brief an die Stadt gewarnt. Zudem stocke das Gutachterverfahren so lange, bis die endgültige Lage des neuen Bahnhofs feststeht, ergänzte Höfer: "Der Schaden wäre für die Stadt größer als für die OEG. Wir haben ein städtebauliches Interesse an dieser Stelle." Zu den Spielhöllen-Warnungen der OEG an den Gemeinderat (siehe RNZ vom 19. Oktober) sagte Höfer: "Immobiliengeschäfte waren noch nie etwas für zart besaitete Menschen."

Beim Thema Raiffeisenmarkt, der in einem Plan des städtischen Bauamts als "vermarktbare Fläche" ausgewiesen war, möchte sich der Bürgermeister erst dann einschalten, wenn er die Ergebnisse des Gutachterverfahrens in der Hand hat.

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung