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16.12.2007

Neubau des Bahnhofs verhärtete die Fronten

Neubau des Bahnhofs verhärtete die Fronten

Auf der Schiene soll es an der Bergstraße schneller vorangehen. Teil des Plans ist der Neubau des Schriesheimer OEG-Bahnhofs. Foto: Peter Dorn

Von Carsten Blaue

Die OEG-Bahnen sollen an der Bergstraße pünktlicher und schneller werden. Daher plant die Mannheimer MVV OEG AG das zweite Gleis für ihre Strecke zwischen Weinheim und Schriesheim. Zum Fahrplanwechsel im Dezember 2010 soll die rund acht Kilometer lange Trasse fertig sein. Dann wäre die komplette Rundfahrt zwischen Heidelberg, Weinheim und Mannheim zweigleisig ausgebaut – längs der Bergstraße mal abgesehen von den Ortsdurchfahrten in Großsachsen und Schriesheim, wo der Bau des zweiten Gleises nicht möglich ist.

Konzipiert wird das Ganze von der Rhein-Neckar-Verkehr GmbH (RNV), an der die MVV OEG AG beteiligt ist. Peter Raue ist bei der RNV der zuständige Planer: "Wir liegen voll im Zeitplan". Am Nikolaustag habe sein Unternehmen das Prüfexemplar des Planfeststellungsantrags beim Regierungspräsidium eingereicht.

Teil des Genehmigungsverfahrens sollte der Neubau des Schriesheimer OEG-Bahnhofs sein, dessen Gelände der MVV OEG AG gehört und der von der RNV betrieben wird. Der Gemeinderat der Weinstadt tat sich aber schwer mit den Bahnhofsplänen. Lange wurde diskutiert über Sicherheitsaspekte, die Lage des Bahnhofs und Städtebauliches. Es gab Informationsveranstaltungen der Parteien, die alle ihre eigenen Vorstellungen hatten. Nur die Freien Wähler hielten sich in der öffentlichen Diskussion heraus.

Im Sommer versuchten die Stadträte einer Arbeitsgruppe, strittige Fragen mit der RNV zu klären. Die Fronten galten als verhärtet. Es ging zum Beispiel darum, ob der Bahnhof nun zur Bundesstraße 3 hin offen gestaltet werden soll. Sie ist die Ortsdurchfahrt und teilt die Stadt in Nord-Süd-Richtung. Auch die Frage des barrierefreien Zugangs zu den Bahn- und Bussteigen war ein Thema. Durchaus emotional waren die Diskussionen über die Zukunft der Fußgängerunterführung der B 3 am Bahnhof, die vor allem von Schülern genutzt wird.

Zweimal wurden die Bahnhofspläne den Bürgern vorgestellt. Genauso oft vertagte der Gemeinderat die Standortentscheidung und damit das grundsätzliche Ja zum neuen Bahnhof, das die RNV gerne in ihren Antragsunterlagen gesehen hätte. Noch im Oktober warnte das Verkehrsunternehmen den Gemeinderat davor, die Abstimmung weiter zu verschieben, da der Bahnhof sonst nicht Teil des Planfeststellungsantrags würde. Davon zeigten sich die Kommunalpolitiker nicht beeindruckt. Sie entschieden im November. Also gibt es für den Bahnhof jetzt ein separates Genehmigungsverfahren. Daher wollte sich Raue gestern im Gespräch mit der RNZ auch nicht darauf festlegen lassen, dass der neue Bahnhof zeitgleich mit dem zweigleisigen Ausbau fertig wird. Dieser soll im März 2009 beginnen.

Bürgermeister Hansjörg Höfer musste im Laufe der Diskussionen Kritik einstecken. Vor allem sein Wankelmut in der Unterführungsfrage kam nicht gut an. Erst war er für deren Erhalt und dann fürs Zumachen. Und jetzt bleibt sie doch auf. Außerdem musste er sich sagen lassen, dass er den Gemeinderat über die Bahnhofspläne zu spät informiert hat. Öffentlich wurden sie erstmals am 4. Juli dieses Jahres präsentiert. Doch schon im Oktober vergangenen Jahres gab es erste Entwürfe.

Im November 2006 gab MVV OEG-Vorstand Ulrich Tödtmann in Schriesheim nicht nur den geplanten barrierefreien Ausbau des Bahnhofs bekannt, sondern auch, dass das Unternehmen rund 20000 Quadratmeter des Betriebsgeländes südlich des Bahnhofs nicht mehr brauche. Wie das Gelände künftig genutzt werden soll, hat die Stadt in der Hand. Der Gemeinderat spricht dabei von einer "Jahrhundertchance" für Schriesheim.

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung