Schriesheim im Bild 2023

12.01.2008

Abschied von einem 'großen Schriesheimer'

Von Carsten Blaue

In einem bewegenden Trauergottesdienst auf dem Friedhof nahm Schriesheim gestern Abschied von Heinrich Rufer, der am Dienstag im Alter von 85 Jahren verstorben war. Die Lieder für diese Stunde hatte Rufer noch selbst ausgewählt. Er hatte auch bestimmt, dass sein Konfirmandenspruch aus dem ersten Kapitel des Römerbriefs Grundlage für die Predigt sein soll, die Pfarrer Lothar Mößner hielt.

Zuvor hatte der Geistliche das Lebenswerk Heinrich Rufers gewürdigt, der 1938 zu den Gründungsmitgliedern des evangelischen Posaunenchors gehörte. Rufer habe das Gesicht der Stadt mitgeprägt. Für Hektik habe Rufer nicht viel übrig gehabt, so Mößner. Stets "bedächtig und hellwach" habe dieser seine Entscheidungen getroffen. Der Pfarrer verwies auf einen selbst gebastelten und mit der Strahlenburg bemalten Stern, der auf dem Liedblatt abgedruckt war. Diesen hatte der damals 20-jährige Rufer im Jahr 1942 in Afrika während des Krieges gebastelt und zu Weihnachten an einen Kaktus gehängt. Die Kriegserlebnisse hätten Rufer geprägt, so Mößner.

Im Jahr 1947 kehrte er aus der Kriegsgefangenschaft zurück und arbeitete anschließend auch in der Ölmühle der Familie am Kanzelbach. Rufers Einsatz für dieses "Baudokument der Schriesheimer Geschichte" würdigte auch Stadtrat Siegfried Schlüter in seinem Nachruf im Namen der CDU Schriesheim, für die Rufer von 1975 bis 1984 Stadtrat war.

Der CDU sei dieser bis zu seinem Tode ein guter Ratgeber und Wegbegleiter gewesen, so Schlüter, der auch an das Wirken des Verstorbenen bei der Gründung der Kirchlichen Sozialstation und an dessen Engagement für die Altstadtsanierung erinnerte. Schlüter sagte über Rufer: "Sein Wissen um den Wert der Geschichte, der Tradition und seine humanistische Grundeinstellung prägten nicht nur sein Denken, sondern auch sein Handeln im Beruf, als Privatmann und als Stadtrat".

Stellvertretend für den Jahrgang 1922/23 nahm Christian Delphendahl Abschied von Heinrich Rufer. Dieser sei der führende Kopf bei den Treffen gewesen und hinterlasse eine große Lücke.

Auch in Vertretung der Vereine – darunter der Obst-, Wein- und Gartenbauverein, der Kulturkreis und der SV 1919 – sowie im Namen der Winzergenossenschaft sprach Bürgermeister Hansjörg Höfer. Er unterstrich Rufers Verdienste um den Madonnenberg-Verein und skizzierte dessen Ära als Geschäftsführer der Winzergenossenschaft. Mit Umsicht habe das WG-Ehrenmitglied die Weichen gestellt für deren erfolgreichen Betrieb.

"Mit dem ’Rufers Heiner’ geht ein großer Schriesheimer", so Höfer. Die Stadt trauere um einen leidenschaftlichen Natur-, Denkmal- und Kulturschützer, einen Vermittler von Weinbautradition und Stadtgeschichte, einen sachkundigen Jahrbuchautoren und ein "unverzichtbares Mitglied der Geschichtswerkstatt der VHS", sagte der Bürgermeister. Stets habe es ihm Freude bereitet, sein Wissen an interessierte Zuhörer zu vermitteln: "So war ein ausführlicher Blick in die Ölmühle Bestandteil einer jeden Stadtführung", erinnerte sich Höfer auch an Rufers Führung durch den Madonnenbergkeller, die er noch in der vergangenen Adventszeit im Rahmen der Reihe "Geschichte und Wein" leitete.

Im Gewölbe des Stadtarchivs, so der Bürgermeister, habe Rufer in eigener Initiative und mühevoller Arbeit historisch wertvolle Weinbau- und Haushaltsgeräte zusammengetragen und damit ein Stück Brauchtum seiner Heimatstadt dokumentiert. Höfer sprach seine Anteilnahme als ein "persönlicher Bewunderer" der Lebensleistung des Verstorbenen aus: "Heinrich Rufer wird ein Vorbild für uns alle bleiben".

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung