Schriesheim im Bild 2023

23.01.2008

Der Branichtunnel wird gebaut!

Von Carsten Blaue

Die Bürgerinitiative der Talstraßenanwohner, die seit 35 Jahren für eine Verkehrsentlastung der Talstraße kämpfte, war gestern am Ziel und feierte – auch mit Alt-Bürgermeister Peter Riehl (links). Staus, Verkehrslärm, pöbelnde Autofahrer, reihenweise Lastwagen und Gefahren für Fußgänger werden durch den Branichtunnel ein Stück Vergangenheit sein. Auch wenn die Bürger wissen, dass der Verkehr nicht gegen null zurückgehen wird.

Der Weg für die Finanzierung des Branichtunnels ist frei: Ministerpräsident Günther Oettinger (CDU) teilte gestern in Stuttgart mit, dass der Tunnel in das Sonderprogramm für Großprojekte im Landesstraßenbau aufgenommen worden sei. "Es gibt kein Zurück mehr", sagte der hiesige CDU-Landtagsabgeordnete, Staatssekretär Georg Wacker. Er rechnete gestern mit einem Baubeginn "in spätestens zwei Jahren".

Werner Merkel hat durch den Anruf der RNZ erfahren, dass "der Tunnel durch" ist: "Nachdem ich aufgelegt hatte, kamen mir die Freudentränen. Diesen Augenblick werde ich nie mehr vergessen. Schon mein Vater hat dafür gekämpft". Im Frühjahr 1973 waren es vor allem Valentin Merkel sowie Philipp Gaber, die in der Stube der Talstraße 132 die "BI Talstraße" anschoben. Genau hier, im Hause der Merkels, trafen sich gestern Abend viele Nachbarn aus der Talstraße, um auf den "großen Tag für Schriesheim" anzustoßen. Auch die Ehrenbürger Peter Hartmann und Peter Riehl waren dabei. "Riehl hat den größten Verdienst am Bau des Tunnels", so Merkel.

"Es ist schon ein schöner Tag", sagte der Alt-Bürgermeister, der ebenso mit Applaus empfangen wurde wie der "Chef" der BI, Wilhelm Weidner. Riehl erinnerte in dieser Stunde auch an den Beitrag von Wolfgang Daffinger für den Tunnelbau, als dieser noch SPD-Landtagsabgeordneter war. "Ihm gehört ein Teil dieses Erfolgs", so Riehl, der zuvor mit Daffinger telefoniert hatte.

Der Ehrenbürger gestand, dass er in jungen Jahren als Bürgermeister die Herren Gaber und Merkel zwar geachtet habe: "Aber ich dachte auch: ’Das sind Spinner’." Sie wollten eine Lösung für das Problem Talstraße. Das Thema sollte auch Riehl seitdem immer begleiten. Sechs Landesminister hat er erlebt, die für den Straßenverkehr, also auch für das Projekt Branichtunnel, zuständig waren. Legendär ist die Regionalversammlung in Wiesloch im Zuge der Fortschreibung des Generalverkehrsplans Anfang der 1980er Jahre.

Die Bürgermeister trugen ihre Verkehrsanliegen dem damaligen Innenminister Dietmar Schlee vor. Als Riehl mit seinem Vortrag an die Reihe kam, war Mittagessenszeit. Riehl lud den Minister vor versammelter Mannschaft zum Mittagessen in Schriesheim ein, "damit er vor Ort sehen kann, was in der Talstraße los ist", erinnerte sich Riehl: "Der Herrgott stand uns zweimal bei: Der Minister hatte Hunger, und als wir nach Schriesheim kamen, war in der Talstraße ein dicker Stau." Danach war das Tunnel-Projekt im Generalverkehrsplan. "Wir, die wir für den Tunnel kämpften, standen oft alleine. Wenige haben bis heute durchgehalten", erinnerte Riehl anschließend auch an den Einsatz von Wacker und CDU-Stadtrat Siegfried Schlüter. Jetzt werden sie alle belohnt mit einem breiten Konsens in dieser Sache.

Riehl schätzte, dass der Bau in ein bis zwei Jahren beginnt, wenn jetzt alles schnell geht. Die Bauzeit von fünf Jahren sei sicher verkürzbar. "Ich denke, das ganze Projekt kann in sechs Jahren erledigt sein. Dass es erledigt wird, zeigt der heutige Tag. Ich bin heute ein glücklicher Mensch." Dass dieser Erfolg in der Historie viele Väter habe, hob auch Weidner hervor. Der "BI"-Sprecher erinnerte an die, "die heute von oben zuschauen und sich mitfreuen". Der 22. Januar 2008 sei ein historischer Tag für die Talstraßenbewohner und für Schriesheim, so Weidner: "Oft haben wir gehört: ’Den Bau des Tunnels erleben wir nicht mehr’. Und jetzt erleben wir ihn alle". Nun gehe es erst richtig los. Er erinnerte sich daran, wie ihm Valentin Merkel und Philipp Gaber damals vor 35 Jahren einschärften, dass das "Problem Talstraße" in die Köpfe der Menschen hinein müsse. Selbst die Grünen im Gemeinderat hätten "noch rechtzeitig die Weichen für den Tunnel" gestellt, so Weidner. Und vor zwei Jahren habe das Thema auch Oettinger erreicht. "Und jetzt sind wir alle sehr erleichtert. Wir haben immer an den Branichtunnel geglaubt".

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung