Schriesheim im Bild 2023

26.01.2008

Schriesheim-Breisach. RNZ-Serie „Mit dem Winzer durchs Jahr": Im Badischen Winzerkeller Breisach werden die Weine der Winzergeno

Von Carsten Blaue

Harald Weiss nennt sie gerne die "Freunde aus Breisach", wenn er vom Personal des Badischen Winzerkellers spricht. Der Geschäftsführer der Schriesheimer Winzergenossenschaft schwört auf die Zusammenarbeit mit den Breisachern. Im August 1965 traten die Schriesheimer Genossenschaftswinzer der "Zentralgenossenschaft Badischer Winzergenossenschaften" bei. Ende 1969 beschlossen Vorstand und Aufsichtsrat in Schriesheim, künftig alle Weine in Breisach ausbauen zu lassen. Damals wurde das Thema in der Weinstadt durchaus kontrovers diskutiert. Schriesheims Winzer fürchteten um den Charakter ihres Weins. Das war damals. Heute würde wohl niemand mehr den Schritt nach Breisach in Frage stellen, der in der historischen Betrachtung als eine wichtige Weichenstellung für die Zukunft der Schriesheimer Winzergenossenschaft gewertet wird.

Das Vertrauen in den Badischen Winzerkeller ist groß. Im Jahr 1952 wurde er als Genossenschaft gegründet, zu der heute 35 voll anliefernde Winzergenossenschaften gehören. Diese lassen ihr gesamtes Lesegut in Breisach ausbauen. Es gibt zudem noch 35 weitere Genossenschaften, die nur einen Teil ihrer Trauben und ihres Mosts in Breisach zu Wein verarbeiten lassen. Auch sie gehören zum genossenschaftlichen Verbund des Badischen Winzerkellers, der zurzeit 150 Mitarbeiter hat und im Schnitt jährlich 25 Millionen Liter Wein ausbaut – wozu Schriesheim mit einer Erntemenge von gut 1,3 Millionen Kilogramm Trauben beitrage, so Georg Kaufmann.

Der Betriebsleiter ist Herr über die Weinproduktion in Breisach. Er begleitet die Weine auf ihrem Weg vom Most bis zum guten Tropfen im Glas. Kaufmann hat den Überblick über den Großgebindekeller, in dem alle Anlieferungen mit einer Menge von über 10 000 Liter eingelagert werden, sowie über den Kleingebindekeller, in dem alle anderen Partien ihren Platz in Edelstahltanks oder Holzfässern finden. Kaufmann behält die Übersicht – trotz der enormen Mengen, die in Breisach verarbeitet werden. Dabei sind ein gut geführtes Kellerbuch und die Vorbereitung alles: "Vor dem Herbst besprechen wir mit unseren Genossenschaften die Wunscheinlagerungen nach Rebsorten. Wir klären gemeinsam, was wo eingelagert werden soll und in welcher Menge. Der Platz wird dann reserviert. Dabei geht es auch darum, ob es sich um Weine handelt, die später in Liter-, Dreiviertelliterflaschen oder anderen Größen abgefüllt werden sollen. Schließlich werden die Anlieferungen exakt terminiert." So gerät nichts durcheinander, wenn es im Herbst bei der Weinlese heiß her geht und ein Lastwagen nach dem anderen mit Most im Tank oder Edelstahlbottichen voller Rotweintrauben in Breisach anrollt.

In der Zeit von Januar bis Mai werden im Badischen Winzerkeller die Weine gekärt und stabilisiert. Es ist auch die Zeit der Frühfüllungen des neuen Jahrgangs. Bei dem, was in die Flaschen kommt, richtet sich Breisach nach dem Bedarf der Genossenschaften: "Für Schriesheim füllen wir zurzeit beispielsweise Riesling, Müller-Thurgau, Schriesecco und Spätburgunder Weißherbst." Die beiden Füllanlagen des Badischen Winzerkellers laufen praktisch das ganze Jahr. Täglich können so bis zu 180 000 Flaschen abgefüllt werden. Etwa im Mai sind die normal ausgebauten Weine an der Reihe, bis Ende Juli die guten Tropfen aus dem Kleingebindekeller. Aus dem Großgebindekeller heraus wird in dieser Zeit weiter nach Bedarf der Genossenschaften abgefüllt.

Und dann stehen im Badischen Winzerkeller ab August schon wieder die Planungen für den nächsten Herbst auf dem Programm. Die Anlagen werden gewartet und gereinigt und auf den nächsten Jahrgang vorbereitet. Die Entstehung des Weines wird in Breisach auch wissenschaftlich begleitet. Ein selbstständig arbeitendes Labor sorgt für Transparenz und permanente Qualitätskontrolle. Seine Analysen sind auch bei Weingütern und Genossenschaften gefragt, die nicht dem Badischen Winzerkeller angeschlossen sind. Bei aller Wissenschaft kommt es aber auch immer aufs Probieren an, ob ein Wein füllfertig ist.

Weiss ist als Aufsichtsratsmitglied des Badischen Winzerkellers regelmäßig in Breisach – und nutzt die Zeit etwa auch für Proben der Jungweine. Dabei werden auch die angepeilten Qualitäten taxiert. Zu einem späteren Zeitpunkt folgt die Endabstimmung der Weine. Wenn es soweit ist, sind neben Weiss oft auch Winfried Krämer und Peter Haas in Breisach mit von der Partie. Kaufmann und seine Abteilungsleiter Jörg Wiedemann für den Kleingebindekeller und Herbert Oberkirch für den Großgebindekeller sind immer auf dem neuesten Stand der Dinge, was den Wuchs des Weines angeht.

Der Badische Winzerkeller arbeitet sowohl mit dem Regierungspräsidium als auch mit dem Staatlichen Weinbauinstitut Freiburg zusammen. Der Kontakt zu den Genossenschaften und regelmäßige Rebbegehungen geben Aufschluss über Reife und Zustand der Trauben. Zudem zählt die Erfahrung. Und die sagt Kaufmann beispielsweise, dass es dieses Jahr durchaus so um den 10. bis 12. September mit der Weinlese losgehen könnte. "Rein statistisch", ergänzt der Betriebsleiter schmunzelnd.

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung