Schriesheim im Bild 2023

05.02.2008

Die Narren mussten „fast alles umschreiben"

Von Annika Kratzmann

Der GV Liederkranz sorgte gleich zweimal für beste Stimmung. Es ist ja Tradition, dass die Sänger an zwei Terminen zum "Närrischen Zehntkeller" einladen. "Zum einen ist der Zehntkeller doch ein bisschen klein, und so haben die Akteure zudem Gelegenheit, ihre Nummern ein zweites Mal zu präsentieren", sagte Sitzungspräsident Klaus Urban. Und obwohl der Besucherstrom wegen der kurzen Kampagne und den Terminüberschneidungen etwas tröpfelte, war der Keller gut gefüllt, als Urban das erste "Lilau" in den Saal schmetterte und berichtete, dass der "Närrische Zehntkeller" dieses Mal noch närrischer sei, weil er ja seinen elften Geburtstag feiere.

Dann ging es richtig los: Sophie, Katharina und Louisa von der "Minigarde" fegten über die Bühne und lösten gleich einmal die erste Rakete des Tages aus. Trainerin Karin Betzin hatte allen Grund, stolz zu sein. Auch ihre zweite Tanzgruppe konnte sich sehen lassen: Gleich zweimal brachte die Jazztanzgruppe "Sternschnubbe" nicht nur Urban ins Schwitzen. Außerdem legten die von Ulrike Sommer trainierten "Pink Ladies" einen gekonnten Tanz aufs Parkett. Das Männerballett "Schlümpfe" ließ beim geforderten "Präsidentenkuss" eine ganze Menge von seiner typischen Gesichtsfarbe zurück. Doch was wäre eine närrische Veranstaltung ohne Bütt? Sitzungspräsident Urban stieg kurzerhand von seinem Platz herab und erzählte als erster Redner von einigen Ärgernissen im Schriesheimer Alltag.

Zum Beispiel bedauerte er alle Raucher der Gegend: "Früher hatten die Lungenkrebs, jetzt liegen sie erfroren auf der Straße". Da macht man eben was mit.

Auch Jutta Gehrig hat in ihrem Alltag als "Computerfreak" mit einigen Widrigkeiten zu kämpfen. Trotzdem ist es ja ein großer Vorteil, wenn man zum Einkaufen nicht mehr aus dem Haus muss – leider war die als Weihnachtsessen eingeplante "Festplatte" etwas zu hart zum Kauen und machte auch nicht wirklich satt. Der erwartete Kaviar, Lachs und der kalte Braten waren nirgends zu finden.

Auch ihr "Home Banking"-Packet erwies sich als viel zu klein, um darauf sitzend einige gemütliche Stunden im eigenen Garten zu verbringen. Nach einer Viruserkrankung ihres PCs hat sie dann aber gelernt, dass ihr auch Menschen aus Fleisch und Blut fehlen – seitdem geht sie wieder persönlich in den Supermarkt, zur Bank und selbstverständlich freitagabends in die Singstunde. Gar nicht so richtig auf die Bühne traute sich Bärbel Böhme in der Rolle des schüchternen Odenwälders. Seit es auch zuhause in Schimmeldiwog elektrisches Licht gibt, stehen er und seine Familie allabendlich vor dem Problem, wie denn nun die Lampe wieder ausgeht. Die Lösung des Knechts, einen Hammer zu Hilfe zu nehmen, scheint irgendwie noch nicht so ausgereift. Auch ihr Scheckbuch machte der Familie Sorgen: Der Scheck sei nicht gedeckt, informierte die Bank. "Mir ham’ nen Bock für die Geiß und einen für die Küh, aber’n Scheckbock, den hatten mir noch nie."

Für Gesang sorgte auch Martin Fallenbüchel. Er heizte mit Stimmungsliedern kräftig ein, und das "Quartett" berichtete mit seinen selbstgetexteten Liedern vom Geschehen in Schriesheim.

Auch wenn Klaus Urban einiges darüber zu schimpfen hatte, "wie man denn diese Entscheidung so kurz vor Fastnacht fällen konnte – da müssen wir ja alles umschreiben", erwies sich der Liederkranz dabei als äußerst aktuell und hatte etwa den Bau des Branichtunnels oder die aktuelle Verkehrsführung am Gewerbegebiet im Programm. Sogar der Mensa-Streit fehlte nicht. So habe es die Stadt jetzt sogar mit zwei Architekten zu tun. Natürlich kam im "Närrischen Zehntkeller" auch das Thema OEG-Bahnhof zur Sprache.

Trotz aller brisanter Themen: Bürgermeister Hansjörg Höfer, der mit seiner Gattin anwesend war, schien am Samstag einen vergnügten Abend zu verleben. Für Musik sorgten bei beiden Veranstaltungen die "Happy Sounders".

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung