Schriesheim im Bild 2023

03.03.2008

Dieser Mathaisemarkt begann "stürmisch"

Von Annette Schröder und Carsten Blaue

Als hätte er’s geahnt: Oliver Scherer hatte vor dem Mathaisemarkt darauf hingewiesen, dass die Einsatzfähigkeit der Feuerwehr neben all’ ihren Aufgaben rund um das Volksfest nicht in Vergessenheit geraten dürfe. Am Samstag zeigte sich, wie Recht der Feuerwehrkommandant hatte. Orkan "Emma" löste auch auf Schriesheims Dächern viele Dachziegel und knickte Bäume um. Vormittags bildeten Feuerwehr, Stadt, Rotes Kreuz und Polizei sogar eine Art Krisenstab, um zu beraten, wie es bei diesen Wetterbedingungen weitergehen sollte mit dem Rummel, dem Krammarkt oder dem Mathaisemarktlauf. Mittags entschied man: Alles läuft so weiter wie geplant.

"Für uns ist das schon eine Gratwanderung", meinte Ordnungsamtschef Willy Philipp. Die Sicherheit sei zwar das höchste Gebot. Den Rummel und den Krammarkt wollte man aber nicht einfach so dicht machen. Menschliches Ermessen sei gefragt, so Philipp. Der Mathaisemarkt begann am Wochenende also "stürmisch". Jedoch nur, was das Wetter anging. Ansonsten sprachen die Sicherheits- und Rettungskräfte von einem "ruhigen" Start. Die Polizei schätzte, dass am Freitag 5000 und am Samstag etwa 12 000 Volkfestgäste unterwegs waren. Während sie feierten, hatte die Feuerwehr kaum Zeit zum Luftholen: "Wir waren zwölf Stunden im Dauereinsatz", so Scherer am Sonntag in seiner Bilanz. 48 Einsätze der Gesamtwehr schlugen zu Buche, davon 41 in Schriesheim.

Auf der L 536 zwischen dem Abzweig nach Altenbach und Wilhelmsfeld waren am Samstag so viele Bäume gebrochen, dass die Straße für ein paar Stunden gesperrt werden musste. Auch die katholische Kirche traf es hart. Hier war die Drehleiter für Stunden gebunden, um das abgedeckte Dach dicht zu machen. Auch Ziegel auf dem Hausdach in der Bahnhofstraße 15, direkt gegenüber der RNZ-Geschäftsstelle, waren so locker, dass die Schriesheimer bei den Kameraden in Ladenburg die Drehleiter anforderten. Hier musste es nämlich schnell gehen, da das Haus am Rundkurs des Mathaisemarktlaufs liegt. Dessen Absperrung habe der TV Schriesheim aufgrund der Orkaneinsätze der Feuerwehr komplett übernommen, so Scherer: "Wir haben uns da herausgehalten". Für seine Leute ging es samstagabends nahtlos weiter, denn bis 2 Uhr morgens war noch der Bereitschaftsdienst zu stemmen. Dazu fanden sich im Feuerwehrhaus mehr Kameraden ein als nötig, was den Kommandanten besonders stolz machte: "Das zeigt den Zusammenhalt in der Truppe." Die Feuerwehr musste später noch eine eingeschlagene Schaufensterscheibe des Haarstudios Sertanis in der Heidelberger Straße mit Holzbrettern vernageln und sich um ein abgetretenes Verkehrsschild an der Ecke Bismarck- und Kirchstraße kümmern. Danach war Schluss – um 4.30 Uhr am Sonntagmorgen. "Ich bin ganz schön bedient", sagte Scherer.

Die Polizei verzeichnete am Freitag als schwerste Delikte ein paar Streitereien sowie einen Einbruchsversuch in eine Schaustellerbude. Den Täter hat die Polizei bereits. Nicht mehr ganz so ruhig war es am Samstag. Gegen Mitternacht kam es zu einer Schlägerei vor dem Festzelt, an der zehn 18- bis 20-Jährige beteiligt gewesen seien, so Polizeiposten-Chef Klaus Krischke. Es gab mehrere Leichtverletzte. Ein Beteiligter wurde mit einem Nasenbeinbruch ins Krankenhaus eingeliefert. Wie es zu der Schlägerei kam, ist noch unklar. Das Rote Kreuz versorgte im neuen Sicherheitszentrum im Haus der Feuerwehr 16 Personen. Trunkenheit, Atemnot oder auch Prellungen gehörten zu den Diagnosen. Das Sicherheitszentrum habe sich bewährt, meinte Scherer. "Das ist sehr gut gelaufen."

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung