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10.03.2008

Noll setzt auf Lust am Lernen

Noll setzt auf Lust am Lernen

Schriesheim. (keke) Blaue Stoffelefanten als Mitbringsel aus dem BDS-Zelt für Lara (4) und Alina (7): Seine beiden Enkelinnen tragen mit dazu bei, dass Dr. Ulrich Noll (Foto: Dorn) über "Kinderbetreuungseinrichtungen als erste Bildungsstätte" nicht "wie ein Blinder über Farbe reden" muss. Auch das 14. Mathaisemarkt-Treffen der Kurpfälzer Liberalen hatte mit dem FDP-Fraktionschef im Stuttgarter Landtag erneut einen hochkarätigen Referenten auf dem Podium.

Zunächst ging es allerdings um die politische Großwetterlage. Dass die FDP in Hessen ihr Wort halte, mache ihn stolz, bezog Kreisvorsitzender Dr. Gunter Zimmermann Position. "Sprachlos und entsetzt" sei er bezüglich der SPD, die sowohl ihre Seriosität als auch ihren demokratischen Charakter in Frage stelle.

"Wenn die FDP hier ist, scheint immer die Sonne": In Bezug auf das Klima zwischen Bund, Land und Kommunen in Sachen Kinderbetreuung ließ Bürgermeister Hansjörg Höfer dagegen eher dunkle Wolken aufziehen. Die Kinderbetreuung wie sie Bund und Land sähen, bedeute für die Gemeinden eine große Herausforderung und finanzielle Kraftanstrengung.

"Wir können nicht die Werkbank der Welt sein. Aber wir müssen die Denkfabrik der Welt bleiben": Die erste Bildungseinrichtung sei die Familie, so Noll: "Lust am Lernen sowie das Wecken von Neugierde und Wissensbegierde sind der Schlüssel zu allem", gab der vierfache Großvater seine eigenen Handlungsempfehlungen. Der Kindergarten dürfe nicht länger als soziales Betreuungsinstitut, sondern als Bildungsstätte des sozialen Miteinanders angesehen werden. Alles, was vor der Schule passiere, müsse besser verzahnt werden, plant Noll die Errichtung eines "gemeinsamen Bildungshauses mit vielen Etagen". Nicht erst am Ende von Bildungsabschlüssen anzusetzen, sondern schon beim Beginn des Lernens vorhandene Potenziale wecken, lautet die Kernaussage der Liberalen, nicht alles nivellieren zu wollen.

Gleichzeitig müsse aber jedes Kind eine faire Chance bekommen, mit seinen Fähigkeiten das Maximale zu erreichen: "Die Frage der Gerechtigkeit ist eine Frage der Chancengleichheit". Eine Herkunft aus bildungsfernen Schichten, die einem Kind den Weg nach oben verbaue, dürfe einen Liberalen nicht ruhen lassen.

Nur existenzsichernde steuerrechtliche Voraussetzungen und die Zahlung eines Familiengeldes räume jungen Menschen die Möglichkeit ein, zu entscheiden, ob sie eine Familie gründen und Kinder haben wollten, redete Noll Klartext. Viele Kinder zu haben, stelle heute das größte Armutsrisiko dar.

Wenn kommunale Aufgaben erweitert würden, müsse das Land Geld dazu geben, pflichtete Noll dem Bürgermeister bei. Alles, was mit Bildung und Betreuung zu tun habe, sei zwar originär eine kommunale Aufgabe. Diese könne aber nicht zum Nulltarif gelöst werden. Auf der anderen Seite stelle sich die Frage, ob der Staat alles selber machen müsse. Für die Liberalen wäre die Umstellung der Kinderbetreuung auf ein "Gutscheinsystem" ein gangbares Modell. Danach können Eltern diesen Gutschein dort einlösen, wo sie glauben, dass die beste Betreuung für ihr Kind gegeben ist. Der massive Ausbau solcher Angebote werde künftig mit zu einem wichtigen Standortfaktor für die Kommunen werden, zeigte sich Noll überzeugt.

Die drohende "Zwangsschließung von Hauptschulen" wollte MdL Dr. Birgit Arnold zuvor nicht kommen sehen. Aufgrund zurückgehender Schülerzahlen sei zwar nicht jeder Schulstandort zu halten. Durch sinnvolle Kooperationen – wie aktuell in Edingen-Neckarhausen – könnten aber in den vielen Fällen Lösungen vor Ort gefunden werden.

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung