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12.03.2008

Schüler backten sich ihre Traumberufe

Schüler backten sich ihre Traumberufe

Schriesheim. (sk) "Ich habe ein Praktikum im Kindergarten gemacht, und es hat mir nicht so gut gefallen, weil es so stressig war." Diese Feststellung machte eine Achtklässlerin, die von ihrem Berufspraktikum berichtete. Sie sammelte ebenso wie einige Klassenkameraden erste Berufserfahrungen als Erzieherin, und auch ihre Klassenkameraden standen dem Beruf skeptisch, aber mit Respekt gegenüber. Insgesamt 18 Achtklässler durften jetzt für 14 Tage in die unterschiedlichsten Ausbildungsberufe hineinschnuppern. Schreinerin, Dachdecker, Koch, Angestellte, Arzthelferin, Bäckerin, Bauzeichner, Floristin, Landschaftsgärtner, Heizungsbauer, Elektriker, KFZ-Mechatroniker, Zweiradmechaniker und eben Erzieher gehörten zu den Berufen, die die Jugendlichen kennen lernten. Ihre Berichte trugen sie Bürgermeister Hansjörg Höfer vor, außerdem Jugendsozialarbeiterin Jana Burwitz, CDU-Stadträtin Isolde Nelles und ihrem designierten FDP-Ratskollegen Wolfgang Renkenberger, Rektorin Beate Hirth-Pferdekämper, Klassenlehrerin Dr. Petra Scheltwort und Susanne Ley von "Job Central".

"Job Central" kooperierte bei dem Projekt mit der Schule und ist eine Initiative der "Regionalen Jugendagentur Badische Bergstraße", die den Jugendlichen in der Region zu einer Berufsperspektive verhelfen will. Zum Trägerverein gehören unter anderem sieben Städte und Gemeinden der Bergstraße und die Stadt Weinheim. Einzelne Projekte werden durch die Metropolregion oder das Land Baden-Württemberg gefördert.

Die Schüler der achten Klasse wurden mit einem Berufsorientierungskurs auf das Leben nach der Schule vorbereitet. Dazu gehören Kommunikationstraining und alles, was mit der Ausbildungsplatz-Suche zu tun hat: also das Üben von Vorstellungsgesprächen, die Zusammenstellung von Bewerbungsmappen oder die Formulierung eines Anschreibens. Wer eine weiterführende Schule besuchen möchte, wird ebenfalls beraten, und im Juli steht für die Schüler ein "Berufsparcours" in Weinheim an. "An 20 Stationen können die Schüler ihre Fähigkeiten testen", sagte Ley. Zum Beispiel beim Tischdecken, beim Ausfüllen von Überweisungsformularen oder wie sie eine Kette bilden, in der man sich Dachziegel zuwirft.

"Wir sind auf ’Job Central’ zugegangen. Jetzt stellt sich die Frage, ob wir dort einsteigen und Leistungen kaufen", so Höfer. Bisher beschränkt sich die seit zwei Jahren bestehende Zusammenarbeit auf konkrete Projekte. Zurück zu den Hauptpersonen, den Achtklässlern: Sie demonstrierten in einem Rollenspiel, was sie über den Ablauf von Bewerbungsgesprächen gelernt hatten. Eine Unterhaltung der künftigen "Chefs" zeigte, dass es den "Standard- Bewerber" nicht gibt. Was für einen Ausbilder von Vorteil ist, kann der andere ablehnen.

Interessant war auch die anschließende Präsentation von Plakaten und Praktikumsmappen. Viel Arbeit und Phantasie steckten in den Berichten, und alle Schüler hatten gute bis sehr gute Noten bekommen. So fiel das "Feedback", das sich die Jugendlichen gewünscht hatten, sehr gut aus – die Besucher waren voll des Lobes.

"Von euch können sich einige Bewerbungen, die wir auf dem Rathaus bekommen, eine Scheibe abschneiden", freute sich Höfer. Er lobte auch die selbstbewusste Vorstellung der Schüler. Hirth-Pferdekämper sprach sich für die Aufwertung der Hauptschulen aus: "Mich stört die ständige Diskreditierung von Hauptschülern. Sie sind tolle Handwerker und Angestellte." Auch Staatssekretär Georg Wacker sei mal Schüler der Kurpfalz-Hauptschule gewesen, merkte sie an.

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung