Schriesheim im Bild 2023

04.04.2008

Die Stadt schlägt eine Brücke zur Landwirtschaft

Schriesheim. (keke) Auch die geplante Fußgängerbrücke über die künftige Zufahrt zum Branichtunnel sorgte am Mittwoch für Gesprächsbedarf im Gemeinderat. Dass durch den geplanten zweigleisigen Ausbau der OEG zwischen Schriesheim und Weinheim der einzige noch bestehende landwirtschaftliche Überweg über die Gleise in Richtung Leutershausen geschlossen wird, scheint für Bürgermeister Hansjörg Höfer bereits festzustehen. Im Zuge des OEG-Planfeststellungsverfahrens erreichte die Verwaltung aber, dass auf Kosten des Landes als Verbindung zwischen dem landwirtschaftlichen Weg und dem Leimengrubweg zumindest eine Fußgängerbrücke für den Schulweg hergestellt wird. Auf der sollten aber auch Traktoren fahren können.

Nach Meinung der Verwaltung sollte die Fußgängerbrücke so breit angelegt werden, dass diese von landwirtschaftlichen Maschinen und Geräten mitgenutzt werden kann. Die dafür erforderlichen Mehrkosten von rund 70000 Euro würde die Stadt übernehmen, so Höfer: "Diese Mehrkosten wären richtig und zukunftsweisend angelegt".

Andernfalls müssten beispielsweise Mähdrescher durch Wohngebiete fahren. Was passiert, wenn die Brücke nicht breiter gebaut und der OEG-Bahnübergang dennoch geschlossen wird? "Die dortige Landwirtschaftsfläche würde nicht mehr bewirtschaftet und verwildern", zeigte sich Stadtrat und Landwirt Karlheinz Spieß als Realist und signalisierte für die CDU die Zustimmung zum Bau sowie zur Kostenübernahme für ein breiteres Brückenbauwerk. Obwohl zudem der Erhalt des Überwegs die "optimale Lösung" wäre.

Auch einer Mehrheit der Grünen Liste (GL) erscheint eine breiter angelegte Brücke sinnvoll. Im Zusammenhang mit dem Branichtunnel mahnte Robert Hasenkopf-Konrad zugleich mehr Transparenz bei den auf die Stadt zukommenden Kosten an. Dies betreffe unter anderem erforderliche Lärmschutzmaßnahmen, die Anbindung der Talstraße sowie die Feuerwehr.

Ein klares Nein zur Brücke kam aus den Reihen der Freien Wähler (FW). Würde der Gemeinderat dieser Sache mehrheitlich zustimmen, hätte die Verwaltung keine Argumente mehr gegen die Schließung des bestehenden OEG-Übergangs, so Jutta Becker. Zumal der zweigleisige Ausbau der Strecke noch gar nicht in trockenen Tüchern sei. Erst wenn der Ausbau Fakt sei, könnten auch die Freien Wähler dem Bau der Brücke zustimmen.

Die Brücke und deren Verbreiterung seien eine vernünftige Sache – unabhängig davon, ob der zweite Überweg bleibe, redete Hans-Jürgen Krieger (SPD) Klartext. Und auch FDP-Stadtrat Wolfgang Renkenberger signalisierte Zustimmung.

Als "Druckmittel" sei die Forderung der FW völlig ungeeignet, machte Höfer noch einmal den Standpunkt der Verwaltung deutlich. Ein Nein würde die Brücke ganz verhindern und damit die Chance verbauen, sie mit landwirtschaftlichem Gerät zu befahren.

Wenn der Fußgängerweg verbreitert würde, so gäbe es durch die landwirtschaftlichen Geräte ein erhöhtes Gefahrenpotenzial für Spaziergänger, warnte FW-Stadtrat Heinz Kimmel – allerdings ohne Erfolg.

Gegen die Stimmen der FW sowie von GL- Stadtrat Christian Wolf beauftragte der Gemeinderat die Verwaltung, mit dem Land den Ausbau der geplanten Brücke zu vereinbaren und die Mehrkosten dafür zu übernehmen.




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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung