Schriesheim im Bild 2023

09.04.2008

30 Jahre pure Freude an der Musik

Von Stephanie Kuntermann

Schriesheim. Die Musikschule Schriesheim feiert dieser Tage ihr 30-jähriges Jubiläum. Es wird nicht nur mit zahlreichen Konzerten gefeiert. Der runde Geburtstag ist auch Anlass für eine kleine Rückschau. Musikschulleiter Richard Trares und sein Stellvertreter Hans-Dieter Schotsch sind Musikschul-Lehrer der ersten Stunde. Sie blickten im Gespräch mit der RNZ zurück auf die Historie der Musikschule.

Schon länger stand für den damaligen Bürgermeister Peter Riehl fest, dass die Stadt Bedarf an einer eigenen Musikschule hat. Hunderte Schüler mussten damals zum Unterricht nach Heidelberg fahren. Aus einem Verein ging schließlich die musikalische Bildungseinrichtung in der Weinstadt hervor. Offiziell am 1. Januar 1978 gegründet, zog sie zwei Monate später in ihre heutige Wirkungsstätte, das Kurpfalz-Schulzentrum. Erster Leiter war Gerhard Wind, der schon damals als Chorleiter in der Region einen Namen hatte.

Vieles war in diesen ersten Jahren provisorisch. So gab es lange kein eigenes Sekretariat. Die Musikschul-Sekretärin Gabriele Maier war im selben Raum untergebracht wie ihre Kollegin vom Gymnasium. Für die 350 Schüler standen ganze drei Übungsräume zur Verfügung. Unterrichtet wurde aber nicht nur in Schriesheim, sondern auch in den Außenstellen Hirschberg, Altenbach und Wilhelmsfeld.

Im Jahr 1980 erhielt die Musikschule ihre heutigen Räume im Trakt des Gymnasiums. Die Zahl der Schüler wuchs und erreichte um das Jahr 1990 mit 1000 einen Höchststand. Etwa 11000 Kinder und Jugendliche wurden seither an der Musikschule unterrichtet.

Gelehrt werden die "gängigen" Instrumente wie Geige, Blockflöte, Gitarre und Klavier, aber auch Posaune, Querflöte, Cello, Akkordeon, Klarinette, Saxofon oder Schlagzeug. Für die Kleinsten wird musikalische Früherziehung und ein "Musikgarten" ab zwei Jahren angeboten. Und auch Erwachsene, die ihr Können am Instrument aufpolieren wollen, kommen auf ihre Kosten.

Heute hat die Musikschule 850 Schülerinnen und Schüler: "Schriesheim steht damit vom Versorgungsgrad her in Baden-Württemberg an der Spitze. Städte wie Mannheim, Heidelberg oder Stuttgart können da nicht mithalten", freute sich Trares, der Wind im Jahr 1994 als Musikschulleiter ablöste.

Wo Länder wie Nordrhein-Westfalen mit Millionen-Projekten einen flächendeckenden Musikunterricht fördern, zieht sich Baden-Württemberg trotz der viel beklagten Bildungsmisere aus der Finanzierung der Musikschulen immer weiter zurück. So sank der Personalkostenzuschuss innerhalb der letzten 20 Jahre um die Hälfte – statt 20 Prozent zahlt das Land nur noch zehn Prozent.

Wo früher die Finanzierung zu je einem Drittel auf Eltern, Land und Stadt verteilt wurde, entfallen heute auf die Eltern 50 Prozent der Kosten. Vorhaben wie eine Kooperation mit der Hauptschule würden an der fehlenden Unterstützung von Seiten des Landes scheitern.

Dass die Nachfrage trotzdem ungebrochen sei, erklärte sich Trares einerseits durch Studien wie PISA, andererseits durch ein geschärftes Bewusstsein: "Die Eltern wissen, wie wichtig Musik für die Entwicklung von Kindern ist."

So sieht sich die Schule auch nicht als abgehobene Institution, die sich ausschließlich der Förderung musikalischer Ausnahmetalente widmet: "Natürlich freut man sich immer, wenn ein Schüler später sein Hobby zum Beruf macht", verwies Trares auf "Ehemalige" wie den Klavier spielenden Kabarettisten Daniel Helfrich. Andererseits legt die Schule gerade auf die Verwurzelung in Schriesheim und Umgebung großen Wert: "Wir sind ein fester Teil des Vereinslebens", betonte auch Schotsch.

Stolz ist die Schule auf ihre Ensembles wie den Kammerchor oder das Kammerorchester, die ebenso aus ihr hervorgingen wie beispielsweise die Gruppe "Bagage Courage", die "Guitar Tigers" oder die "Strada Montana Big Band". Auch in den Ensembles schlägt sich das Ziel der Schriesheimer Musikschule nieder, nämlich die Freude an der Musik zu vermitteln.

Info: Die Jubiläums-Veranstaltungen beginnen mit einem Konzert für Kinder am Mittwoch, 7. Mai, 15 Uhr, in der Aula des Schulzentrums unter Leitung von Eva Schäfer.

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung