Schriesheim im Bild 2023

14.04.2008

Neues Stadt-Zentrum rund um den Bahnhof

Von Carsten Blaue

Schriesheim. "Zwischen Rhein und Wein" hieß der städtebauliche Studentenwettbewerb der Uni Stuttgart zur Zukunft des OEG-Areals, den die Stadt neben dem Gutachterverfahren ermöglicht hatte. Bürgermeister Hansjörg Höfer hatte frische, junge Ideen erwartet und wurde nicht enttäuscht.

In den Siegerentwürfen kommt gerade dem nördlichen Teil des Plangebiets zwischen Römerstraße und Bahnhofstraße eine besondere Bedeutung zu. Auffällig ist, dass alle Entwürfe im Osten des Bahnhofs eine teilweise zwar durchbrochene, aber dennoch recht massive, riegelartige Bebauung vorsehen. Die Studenten überraschten überdies mit vielen kreativen Details. Die RNZ beschreibt in Kürze die Ideen der Studierenden des Städtebau-Instituts Carolin Maurer, Michael Maier, Julia Rapp und Sarah Ruoß. Rapp und Ruoß haben zwar den Studentenwettbewerb gewonnen, die Stadtverwaltung wird aber mit den Entwürfen von Maier und Maurer weiterarbeiten.

Carolin Maurer. In ihrem Entwurf wird das OEG-Areal zum Bindeglied zwischen der "Oststadt" und der "Weststadt". Maurer führt die Bahnhof-, die Theodor-Körner-Straße und die Passein in das Plangebiet weiter. Sie sieht in dessen nördlichem Teil zwischen Römerstraße und Verlängerung der Bahnhofstraße künftig ein "Zentrum des öffentlichen Lebens" mit großen Freiflächen, das das Hotel "Zur Pfalz" in seinem Bestand integriert. Östlich des OEG-Bahnhofs entwirft Maurer einen durchbrochenen Gebäuderiegel für gewerbliche Nutzungen und Wohnungen. Im Süden schließt sich ein Wohngebiet an, das jedoch auch Büros vorsieht. Mit "patchworkartig" kombinierten Gebäudetypen möchte sie verschiedene Nutzergruppen wie Singles und Paare ebenso anlocken wie Familien und Senioren im betreuten Wohnen. Auch die freien Flächen variieren – etwa für einen Spiel- sowie einen Bouleplatz. Die Baufelder sind einzeln vermarktbar und unabhängig voneinander realisierbar. Maurers Planung hat die Stadt für weitere Überlegungen erworben.

Michael Maier. Er interpretiert das OEG-Areal als buntes, städtisches Zentrum, das Schriesheim zu einem "starken Kern" verhilft. Im Süden soll ein "spektakulärer", hoher Baukörper für eine einmalige Optik sorgen. Auf Höhe des neuen Bahnhofs denkt Maier langfristig an einen Durchbruch der Bebauung westlich der B3, um den Weg zum Schulzentrum zu verkürzen und um Schriesheims Westen mit dem Bahnhof zu verknüpfen. Er teilt das OEG-Gelände in drei Bereiche und entwickelt eine Bebauung aus vier Gebäudetypen, die unterschiedlich genutzt werden können. Den Raiffeisenmarkt verlegt Maier in den Süden des Areals. Es folgt ein Freiraum als Sichtachse zwischen Passein und Schlittweg mit Blick auf die Strahlenburg. Auch Maier plant ein Wohngebiet von großzügigen Lofts bis hin zu einfachen Studentenwohnungen ein. Daran schließt sich der Bahnhof an, der nach Osten von zwei massiven Baukörpern abgeschirmt wird. Sie sollen Platz bieten für kleine Geschäfte, Praxen, einen Supermarkt oder auch ein Restaurant sowie ein Café. Maier denkt im Norden des Areals zudem an ein Sporthotel für Wanderer, Gleitschirmflieger und Kletterer, das den Odenwald repräsentiert. Das Hotel "Zur Pfalz" soll Kultur- und Veranstaltungsstätte sein. Auch mit Maiers Planung wird die Stadt nach dem Ankauf der Entwürfe weiterarbeiten.

Julia Rapp. Einen der beiden ersten Preise im Wettbewerb erzielte Julia Rapp. Auch sie sieht im OEG-Areal ein neues Zentrum, das Schriesheim angemessen repräsentiert. Für sie markiert das Hotel "Zur Pfalz" den Stadteingang. Es sollte ihrer Meinung nach saniert werden. Rapp verlegt den Raiffeisenmarkt auf das Forschner-Gelände und verlängert die Schillerstraße bis zur Römerstraße. Zwischen "Pfalz" und Bahnhof entsteht ein großer Platz, begrenzt durch ein Gebäude für Läden, die Schriesheim repräsentieren sollen. Rapp denkt an einen Weinladen, ein Info-Zentrum für kulturelle Ereignisse in der Stadt und der Umgebung sowie an ein Café. Im Gebäuderiegel am Bahnhof, der in der Verlängerung der Theodor-Körner-Straße durchbrochen ist, finden in ihrem Entwurf ein Fitness-Center mit Tanzstudio, ein Discounter, ein Frisör, Büros, Praxen sowie Restaurants und Bars Platz. Um die Nähe zum Dienstleistungsangebot optimal nutzen zu können, soll sich für Senioren ein Gebäudekomplex für betreutes Wohnen nach Süden hin anschließen. Danach folgen weitere reine Wohngebiete. Die Häuser an den OEG-Schienen und der B3 werden auf der "lauten Seite" erschlossen, und zwar durch verglaste Laubengänge, die den Schall abschirmen. Eine schöner Beitrag zum Lärmschutz. In der Verlängerung der Passein plant Rapp einen Park ein.

Sarah Ruoß. Sarah Ruoß’ Planung des OEG-Geländes, die ebenfalls einen ersten Preis erhielt, wird von Süden nach Norden in ihrer architektonischen Funktion immer "öffentlicher". Es beginnt im Süden mit einem Wohngebiet, das zudem Büros ermöglicht. Auch sie plant vier Gebäudetypen, um flexibel auf den Bedarf reagieren zu können. Im Zentrum verbindet sie den OEG-Bahnhof mit einer parallelen Bebauung für Dienstleistungen, Läden, Wohnungen und weitere Büroflächen. Ein Durchgang verbindet die Theodor-Körner-Straße mit dem Bahnhofsgelände. Im Norden schließt ein freier Platz sowie eine Passage mit mehreren Höfen das OEG-Areal ab. Zu dieser Passage gehört das Hotel "Zur Pfalz" in seiner jetzigen Form sowie Cafés, Restaurants und ein Kultur- und Jugendzentrum. Im gesamten Plangebiet empfiehlt Ruoß den Einsatz "ortstypischer Materialien" wie Stein, Metall, Holz oder Weinbewuchs der Fassaden und Freiflächen. Sie nimmt die Felderstruktur der Landschaft in ihre Planung auf, um einen "Kontrast zur Hektik und Schnelligkeit" der Verkehrswege zu erzielen.

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung