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15.04.2008

Westliche Tunnel-Zufahrt soll 2010 fertig sein

Von Carsten Blaue

Schriesheim. Am Donnerstag wird das Regierungspräsidium die Bürger über den Stand der Planungen des Branichtunnels informieren (ab 19 Uhr, Strahlenberger Schulturnhalle). Bereits gestern erläuterten der Abteilungsdirektor für Straßenwesen und Verkehr, Klaus-Dieter Lang, der Referatsleiter für Ingenieurbau, Walter Katzik, sowie der künftige Bauleiter des Branichtunnels, Michael Trees, den weiteren Zeitplan und die Entwürfe für das mit 60 Millionen Euro teuerste Großprojekt im Landesstraßenbau.

Der Branichtunnel soll als Schriesheimer Ortsumgehung die Talstraße entlasten und ein neuer Abschnitt der L536 werden. Noch dieses Jahr im November oder Dezember soll es losgehen mit dem Bau der Brücken über die künftige Tunnelzufahrt nördlich des Baugebiets "Nord".

Sie entstehen in der Leutershausener Straße und am Leimengrubweg. Zuvor will die Stadt im Norden der Wohnbebauung eine Lärmschutzwand bauen: "Damit sie steht, wenn an der Tunnelzufahrt gearbeitet wird", so Stadtbaumeister Volker Rehberger. Der Bau des Lärmschutzes soll nach den Sommerferien beginnen. Kosten in Höhe von rund 500000 Euro wären dafür nicht ungewöhnlich. Eine Beteiligung daran müssen die Bewohner von "Nord" nicht befürchten.

Der Geländestreifen, den das Regierungspräsidium für die Tunnelzufahrt entlang des Baugebiets braucht, ist samt Böschungen bis zu 35 Meter breit. Die Grundstücke dafür kauft die Behörde zurzeit. Betroffen sind etwa 40 Grundstückseigentümer. Die Distanz zwischen der Fahrbahn des Zubringers und der "Nord"-Bebauung beträgt rund 25 Meter. Vor dem westlichen Tunnelportal wird die Straße rund neun Meter tief in der Erde liegen.

Die beiden Brücken sollen im kommenden Jahr fertig werden. In der zweiten Hälfte des Jahres 2009 dürften überdies die Bauarbeiten an der Zusammenführung der neuen L536 mit der B3 beginnen. Die Tunnelzufahrt wird unter der Bundesstraße und den OEG-Schienen kreuzen und nach rund 200 Metern in den heutigen Autobahnzubringer übergehen. Vorgelagert wird es eine Möglichkeit zum Abbiegen auf die B3 geben. Der heutige Abzweig von der Bundesstraße in Richtung A5 wird danach nur noch Zufahrt zum Baugebiet "Nord" sein. Lang betonte, dass die Lage der Zubringer-Trasse zum Tunnel nach dem Planfeststellungsbeschluss feststehe. Eine Verlagerung der Straße würde ein neues Verfahren nach sich ziehen und sei daher nicht realistisch. Trees ergänzte, dass leiser "Flüsterasphalt" als Fahrbahnbelag ausscheide. Die Emissionsgrenzwerte würden auch so eingehalten. Zudem sei dieser Asphalt aufwändiger im Unterhalt.

Erst wenn die Tunnelzufahrt fertig ist, wird der Bau der Röhre beginnen, deren Westportal nördlich des Friedhofs liegen wird. Als Termin dafür sei das Frühjahr 2010 wahrscheinlich, so die Verwaltung. Als reine Bauzeit für den Tunnel werden etwa zwei Jahre prognostiziert. Wobei Trees bezüglich der Termine zu besonderer Zurückhaltung riet. Fest steht, dass die neue L536 bereits als westliche Baustellenzufahrt verwendet wird. So bleiben "Nord" und das Steinachgebiet davon zwar unberührt. Auf Baustellenverkehr werden sich aber ausgerechnet die Anwohner der Talstraße einstellen müssen, und zwar von der Ostseite des Tunnels her. "Das ist unvermeidbar", so Trees. Rund 130 Meter der Röhre werde man von dieser Seite aus bauen. Dazu kommen die Verkehrstrassen, die die östliche Einfahrt in den Branichtunnel an die jetzige L536 sowie an das Weite Tal und den Griethweg anbinden. Das Ostportal wird zwischen dem Hotel Scheid und der Firma Kling-Malz gebaut.

Unproblematisch sei die geologische Seite des Tunnelbaus, wie Katzik erläuterte. Der größte Teil der rund 150000 Kubikmeter Gestein werde massiver, hochwertiger Granit sein, der wohl gut vermarktbar sei. Damit man sich unter der Menge etwas vorstellen kann: Ein schwerer Lastwagen kann rund zehn Kubikmeter Gestein mitnehmen. Aus dem Branich werden also rund 15000 LKW-Ladungen abtransportiert. Pro Tag dürften es zwischen 50 und 70 sein.

Bürgermeister Hansjörg Höfer betonte, dass der Branichtunnel die größte Baumaßnahme sei, die Schriesheim je erlebt habe: "Er ist ein Meilenstein in der Geschichte der Stadt." Rund 35 Jahre kämpften die Tunnel-Befürworter für das Projekt. Ihr Hoffen und Bangen hatte am 22. Januar dieses Jahres ein Ende, als Ministerpräsident Günther Oettinger die Finanzierungszusage gab. Danach knallten in Schriesheim die Sektkorken. Und in der Abteilung Straßenwesen und Verkehr des Regierungspräsidiums krempelte man die Ärmel hoch und begann mit den konkreten Plänen.



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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung