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03.05.2008

Auch Drogen spielen inzwischen eine Rolle

Schriesheim-Altenbach. (sk) Lärm, Schmutz, Prügeleien und Gegröle: Was sich in den letzten Monaten um den Altenbacher "Jugendtreff" entwickelte, ist ein Problem. Nach regelmäßigen Beschwerden von Anwohnern und ehrenamtlichen Helfern der Evangelischen Kirchengemeinde hatte die Stadt mit der Schließung der Einrichtung gedroht (die RNZ berichtete). Um das abzuwenden und Lösungen zu finden, gab es kürzlich in den Räumen des "Jugendtreffs" einen "Runden Tisch" mit Ortschaftsräten, Nachbarn, Kirchenvertretern, Eltern und Jugendlichen.

"Die Flitterwochen sind vorbei, es geht ans Eingemachte", erklärte Jugendsozialarbeiterin Jana Burwitz, die sich die Feier zum einjährigen Bestehen des "Jugendtreffs" sicher anders vorgestellt hatte. Neben dem Schmutz beklagte sie auch ein zunehmend aggressives Verhalten unter den Jugendlichen: "Es gibt ratzfatz was auf die Nase, ohne dass man darüber spricht. Das betrifft nicht nur die Jungen, sondern auch die Mädchen."

Auch Drogen spielten mittlerweile eine Rolle, so Burwitz. Sie habe zwei Jungen beim Kiffen im Flur erwischt und beim Putzen einen Joint unterm Sofa gefunden. "Draußen wird auch gedealt", wussten die Jugendlichen.

Auf den Boden zu spucken mag unter Jugendlichen cool sein, die unappetitlichen Hinterlassenschaften auf dem Boden ekelten aber alle an: "Man kann es niemandem zumuten, das wegzuputzen", fand der Hausherr im evangelischen Gemeindehaus, Diakon Reinhard Losch. Trotzdem müssten jede Woche Ehrenamtliche zum Putzen antreten: "Und die haben damit nun überhaupt nichts zu tun." Unverständlich war für Losch auch, dass Bierflaschen und Zigarettenschachteln in den Fensterschacht geworfen werden: "Der Mülleimer ist nicht weit weg, aber jemand hebt lieber das Gitter über dem Schacht ab, um den Müll dort hineinzuschmeißen."

"Wir können das der Kirchengemeinde nicht mehr länger zumuten. Das Maß ist voll", fand Ortsvorsteher Alfred Burkhardt. Als Arbeitgeber habe die Stadt eine Fürsorgepflicht gegenüber Jana Burwitz und könne auch sie nicht länger dieser Situation aussetzen: "Wenn wir keine Hilfe von außen bekommen, können wir den ’Jugendtreff’ nicht mehr länger aufrechterhalten."

Die Teilnehmer der Gesprächsrunde waren sich darüber einig, dass es nicht nur an den Abenden, an denen der "Jugendtreff" offen ist, Grund zu Beanstandungen gibt: "Beschwerden über Lärmbelästigungen gibt es auch an anderen Wochentagen", so Burkhardt. Einig waren sich auch Eltern, Nachbarn und Gemeinde, dass jemand kommen müsse, der als Aufsicht fungiert. Ob das nun ein Sicherheitsdienst, Eltern oder Ehrenamtliche seien, blieb offen.

"Wo sollen wir denn hingehen? Es gibt doch nichts in Altenbach", gab Jasmin zu bedenken. Dass nicht alle Jugendlichen über einen Kamm geschoren werden dürfen, darin war man sich einig. "Aber zu 65 Prozent stammen die Gäste des ’Jugendtreffs’ aus Altenbach", konstatierte Burkhardt. Selbstkritisch sahen einige der Eltern ihre Rolle: "Manche Eltern haben auch Scheuklappen auf – nach dem Motto: ’Mein Kind macht das nicht’"; kritisierte Renate Schmitt, ehrenamtliche Helferin der Kirchengemeinde. Ein anderes Problem sei, so Burwitz, dass keiner "petzen" wolle, wenn etwas passiere. Im Verlauf des Gesprächs wurden dann aber die Strukturen innerhalb der Gruppe klarer. Im Zentrum von Misshandlungen, Pöbeleien und Drogenhandel steht offenbar eine Gruppe von fünf Jugendlichen, an die sich nach eigenem Bekunden "keiner ’rantraut". Aus Angst vor Repressalien hatten die Jugendlichen geschwiegen.

Burkhardt versicherte, dass gegen diese Täter ein Platzverweis ausgesprochen werden könne, der zur Not mit Hilfe der Polizei durchgesetzt werde. Burwitz verwies nochmal darauf, dass die betroffenen Jugendlichen im Falle eines Falles auch etwas sagen müssen. Nur so könne sie einschreiten. Eine spontane Aktion brachte den Jugendlichen Sympathien: Valerie und Marlene griffen zu Besen und Putzeimer und reinigten die Fensterschächte. Valerie erklärte: "Es geht nicht, dass hier alles kaputt geht."

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung