Schriesheim im Bild 2023

09.05.2008

Hier oben tut sich was

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Von Carsten Blaue

Sie haben gut lachen in den neuen Weinbergterrassen des Schlossbergs: der Leitende Ingenieur der Rebflurbereinigung Frank Holtmann, WG-Geschäftsführer Harald Weiss, Bürgermeister Hansjörg Höfer und WG-Aufsichtsratsmitglied Werner Morast (von links). Foto: Dorn
Schriesheim. Im Mai vergangenen Jahres wurde die erste Rieslingrebe in den neuen Weinbergterrassen der Rebflurbereinigung noch mit viel Prominenz und großem Aufsehen gesetzt. Dieses Jahr pflanzen die Winzer ihre neuen Weinstöcke im wesentlich größeren zweiten Teil der Flurneuordnung des Kuhbergs nahezu unbemerkt. Dabei hat sich in letzter Zeit südwestlich der Strahlenburg einiges getan.

Im März war die Erdbau-Firma Schwörer hier mit den neuen Weinbergterrassen fertig. Nach den 1,6 Hektar neuer Rebfläche im vergangenen Jahr entstanden so weitere 5,5 Hektar Kleinterrassen sowie ein Hektar Anbaumöglichkeit im Direktzug. Rund vier Hektar Weinberge im gut 17 Hektar großen Gebiet der Flurneuordnung blieben von den Bauarbeiten unberührt. Wurden vergangenes Jahr rund 3500 neue Riesling-stöcke gesetzt, kommen dieses Jahr weitere 20000 Reben dazu, aber nicht nur Riesling. Auch die Burgunder-Sorten kommen mit etwa 2000 neuen Weinstöcken zum Zug: "Das ist okay, der Boden gibt es her", meinte der Geschäftsführer der Winzergenossenschaft (WG), Harald Weiss, beim RNZ-Termin vor Ort.

Mit dabei war auch Frank Holtmann vom Amt für Flurneuordnung. Er ist der Leitende Ingenieur der Schriesheimer Rebflurbereinigung: "Im Moment läuft alles rund, wir haben keine Probleme." Seit drei Wochen werden die Bewässerungsleitungen für die neuen Terrassen verlegt, das heißt die Zuläufe sowie rund 18 Kilometer Tropfschläuche, die die Reben mit Wasser versorgen werden. Außerdem werden gerade die neuen Wege zwischen den noch recht kahlen Weinbergen vermessen. "Danach wollen wir zügig ausschreiben, damit wir im Oktober mit der Befestigung beginnen können." Bis dahin verbietet der Vogelschutz solche Arbeiten. Ebenfalls im Herbst werden weitere Trockenmauern gebaut, und der neue Themenweg durch die Weinberge wird angelegt.

Nachdem der Runde Tisch zu dieser Sache Anregungen gesammelt hat, beginnt das Ludwigsburger Büro "Ökologie Planung Forschung" (ÖPF) nun mit dem Netzplan und erarbeitet eine Konzeption der Beschilderung. Zu den übergeordneten Themenblöcken würden die Stadtgeschichte, die Ökologie im Weinberg, die Rebflurbereinigung und der Weinbau gehören. Das sagte gestern der Gründer des Büros ÖPF, Matthias Güthler, im RNZ-Gespräch. Zu den Geschäftsfeldern seiner Firma zählen die Umweltbildung, das Umweltmarketing sowie die Landschaftsökologie. Bis zum Jahresende sollte das Büro mit seinen Plänen für den Themenweg fertig sein, sagte Holtmann.

Der Leitende Ingenieur erwartete auch bei der Zuweisung der neuen Rebflächen keine Probleme: "Wir haben alles abgesprochen und geklärt." Hansjörg Höfer ergänzte, die Winzer seien "sehr positiv gestimmt" und weniger aufgeregt als gedacht: "Alle freuen sich, in den neuen Weinbergen arbeiten zu dürfen", sagte der Bürgermeister.

Einer der Winzer ist WG-Aufsichtsratsmitglied Werner Morast. Er hat vergangene Woche alleine 4500 Reben gesetzt. Von der Witterung her sei es zum Pflanzen optimal gewesen. Dieses Jahr gelte dem Wachstum der Weinstöcke. Im kommenden Jahr wird der "Jungfernwein" geerntet, und beim Jahrgang 2010 sei mit etwa 30 Prozent des normalen Ertrags zu rechnen.

Morast und WG-Mitglied Werner Fath pflegen auch rund 2,6 Hektar der Lage Schlossberg, die die Winzergenossenschaft von der Familie Bartsch gepachtet hat. Morast war mit Schwörers Erdarbeiten zwar auch zufrieden. Er sagte aber auch: "Trotz der Terrassen brauchen wir im Kuhberg fürs Kilo Trauben immer noch die doppelte Zeit." Zudem ist wohl von rund 20 Prozent weniger Ertrag auszugehen. "Den Ertrag kann ich aber über die Reberziehung einstellen. Abgesehen davon wollen wir ja sowieso nicht in Richtung Menge", gab Weiss zu bedenken. Zudem mag er das mit der doppelten Arbeitszeit nicht recht glauben. Und selbst wenn es so wäre, sagte Weiss: "Die Alternative wäre gewesen, dass wir hier oben bald gar nichts mehr gehabt hätten."


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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung