Schriesheim im Bild 2023

13.05.2008

Bei Sonnenschein den Mond beobachten

Von Stefan Zeeh

Schriesheim. "Endlich einmal gutes Wetter": Roland Janz, Leiter der Christian Mayer-Volkssternwarte, ist sichtlich erfreut, denn nach drei eher durchwachsenen Jahren mit wolkenverhangenem Himmel ist die Sicht auf Himmelsobjekte am diesjährigen Tag der offenen Tür ungetrübt. So bekamen dieweit über 300 Besucher einiges mit den Teleskopen zu sehen, selbst am Tag.

"Wir haben dieses Mal in unserem Fundus gestöbert und einige Geräte ausgestellt", sagt mit einem Augenzwinkern Kurt Seib, der Vorsitzende des Trägervereins der Sternwarte. Dazu gehört das im Innenhof aufgestellte Teleskop. Es steht aber nicht nur als Anschauungsobjekt hier: "In den Nachmittagsstunden kann man von hier aus den Mond beobachten", erläutert Stefan Brack. Denn der Mond geht dieser Tage bereits um 13 Uhr auf und verschwindet erst lange nach Mitternacht.

Aber nicht nur der Mond ist bei Sonnenschein zu sehen. "Möchten Sie sich einmal die Venus anschauen?", fragt Janz zwei Besucher. Auf Knopfdruck bewegt sich das Teleskop in die entsprechende Position. Die Standorte der Himmelskörper sind im Computer gespeichert, und dieser steuert über Motoren das Teleskop. So entfällt die mühselige Suche nach einem Planeten oder Stern, und nach wenigen Augenblicken können die Besucher eine kleine, hell leuchtende Scheibe am blauen Himmel erkennen, die Venus. Auch der Merkur, der Mars oder der Saturn sind sichtbar.

Und natürlich die Sonne. Die gibt aber dieses Jahr nur wenig her, denn sie befindet sich gerade in einer Phase mit sehr wenigen Sonnenflecken. Diese stellen die etwas kühleren Stellen auf der Sonnenoberfläche dar und kommen in einem elfjährigen Zyklus vor. Während in einem Sonnenfleckenmaximum Hunderte von dunklen Flecken pro Jahr auf der hell strahlenden Sonnenoberfläche vorkommen, können während eines Minimums monatelang gar keine Flecken beobachtet werden. So ist es auch zurzeit.

Dafür zeigt sich eine Protuberanz, ein Auswurf von Materie aus der Sonne. Mit einem speziellen Teleskop lässt sich eine bogenförmige Struktur oberhalb der Sonnenoberfläche erkennen. "Der Bogen hat ungefähr die Größe der Erde", gibt Janz den Besuchern einen Größenvergleich.

Im Inneren der Sternwarte ist auf mehreren Bildschirmen die aktuelle Wetterlage zu beobachten. Allerdings kommen die Daten nicht mehr wie in den früheren Jahren direkt von einem der Meteosat-Satelliten, sondern aus dem Internet.

Der Meteosat-Satellit, auf den eine der Parabolantennen der Sternwarte eingestellt war, wurde abgeschaltet. Außerdem sendete dieser Satellit noch ein analoges Signal, und für die digitalen Signale der anderen Satelliten hat man in der Sternwarte keine Empfangstechnik. "Es ist auch fraglich, ob wir diese überhaupt anschaffen", erklärt Seib. Denn mit der Wetterbeobachtung hat man in der Sternwarte wenig zu tun.

Die Anlage diente vielmehr zur Demonstration der Übertragungstechnik von einem Satelliten zu Erde. Dafür haben die Mitglieder im vergangenen Jahr einige zusätzliche Räume für die Besucher zugänglich gemacht, in denen sich weitere Ausstellungsstücke befinden.


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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung