Schriesheim im Bild 2023

06.06.2008

Wo sollen die neuen „Hollandhäuser" hin?

Von Carsten Blaue

Schriesheim. Am Mittwoch saßen sie an einem Tisch. Bürgermeister Hansjörg Höfer traf sich mit Vorstandsmitgliedern des TC Schriesheim und Vertretern der Gemeinderatsfraktionen. Es ging um das städtische Grundstück am Wiesenweg, auf dem heute die sogenannten "Hollandhäuser" stehen, die Obdachlosenunterkünfte. Diese befinden sich in nächster Nähe zum Push-Gelände, zu den Ställen der Geflügelzüchter, zur Anlage des Reit- und Fahrvereins und zum Sportplatz. Auch gleich nebenan sind darüber hinaus die Plätze des Tennisclubs. Die Verwaltung möchte die maroden "Hollandhäuser" abreißen und an gleicher Stelle durch massive Bleiben für Obdachlose und Menschen, die unter das Flüchtlingsaufnahmegesetz fallen, ersetzen. Hier leben im Moment 17 Personen. Sieben weitere würden dieses Jahr noch erwartet, so Ordnungsamtschef Willy Philipp.

Diese Lösung werde das Rathaus dem Gemeinderat in der Sitzung am 18. Juni vorschlagen, hieß es von Seiten der Fraktionen. Bürgermeister Hansjörg Höfer sagte dazu gestern lediglich: "Wenn das alle sagen, dann wird es wohl stimmen. Unsere Position schildern wir in der Vorlage für den Gemeinderat."

Der TCS liebäugelt jedoch mit diesem Grundstück, um hier zwei neue Tennisplätze zu bauen, die der 550 Mitglieder starke Club dringend braucht.

CDU und Freie Wähler (FW) wünschen sich die neuen Unterkünfte für die Wohnsitzlosen an einem anderen Platz und wollen auch nochmal darüber reden, ob diese wirklich massiv gebaut werden. Die SPD findet den Standort der "Hollandhäuser" auch nicht optimal und hofft auf eine Alternative. Solange es die nicht gibt, will die Grüne Liste am heutigen Gelände festhalten.

"Es kann nicht sein, dass diese Häuser mitten in einem Sportgebiet liegen", hielt gestern Alfred Burkhardt (FW) auf Anfrage dagegen. Für die Obdachlosen brauche man einen geeigneten Platz. Jedenfalls gehe es beispielsweise nicht, sie "an die Autobahn auszulagern".

CDU-Fraktionssprecher Paul Stang hatte mal einen Standort am Bauhof ins Spiel gebracht, den er selbst aber auch nicht mehr "ganz optimal" findet, wie er im RNZ-Gespräch sagte. Burkhardt erinnerte zudem daran, dass der Platz der "Hollandhäuser" ein Provisorium aus der Not heraus gewesen sei: "Und das hielt eben 15 Jahre lang." Der Freie Wähler befürchtete zudem Konflikte zwischen den Vereinen und den Bewohnern der Häuser: "Auf dem Push-Gelände gibt es Partys am Wochenende, und der Tennisclub spielt abends lange bei Flutlicht."

Burkhardt unterstrich, dass der Erweiterungswunsch des TCS zunächst keine Rolle spiele bei der Abwägung des Standorts für die neuen Unterkünfte. Gleichwohl wolle niemand die Zukunft des Vereins gefährden.

Er könne die Argumente des Tennisclubs verstehen, meinte Sebastian Cuny (SPD), der ebenso wie Burkhardt, Stang und FDP-Stadtrat Wolfgang Renkenberger beim Gespräch im Rathaus dabei war. Den Vereinsinteressen stehe jedoch der dringende Bedarf nach den neuen Unterkünften entgegen.

Deren Lage sei heute zwar nicht günstig und er hoffe auf eine Alternative, so Cuny: "Aber es wird nicht einfach sein, einen anderen Standort zu finden". Da sei jetzt eben die Verwaltung gefordert, meinte Stang. Er könne sich vorstellen, dass seine Fraktion die Pläne des Rathauses mehrheitlich ablehne.

"Wir hatten jahrelang keinen anderen Standort, wie sollen wir also jetzt so schnell einen finden", fragte sich Robert Hasenkopf, der für die Grüne Liste am Gespräch hinter verschlossenen Türen teilgenommen hatte. Die Stadt habe keine eigenen Grundstücke für eine solche Nutzung und auch nicht die geeigneten Räume. Und zum Kauf fehle der Stadt das Geld. Solange es also keine bessere Lösung gebe, müssten die Obdachlosenunterkünfte bleiben, wo sie jetzt sind. Doch Hasenkopf verstand auch den TCS, "zumal der Verein das Versprechen der Stadt hatte, sich in dieser Richtung erweitern zu können".

copyright (c) rnz-online

Copyright (c) rnz-online

Autor: Rhein-Neckar-Zeitung