Schriesheim im Bild 2023

12.06.2008

Diese Straße ist nur auf dem Schild gesperrt

Von Carsten Blaue

Schriesheim. Eigentlich ist die schmale Odenwaldstraße nur für landwirtschaftlichen Verkehr freigegeben und ansonsten für Kraftfahrzeuge gesperrt. "Aber in Spitzenzeiten fahren hier locker 50 Autos in der Stunde vorbei", sagt Jürgen Ruland. Das sind bestimmt nicht nur Grundstücksbesitzer, die über die Straße zu ihren Gärten und Weinbergen fahren: "Die kennen wir ja auch. Alle anderen kommen vom Branich runter", sagt Ruland. Er wohnt mit seiner Familie in der Odenwaldstraße 9 und erlebt Tag für Tag, wie hier die Verkehrsvorschriften ignoriert werden.

Ruland sagt im Gespräch mit der RNZ: "Ich war schon beim Ordnungsamt. Hier heißt es immer nur, das Ganze sei ein ,politisches Problem’. Es ist schon frustrierend, jahrelang gegen eine Wand zu reden." In der St.-Wolfgang-Straße, so Ruland, könne man offensichtlich mehr bewegen, spielt er auf die provisorische Schließung der Carl-Benz-Straße an. Durch diese Sperrung nahm der Durchgangsverkehr in Richtung Gewerbegebiet in der St.-Wolfgang-Straße schlagartig ab. Rulands Frau Elke unterstreicht: "Hier ging’s. Hier wurde eine öffentliche Straße einfach zugemacht".

Die Rulands glauben, dass sie und ihre Nachbarn einfach zu wenige Bürger sind, um im Rathaus oder im Gemeinderat jemanden mit ihrem Problem zu beeindrucken: "Wir werden ignoriert". Dabei wäre die Lösung nach Ansicht von Jürgen Ruland einfach: "Man müsste die Straße oben am Wendehammer auf dem Branich mit einem Pfosten sperren, den die Feuerwehr im Notfall mit einem Schlüssel umklappen kann. Aber im Ordnungsamt heißt es, sowas habe man bisher nicht ,durchbekommen’".

Also geht die muntere Raserei vor Rulands Haustür weiter. Eigentlich ist hier noch Tempo-30-Zone. Beim Gedanken daran muss Ruland lachen. Während des Gesprächs rauschen einige Autos am 1960 gebauten Haus vorbei – Kombis, Limousinen, Geländewagen. Manche Fahrer lächeln freundlich und auch etwas betreten: "Ja, es dauert eben länger, den normalen Weg über die Branich- und die Talstraße zu fahren", schaut ihnen Ruland kaum noch hinterher. Wenn die Talstraße aus welchen Gründen auch immer gesperrt sei, "dann fährt hier alles hoch und runter." Die offizielle Umleitung sei das aber nicht.

Für die Rulands wäre alles vielleicht gar nicht so problematisch, wenn das Verkehrsaufkommen nicht so zugenommen hätte und das Verhalten mancher Autofahrer nicht so rücksichtslos wäre. Elke Ruland sagt: "Unser Schlafzimmer geht raus zur Straße. Viele schalten vor unserem Haus runter und beschleunigen erstmal richtig." Das Tempo der Autos sei das Hauptärgernis. Ein Nachbar sei angefahren worden, der Verursacher sei weitergefahren. Es hätte zudem bei der Stadt auch schon mal eine Eingabe vorgelegen, dass die Brombeerhecken an der Straße geschnitten werden müssten, da ansonsten die Autos beim Vorbeifahren zerkratzt würden. Andere hätten selbst zur Schere gegriffen.

Regelmäßig würden Fußgänger von Autofahrern bedrängt. Auch Baufahrzeuge und Bagger hätten sich schon die Odenwaldstraße hinabgequält: "Ein Lastwagenfahrer hupte so lange, bis wir Anwohner unsere Autos weggefahren hatten", sagt Jürgen Ruland und ergänzt mit Blick auf die Verwaltung: "Wenn sie das hier schon dulden, dann können sie die Schilder ja auch gleich wegmachen." Er glaubt jedoch, dass das verkehrsrechtlich gar nicht so unproblematisch wäre, "denn für eine normale Straße ist die Odenwaldstraße einfach zu schmal. Vor allem, wenn sich zwei Autos entgegenkommen. Es gibt auch keine Gehwege."

Für Ruland bleibt es dabei: Die Odenwaldstraße muss schon auf dem Branich zugemacht werden. Im Rathaus habe er zuletzt die Empfehlung bekommen, doch eine schriftliche Eingabe an alle Parteien im Gemeinderat zu richten. Als Ruland das erzählt, sieht er nicht so aus, als würde er damit viele Hoffnungen verbinden.


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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung